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Vier Gänge zur Orientierung

„Und jetzt die Avocado!“ Laurenz testet schon mal die Salatsauce, während seine Mitschülerinnen noch fleißig am Schnippeln sind – jetzt scheint er zufrieden. Seine Lehrerin schaut neugierig in die verschiedenen Schüsseln, während Lilly, Henrike und Paula entspannt und zielgerichtet weiterwerkeln. Später erzählen sie, sie hätten geschaut, was da sei, dann losgelegt, Planungen immer wieder auch verworfen, wenn entsprechende Lebensmittel nicht zur Verfügung standen. So sei letztlich zwar „nur“ Salat entstanden, aber als völlig neue Kreation. Das Beste: er hat allen geschmeckt. Gemeinsame Anstrengung und Einsatz aller ließen eine wahre „Geschmacksexplosion“ entstehen.
Im Rahmen der Orientierungstage durften die 9. Klassen des ETA bei einem Kochevent viel Neues über sich selbst erfahren und ihre Stärken in einer anderen Umgebung als im Klassenzimmer kennenlernen. Unter Anleitung der Erlebnispädagogin Susanne Stadler war es Aufgabe, ein Vier-Gänge-Menü zuzubereiten. Das stellte sicher eine nicht alltägliche Aufgabe und Herausforderung für die Schüler dar. Neben noch nicht entdeckten Kochkünsten erforderte dies vor allem Kooperation, Engagement und viel Eigeninitiative. Das Entwickeln von Lösungsstrategien der Schülerinnen und Schüler war ständig gefragt – für ein sinnvolles Miteinander in der Gruppe, aber auch für neue Entscheidungen beim Kochvorgang, der vor allem Mut zu Neuem erforderte.
Nach dem Spiel „Satellit“ im Freien, das die 9b in Bewegung und Aktion brachte, erinnerte Frau Stadler mit dem Bild „Meine Insel“ an Stärken, Können, Wissen, Gefühle, Schwächen oder Wünsche, die jeder Einzelne hat. Diese Überlegungen sollten am Ende des Tages nochmals überprüft oder ergänzt werden. Letztlich durften die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass das Leben voller Möglichkeiten ist, die es zu nutzen gilt.
Danach ging es in vier Gruppen, die per Zufallsprinzip durch ein Spiel der Schüler zustande kamen. Die eigentliche Herausforderung – das Vier-Gänge-Menü – stand jetzt bevor.
Überraschte oder auch ungläubige Gesichter konnte man sehen, als Frau Stadler das Lebensmittelsammelsurium für das Kochevent vorstellte. Auf einige Lebensmittel wies sie gesondert hin, so den Grünkernschrot oder die Hafercreme. Was sollte man bloß damit anfangen? Die Schüler nahmen es sportlich und machten sich sofort mit Feuereifer an die Arbeit. Die letzten Schürzen und Kochhauben wurden noch angezogen. Dem Run auf die Lebensmittel stand nun nichts mehr im Weg. Schließlich sollten die einzelnen Gänge des Menüs in einem bestimmten Zeitrahmen fertigwerden. Hinweise zu Hygiene, der eigenständigen Gruppenarbeit oder der Kalkulation nahmen die Schüler auf ihrem Weg in die Küche mit.
Ein geschäftiges, aber planvoll wirkendes und ruhiges Treiben, immer wieder Absprachen, Abschmecken, neues Überdenken von Zusammensetzungen oder neue Ideen für das jeweilige Gericht, auch einmal kurzes Ausspannen, der kleine Plausch miteinander waren in der Küche zu beobachten. Die Schüler schienen zu wissen, was zu tun ist, konnten ihre Zeit einteilen, gut planen und in einer angenehmen Atmosphäre schließlich daran gehen, die Tischreden vorzubereiten und die Tafel zu decken. Schließlich waren auch Gäste aus dem Haus „Miteinander“ der Caritas und der Josephstiftung in Gaustadt, die ihre Küche die ganze Woche kostenfrei zur Verfügung stellten, eingeladen.
Die Gäste, drei Hausbewohnerinnen, wurden freundlich empfangen. Man war mindestens genauso gespannt auf das Menü wie diese. Schon machte die erste Tischrede Lust auf den ersten Gang, einen bunten Salat mit Avocadocremesauce. Mit viel Liebe zum Detail angerichtet, erwies er sich als wohlschmeckende Komposition, der mit seinen frohen Farben Frühlingsgefühle weckte.
Der zweite Gang entführte mit seinen Bulgurbällchen mit Quark-Dip in den Orient, professionell und liebevoll zubereitet.
Soja-Geschnetzeltes mit Reis und Gemüsebeilage als dritter Gang waren ebenfalls von Konsistenz und Geschmack her gelungen. Schließlich bildeten Pfannkuchen mit schokolierten Früchten, veganer Sahne und Ahornsirup den Abschluss eines feinen, leckeren und kreativen Menus. Frau Stadler lobte die Klasse, die insgesamt abwechslungsreich, nicht nur für das Auge, und geschmacklich ansprechend gekocht hatte.
Alle Gruppen bereiteten ihr Gericht noch kurz vor, um es dann zu servieren. Nach dem Festmahl musste die Klasse aber auch die Küche wieder in Ordnung bringen, bevor sie sich dem zweiten theoretischen Teil widmen.
Gemeinsam mit Frau Stadler erarbeiteten sie die Grundregeln des richtigen Feedback -Gebens. Sie erfuhren unter anderem, wie ein Feedback sinnvoll formuliert werden muss, damit es vom anderen auch gerne angenommen wird.
Jeder Schüler konnte dies auch gleich in die Tat umsetzen und durfte ein Feedback zum Orientierungstag abgeben. Das Ergebnis war durchaus positiv! Den Schülern hat es Spaß gemacht, zusammen zu kochen, kreativ zu arbeiten, zu experimentieren und sich bei Problemen gegenseitig zu helfen. Letzter Tipp der Erlebnispädagogin an die Klasse: Schöpft eure vorhandenen Ressourcen aus!

Text und Fotos: W. Lechner