ETA Logo 100  E.T.A. Hoffmann-Gymnasium Bamberg
ETA Logo 100 E.T.A. Hoffmann-
Gymnasium Bamberg

Was ist Liebe?

{tab Programm}

Was ist Liebe?
„Die Liebe kann ja mal ein Irrtum sein.“ Welche Kraft bestimmt eigentlich, wen wir lieben? Das Gefühl? Die Vernunft? Oder gibt es da doch noch etwas anderes? Ist es vorstellbar, dass wir in der Liebe gar nicht mehr selbst entscheiden, sondern dass eine außer unserer Vorstellungskraft befindliche Macht uns beeinflusst?
Am Ende von „Ein Sommernachtstraum“ wissen die Personen auf der Bühne nicht mehr so genau, was sie eigentlich dazu geführt hat, speziell diesen einen Menschen zu lieben, obwohl sie vorher gekämpft, gestritten, geworben und gefleht haben – um eine völlig andere Person! Und die Herrscher der Feenwelt gehen zufrieden von der Bühne…
Shakespeare hat ein unterhaltsames und dennoch ernsthaftes Stück geschrieben, das trotz des Titels auch im Winter aufgeführt werden kann.

{tab Flyer}

Programmheft

Flyer 2  Flyer 1


{tab Kritik}

"Je mehr ich ihn liebe, desto mehr hasst er mich!"
Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" als abwechslungsreiches und humorvolles Wechselspiel auf der Theaterbühne des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums Bamberg

Wer kennt sie nicht, die wohl lustigste Szenerie in einem der Werke des englischen Dramen-Genies: "Pyramus und Thisbe" wird von einer dilettantischen Laienspielgruppe in den Wäldern vor Athen einstudiert,  was sich bei den hochprofessionellen Mitgliedern des P-Seminars "Vorhang auf!" unter der klaren Führung von Martin Stübinger zum wahren Feuerwerk, das die Augen der Zuschauer erfreut und die Lachmuskeln derselben strapaziert,  entwickelt.

Da ist einmal der verwirrte, vergeistigte und stetig tänzelnde Pseudoregisseur Pablo Squenz, der von Jonathan Mücke mit einem klaren Spiel von Mimik und Gestik unglaublich variantenreich in Szene gesetzt wird. Und er hat viel zu tun, muss er doch ein "Theaterstück" für die Hochzeit des Herzogs von Athen und der Königin der Amazonen inszenieren, das eigentlich nicht schief gehen darf – eigentlich. Die Handlung ist denkbar einfach: Es geht um Liebe, eine Mauer mit Schlitz, den Mond und einen Löwen. Die Herren und Damen in der Theatergruppe hingegen sind denkbar einfach strukturiert, wen wundert´s, sind sie doch Angestellte von Theseus. Und die zu führen, ist für den affektierten Squenz eine große Herausforderung, denn ihm steht  Bernd Zettel, der sich als großen Künstler, der letztendlich für alle Rollen geeignet wäre, sieht, herrisch-dominant gegenüber. Carlotta Mester brilliert hier auf Kölsch mit einer facettenreichen Darstellung, die alle Charakterzüge ihrer Figur – auch als Pyramus - mehr als deutlich – besser lautstark – zum Ausdruck bringt. Die Geliebte, Thisbe, soll die kleine, schüchterne, auch intellektuell etwas beschränkte Angestellte Annemarie Flaut verkörpern. Maura Büttner gelingt es, die zahlreichen Nuancen dieses Charakters punktgenau mit kleinen Gesten, mimischen Andeutungen und textsicheren Textfehlern auf die Bühne zu bringen. Aber die Liebenden dürfen natürlich nicht zusammenfinden, weswegen eine Wand nicht fehlen darf. Die Darstellung einer Wand! Wahnsinn! Hanna Schlüter spielt den Hausmeister Martin Schauz und die Wand. Das klingt komisch – ist es auch. Hochkomplizierte Textvarianten der Bestätigung des Daseins als Mauer mit Schlitz werden deklamiert und diese Darstellung reißt die Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Aus unerfindlichen Gründen muss die Wand weichen. Dann kommt der Mond! Anna Lenger mit Gucci-Schuhen, sehr lasziv und – dem Rezensenten fehlen fast die Worte – an eine Dame des horizontalen Gewerbes erinnernd, spielt als Vanessa Schlucker den Mond. Und das tut sie mit Bravour! Nur kann der Mond unser Liebespaar nicht retten, die Sterbeszene am Ende des Stücks im Stück wird ebenfalls äußerst lustig präsentiert, kommt doch ein Löwe in die Quere, den die Azubine Lena spielen muss, die vielleicht vieles kann, aber niemandem als König des Tierreichs Angst einjagen. Amelie Weidinger weiß hier in jeder Sekunde zu überzeugen. Chapeau an die Darsteller dieser "Nebenhandlung" im Drama um die Liebe, die immer wieder zur Haupthandlung mutierte. Das Publikum dankt es mit sich wiederholenden Szenenapplaus.

Aber was ist jetzt  mit dem "Sommernachtstraum"? Gehen wir zum Anfang des Stückes zurück. Der eine, der vor kurzem noch einer anderen schöne Augen machte, will jene heiraten, die aber einen anderen liebt. Da spielen Leidenschaft und Sucht, Wahn und die berühmte rosarote Brille eine große Rolle. Und die Liebenden zeigen, dass Amor einem Schmerz, aber auch kostbare Freude bringen kann. Leo Wersal gibt authentisch den mit der Hippolyta verlobten selbstbewussten Firmenboss Theseus, der gerecht, aber auch mit wenig Durchblick über seine Untertanen regiert oder an diesen vorbei. Seine zukünftige Ehefrau verkörpert gekonnt gelangweilt und abgeturnt Ida Kastura, die sich mehr für ihr Handy als für den Regierungschef interessiert. Dieser doziert im strahlend weißen Anzug mit betont männlich-sonorer Stimme über das, was er unter Liebe, Verantwortung und Regeln versteht. Ganz Machtmensch, merkt er aber nicht, dass ihm letztendlich keiner zuhört. Ob beide sich wirklich lieben, weiß man nicht, aber heiraten werden sie in jedem Falle. Bei den anderen Pärchen ist dies nicht so sicher, müssen doch erst einige Hürden überwunden werden.

Demetrius will Hermia heiraten. Diese aber will mit Lysander aus Athen fliehen, um dem von Theseus angedrohten Todesurteil zu entgehen. Stattdessen wünscht sie Helena, die sich Hoffnung auf Demetrius macht, viel Erfolg bei der Partnersuche. Klingt kompliziert, ist es auch. Aber vor allem bietet diese Konstellation wunderbare Momente der Verwechslung, des sich gegenseitig Bedrohens und Beleidigens, aber auch des Schmerzes und der Sehnsucht.

Dem aber nicht genug. Im Elfenreich herrscht wohl Streit, denn die beiden Königinnen zoffen sich um eine sehr banale Sache – ein Kleid.  Die Rolle der in dieser Inszenierung weiblichen Oberon ist Sophia Schmaus wahrlich auf den Leib geschrieben. Den Vamp im Lederkostüm verkörpert sie gekonnt. Shakespeare hätte seine Freude an dieser Darbietung gehabt, nur durften damals keine Frauen spielen. Wer "die" Schmaus mit ihrem Sexappeal, ihrer Macht, Raffinesse und Hinterhältigkeit nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. Pia Kröner ist der wohl geeignetste Gegenpart für die Rolle der Titania, muss diese doch auch mit einem stinkenden Esel in die Kiste, was jene in der Rückschau nicht erfreut, was diese aber glänzend auf die Bretter, die die Welt bedeuten, bringt. Der inmitten einer mit Tausenden von Federn gestalteten Waldlandschaft listige, schelmisch-närrisch agierende Puck als Diener seines Herren wird mit vollem körperlichen, gestischen und mimischen Einsatz von Franka Heinlein und Esther Wagner gespielt, wobei diese hervorragend miteinander korrespondieren und so zur Symbiose des Oberonschen Adjutanten werden. Sie werden träufelnd durch die Gegend rennen, Zaubernektar verteilen, der den Liebenden die Sinne verdreht und den Verstand raubt. Unterstützung finden die Protagonisten des Zauberreiches durch viele kleine, entzückende Elfen, die durch die Gegend schwirren, um tanzend und singend den Wünschen ihrer Herren gerecht zu werden. Isabella Starklauf, Filippa Bergmann, Julia Herter, Nike Opover, Samira Ben Khelil, Zsusanna Marki-Zay und Jennifer Hoffmann zeigen in jedem Moment, welche Freude sie am verzauberten Spiel haben.

Der Zaubertropfen wirkt. Und alles ist nun anders als erwartet, was die Sache für unsere Liebenden wahrlich nicht einfacher macht. Richard Güttler gibt den pubertierend-verunsichert liebenden Lysander und er weiß, dass er den Saal zum Lachen bringen kann. Und dies gelingt ihm in jeder Sekunde seines exakten Spiels. Verträumt-tollpatschig-naiv anmutend beschreibt Moritz Roppelt abwechslungsreich und überzeugend den Demetrius. Annina Muckelbauer als Hermia ist es egal, ob ihr Mann sie liebt oder nicht. Sie liebt ihn. Das muss genügen. Und dafür kämpft sie mit allen Mitteln, die eine Frau so hat. Sie schreit, sie zetert, sie umgarnt – und das mit klarer Sprache und überzeugend spielsicher. Und die schöne Helena hält nicht viel von sich. Da wäre psychologische Unterstützung zur Hebung des Selbstbewusstseins wünschenswert, vermutet sie doch überall und hinter jedem Busch eine Verschwörung gegen sich und ihr Handeln. Luise Klenner weiß um die Bedeutung ihrer Rolle und diese füllt sie voll und ganz aus. Keine Angst, alle werden am Schluss zusammen finden, jeder Topf findet seinen Deckel, ob er dies mag oder nicht. Und wir als Betrachter können uns unendlich darüber freuen, wie wir auch herzerfrischend viel gelacht haben.

Eine tolle, äußerst witzige und kurzweilige Aufführung findet ihr Ende. Martin Stübinger gelang es wieder einmal hervorragend und überzeugend,  ein spielerisch anspruchsvolles Stück mit einer großen und motivierten Schauspielgruppe zu inszenieren. Professionell unterstützt wurde er hierbei von Olga Schmidt, die auch für die Einstudierung der Tanzeinlagen verantwortlich zeichnet und von Marie-Luise Frank, die sich um die Gesamtorganisation hinter den Kulissen kümmerte. Hinzu kommt das Bühnenbild, das von Maura Büttner, Philipp Korn, Marie-Luise Frank und Anna Lenger detailverliebt und abwechslungsreich gestaltet wurde. Die letzten beiden trugen auch Verantwortung für die Kostüme, die für jeden Charakter äußerst passend ausgewählt worden waren. Alle Protagonisten wurden hervorragend von Sophia Schmaus, Anna Lenger und Hannah Schlüter geschminkt. Karolina Beli gab dem Ensemble konzentriert als Souffleuse die nötige Sicherheit. Nicht zu vergessen aber ist die Technik. Ruhig und konzentriert im Hintergrund agierend, den Wünschen und Vorgaben des Regisseurs stets gerecht werdend, konnten Philipp Korn, Rico Rosenbusch und Paul Wunner mit einfallsreichen Licht- und Toneffekten ihr Können unter Beweis stellen.

Ein sehr angenehmer Theaterabend ist zu Ende. Wieder müssen wir Wochen und Monate warten, bis ein neues Stück an unserer Schule gezeigt wird. Schade, dass es so lange dauert, aber die Erfahrung zeigt, dass am E.T.A. immer Theaterluft durch die Gänge wehen wird – zum Glück...!
Wolfgang Metzner

{tab Bilder}

Bilder von der Premiere

Fotos: E. Baumueller

 

Bilder von der Generalprobe

Fotos: E. Baumueller

 

{/tabs}