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Gymnasium Bamberg

Pilotprojekt Ukraine-Austausch

Hervorgegangen aus persönlichen Kontakten über das „Europa macht Schule“-Projekt 2015/16 der Klasse 8d (Mittelstufe Plus) mit Iryna Arabadzhian kann das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium erstmals in diesem Schuljahr einen Austausch mit zwei westukrainischen Schulen anbieten!
Der erste Besuch der 15 ukrainischen Schülerinnen und Schüler wird vom 25. April bis 5. Mai in Bamberg stattfinden, der Gegenbesuch unserer Acht- und Neuntklässler in der Ukraine vom 19.-29. September 2018, einige Tage davon in Subra nahe der Welterbestadt Lviv (Lemberg), einige Tage in dem idyllisch gelegenen Dörfchen Kamin im Vorkarpatenland (bei Ivano-Frankivsk). Seit Monaten laufen die Vorbereitungen an den beteiligten Schulen, tatkräftig unterstützt von ukrainischen Studierenden an der Universität Bamberg (Verein „Bamberg: UA e.V.“), zwei Erasmus-Studierenden im neuen „Europa macht Schule“-Projekt der 8c und 9k, der griechisch-katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Gaustadt sowie dem ehemaligen Schulleiter Wolfgang Schubert, der sich als Gastgeber, kompetenter Mitorganisator mit eigenen Ukraine-Erfahrungen und Begleitperson für die Reise zur Verfügung gestellt hat.

Was ist neu und vielleicht anders als bei den bewährten Austausch-Programmen, die den Alltag am E.T.A. als UNESCO-Projektschule bereichern?
Der Abbau von Vorurteilen gegenüber osteuropäischen Staaten, die Neugier auf ein Land, in das man normalerweise nicht mit den Eltern in Urlaub fährt, weil es hinter „Ostblock-Mauern“ verborgen gewesen ist und trotz seiner lang ersehnten Unabhängigkeit und der „Orange Revolution“ noch immer seinen Weg aus der Krise sucht? Die Reflexion über den eigenen Lebensstandard und das Nachdenken über die Frage, was „Europa“ eigentlich ausmacht und warum die einen Staaten das Privileg (oder die Bürde?) besitzen, zur politischen Gemeinschaft dazu zu gehören, die anderen dagegen nicht? Sicherlich auch der „Reiz des Neuen“, als „Pioniere“ ein ganz besonders Pilotprojekt zu starten, aber auch die Vorfreude auf die berühmte Gastfreundschaft der ukrainischen Familien, verbunden mit der Freude über all das, was durch die bisherigen Kontakte und Vorarbeiten bereits an Positivem zu spüren gewesen ist.

Und es rührt wirklich an und gibt zu denken, wenn ukrainische Mädchen auf ihren Videogrüßen in Landestracht und Blütenkranz im Haar vor einer ukrainischen Flagge uns in sorgfältig artikulierter deutscher Sprache und mit glänzenden Augen in ihre Heimat einladen, wenn sie davon träumen, dass ihr Land dereinst gleichberechtigtes Mitglied in einem vereinten Europa sein könnte, wenn sie fleißig Deutsch und Englisch lernen, um sich mit uns verständigen zu können, wenn diese Kinder sich in Auswahltests und Videobewerbungen an ihren Schulen als würdige Vertreter ihres Landes beweisen müssen und dabei von Goethe, Schiller und Heine, von deutschen Adventsbräuchen und Festen reden und sich über alle Maßen darauf freuen, bald ihre (vermutlich erste) große Reise in den Westen antreten zu dürfen …

Unsere Schülerinnen und Schüler wollen diesen Kindern und Jugendlichen das E.T.A. und Bamberg vorstellen, sie am Unterricht und an Schulveranstaltungen teilnehmen lassen (Frühlingskonzert, Theater), die Universität erkunden und dabei Studierende aus aller Welt (und aus der Ukraine) kennenlernen. Sie wollen gemeinsam Unterhaltsames (z. B. im Tiergarten Nürnberg, am bunten Abschlussabend), Kultur (beim Besuch des Industriemuseums Nürnberg, der Kaiserburg, dem Albrecht Dürer-Haus, des Doms und Diözesanmuseums, des Bamberger Marionettentheaters und von Schloss Seehof), Sport („Spiele ohne Grenzen“ auf dem Sportplatz, Fußball, Bowling usw.), Religiöses (Taizé-Gebet, Besuch des ukrainischen Gottesdienstes in der Kirchengemeinde), ihr Alltags- und Familienleben teilen und sich auf viele Gespräche hier und dort einlassen. Gespannt sind wir jetzt schon auf unsere Reise in die Ukraine im Herbst, wo sich uns bestimmt eine „fremde Welt“ öffnen wird mit schöner, oft noch unberührter Natur, vielfältiger kultureller Prägung, wechselhafter, oft auch leidvoller Geschichte, stolzer Tradition, Herzlichkeit in der Begegnung - aber auch Einfachheit und politisch-wirtschaftliche Krisenstimmung.
„Welcome to Ukraine“ heißt es in vielen der präsentierten Videos, „Los geht’s!“ haben sich die ukrainischen Schulen als Projekttitel für den Austausch gewählt. „ЛАСКАВОПРОСИМО! Laskawo prosymo!“ – „Herzlich willkommen!“, so können auch wir schon jetzt anfangen zu üben.

Bericht und Fotos: Angela Kestler