Wahrheit = Substantiv, die: 1. das Übereinstimmen einer Aussage oder Behauptung mit der Wirklichkeit, 2. eine wahre Aussage.

Hier nähert sich das P-Seminar „Spiel“Zeit 15/17 unter der bewährten Führung Tina Morcineks dem Zitat in der Überschrift an und dem verstörten, interessierten, beeindruckten und fragenden Zuschauer eröffnet sich eine Klang- und Bildlandschaft voller suchender Ichs, erschütternder Geständnisse und ungelöster Geheimnisse. Inspiriert unter anderem wiederum von den Elixieren, aber auch vom „Fräulein von Scuderi“ und „Des Vetters Eckfenster“ wird man eingebunden in einen bespielten Flur, in dem sich weiß-maskierte Gestalten stumm durch den Raum bewegen, den Zuschauer berühren oder tot am Boden liegen. Die dunkle Szenerie kann sich nur in den Türen öffnen, die aber keine Flucht ermöglichen, sind sie doch mit Transparentpapier verschlossen, hinter welchem sich Kreuze, Wunschzettel, Träume visualisiert offenbaren. Monoton den gleichend Text abspielend berichten verlorene Menschen, Getriebene, Gierige und die anderen bedauernde von einem Verbrechen und der dazugehörigen Verhandlung. Und man lernt „Jemand“ kennen, der gerne mehr hätte, der jetzt reich an Geld ist, der jetzt weniger hat, der eigentlich nichts gesehen hat, der etwas gesehen hat, der nicht hätte Gassi gehen sollen, der tot ist, der eine Verhandlung leitet. Und die Wahrheit? Man weiß es nicht.
In „Wahrheit II“ wird man wiederum mit einer Collage an visuellen und auditiven Eindrücken konfrontiert. Die weiß maskierten strahlen Unsicherheit, Angst und Verzweiflung aus, füllen den Raum mit ihrer Körperlichkeit. In den Türrahmen liest man das „Vater unser“, sieht einen Unfallwagen, ein Kreuz. Man sieht einen Menschen, der von hinten mit einer Schere ermordet wird. Man hört Stimmen – ist es eine oder sind es mehrere? – die von einem Unfall erzählen. Aus ihrer Sicht. Aus unterschiedlicher Sicht. Und die Wahrheit? Man weiß es nicht. Aber es geht auch nicht ums Verstehen.

Bericht: W. Metzner, Bilder: Max Schaible