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Gymnasium Bamberg

Mondiapolis

Am Donnerstag Vormittag war unser erstes Ziel gemeinsam mit unserer französischen Schülergruppe aus Bordeaux ein Workshop zum Thema ‚Fairer Handel in einer globalen Welt‘ bei der internationalen NGO Oxfam. Nach einer Begrüßung in Englisch tauchten wir in einen Wohnraum ein, der mit Produkten von multinationalen Firmen ausgestattet war. So fanden wir beispielsweise Kleidung der Marke H&M, einen Computer von Samsung, Lebensmittel, Möbel und einiges mehr, alles versehen mit dem Namen des Konzerns, Anzahl der Mitarbeiter, dessen Umsatz und aktueller Gewinn. Dadurch wurde uns bewusst, wie globalisiert unser alltäglicher Konsum ist. Anhand unserer Entdeckungen erarbeiteten wir die Problematik der Globalisierung und versuchten uns in die Geschäftsstrategien multinationaler Konzerne hineinzuversetzen: Profite maximieren, Ausgaben reduzieren. Eine Möglichkeit, die viele weltweit bekannte Marken nutzen, ist es, möglichst niedrige Löhne auszuzahlen. Dazu lassen sie Subunternehmen in einkommensschwachen Ländern Produkte für sie produzieren, die sie anschließend weiterverarbeiten. Somit schaffen sie es, die Verantwortung für schlechte Arbeitsbedingungen und Löhne unter dem Lebensstandard von sich zu schieben. Mit deutlich weniger Geld als „decent wage“ (angemessene Entlohnung) können sich Familien in Ländern, wie zum Beispiel Kenia, Bangladesh und Kambodscha, nicht ansatzweise den Lebensstandard finanzieren, den wir als selbstverständlich erachten: ein sicheres Zuhause, ausreichend Hygiene, drei Mahlzeiten am Tag, Bildung, medizinische Versorgung und selbst eine funktionierende Toilette werden dadurch zu Luxusgütern. Auf ihre Regierung können die Familien ebenfalls nicht hoffen, denn deren Strategie ist es, durch niedrige Löhne große Firmen in ihre Länder zu locken, um so den Wohlstand im Land zu heben. Diese Strategie bleibt jedoch für die Mehrheit erfolglos - sie sorgt im Gegenteil sogar für eine Verschlimmerung der Zustände, welche wir später anhand dreier Beispiele und eines Rollenspiels genauer untersucht haben. In drei Gruppen durften wir nun in drei unterschiedliche Räume eintauchen, jeder zum Thema einer wichtigen Ressource für wichtige Produkte: 1. Coltan als Mineral in technischen Geräten, 2. Baumwolle als universeller Bestandteil von Textilien, sowie 3. Zucker als begehrter Inhaltsstoff in nahezu allen verarbeiteten Lebensmitteln. Jeder Raum ermöglichte es uns, der Lebenswelt der Arbeiter*innen nahezukommen, indem man zum Beispiel in einen nachgebauten Mienenschacht steigen konnte. Filme und Räumlichkeiten von Einheimischen machten die Lebens- und Arbeitsbedingungen ansatzhaft erlebbar. Nachdem jede Gruppe ihre Ergebnisse vorgetragen hatte, erarbeiteten wir noch eine weitere Geschäftsstrategie: das Vermeiden von Steuern, um Geld einzusparen. Den zweiten Teil des Workshops bildete ein Rollenspiel, in dem wir Arbeiter*innen der verschiedenen Produktions-Stationen eines Kleidungsstücks repräsentierten. Diese reichten von Baumwollfeldarbeitern in Burkina Faso über Näherinnen in Kambodscha bis zu den CEOs der Kleidungsfirmen in Schweden und China. Auch hier gab es erneut nachgestellte Räumlichkeiten, wie eine Nähfabrik, eine kleine Hütte sowie ein Büro, um uns das Eintauchen in unsere Rollen zu erleichtern. Als Vorbereitung für eine Diskussionsrunde der Akteur*innen untereinander arbeiteten die Näherinnen und Feldarbeiter*innen Forderungen an ihre Auftraggeber*innen heraus, mit welchen diese in der anschließenden Debatte konfrontiert wurden. Im Laufe unserer Diskussion wurde uns bewusst, was für eine große Herausforderung die Lösung der aktuellen Lage in der Realität darstellt und dass gesetzliche Regelungen, wie das EU-Lieferkettengesetz, zumindest in die richtige Richtung weisen. Und was können wir selbst tun? Bewussterer und weniger Konsum, Recycling alter Smartphones, Wiederverwenden ungenutzter Kleidung, fair produzierte Produkte, z.B. von Oxfam, kaufen…. Jede/r von uns kann so Akzente auch für andere Menschen setzen und an einer lebenswerten Zukunft für alle aktiv beteiligt sein.
Luisa Birzer, Karina Knapczyk (Q12)