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Kiki aus der Kiste

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Warum dürfen eigentlich immer nur Jungs frech und pfiffig sein, und warum sollten denn nur Jungs die Erwachsenenwelt überlisten dürfen und eine Steinschleuder besitzen? Das dachte sich auch die Unterstufenbühne um Herrn Schreiner und änderte in Wolf Durians 20er-Jahre-Klassiker „Kai aus der Kiste" kurzerhand die Hauptperson um. Und dass ein Mädchen mindestens genauso clever und überzeugend agieren kann wie ein Junge, das wurde an zwei Theaterabenden eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

{tab Bilder}

Bilder folgen in Kürze

{tab Flyer}

(Programmheft im PDF-Format zum Download)

{tab Kritik}

 

Zur Geschichte: Der Schokoladenkönig Joe Allan, der von Leo Beyer mit der nötigen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Arroganz energisch dargestellt wurde, sucht einen neuen Werbechef für die Kampagne für seine zwei Schokoladensorten „TAT" und „TUT". Er ist natürlich Millionär, und die dazugehörige Millionärsgattin wurde von Sedef Avci wirklich so auf die Bühne gebracht, wie man sie sich vorstellt: Immer am Handy, immer leicht gelangweilt und immer luxuriös – der Hummer zum Salat darf nicht fehlen. Tja, und weil es für Kiki, die Chefin der Berliner Jugendgang „Schwarze Hand", nicht ganz einfach ist, an diesen Millionär heranzukommen, um die Stelle des Werbechefs zu bekommen, muss sie sich etwas einfallen lassen: Sie lässt sich selbst in einer Kiste ins Hotel von Mr Allan liefern. Dazu muss sie natürlich erst mal an dem Portier vorbei - und Maria-Sophia Neef verkörperte einen Portier, wie er im Buche steht: Zu hohen Herren unterwürfig, dem Personal gegenüber aber sehr selbstbewusst und befehlend – eine zentrale Rolle in diesem Stück. Leider ist der Portier nicht immer ganz so schnell von Begriff, worin er sich zunächst kaum von seinem Pagen unterscheidet, der sehr faul, aber dennoch pfiffig von Hannah Johann dargestellt wurde. An diesen beiden muss Kiki also vorbei, weswegen die Mitglieder ihrer Gang sie in der Kiste direkt in das Zimmer des Millionärs tragen. Nach einiger Verwunderung gewinnt Mr Allan Gefallen an der Göre: Sollte sie es schaffen, dass er in den nächsten 24 Stunden fünfmal von einer Kampagne von Kiki und ihrer Gang „Die Schwarze Hand" hört, wird er sie zumindest in die Auswahl gegen renommierte Werbeprofis schicken – abgesehen von 1000 Dollar Wetteinsatz, die ihr dann zustehen (Kiki hatte ihre Steinschleuder als Wetteinsatz geboten).
Klar, dass Kiki sich diese Herausforderung nicht entgehen lässt – und nun lernen wir erst mal ihre Gang kennen: Katharina Fischer, Samuel Flügel, Hannes Schmidt und Maximilian Gleich sind richtige Lausejungs, die mit einer Mischung aus Berliner Schnauze und Jugendslang alles durcheinander bringen. Keiner ist vor ihnen sicher: Nicht der Bratwurstverkäufer, der herrlich berlinernd und verschlagen von Luis Drechsel gespielt wurde, nicht der von Baptist Schlicht sehr besonnen, aber mit der nötigen Ruhe ausgestattete Straßenkehrer, und auch nicht der wegen der Frechheit der Jungs schon beinahe verzweifelt von Luca Schmauser gegebene Werbeausträger. Diese Gang schafft es also, die Stadt mit Bildern von schwarzen Händen so zuzupflastern, dass es Mr Allan gar nicht entgehen kann – sogar auf Statuen und Personen finden sich schwarze Hände. Einzig der Polierer (bemitleidenswert, aber dennoch stoisch Luisa Voll) und natürlich der Wachtmeister sind nicht zu beneiden, denn sie müssen sich um die schwarzen Hände und ihre Verursacher kümmern. Als Wachtmeister brilliert Rosalie Jahnel, sehr energisch und mit bewundernswertem Berliner Dialekt.

Überhaupt, dieses Berlin: Die Touristen Agathe und Albrecht Butzke, mit viel komödiantischem Gespür von Anna Konerding und Elena Huttner verkörpert, fotografieren alles, was sich ihnen in den Weg stellt, finden alles „typisch berlinerisch" und sind aber so provinziell, dass sie dem von Luis Roghmans witzig und vorlaut gespielten Zeitungsjungen nicht mal eine Berliner Zeitung abkaufen.
Doch zurück zu Kiki. Auf die Bühne gebracht wurde sie übrigens an den beiden Aufführungsabenden von jeweils einer anderen Person, wobei sowohl Leoni Rosenbusch als auch Annabell Souschek beide die pfiffige und findige Art Kikis sehr schön zum Vorschein brachten. Beide sprühten nur so vor Energie und Spielfreude, weswegen sie sich in ihrer „zweiten" Rolle (dem unsichtbaren Detektiv) wohl sehr zurücknehmen mussten. Kiki hat also den ersten Test bestanden, bekommt ihre 1000 Dollar und darf nun ihre Gegner kennen lernen: Die Werbeprofis – Entschuldigung: die „Senior Executive Advertising und Concept Marketing Manager für Creative Design Solutions" – Ku und Balski. Diese beiden führen sich standesgemäß in schickem Schwarz und mit der nötigen Portion Selbstbewusstsein und Überheblichkeit, von Felicitas Löffelholz von Colberg und Ella Mühldorf sehr überzeugend gespielt, bei Mr Allan ein. Doch er schickt sie gegen Kiki ins Rennen: Wer mehr Punkte für die ihm zugeteilte Schokoladenmarke durch ungewöhnliche Werbekampagnen gewinnt, bekommt den Millionenauftrag. Ku und Balski sind sich natürlich sicher, dass sie gewinnen werden, weswegen sie auch nichts dagegen haben, dass sich ihre Frauen, sehr anspruchsvoll und äußerst kreativ von Jule Bätz und Elena Huttner verkörpert, schon mal Gedanken über neue Kleider und Schuhe machen.
Man ahnt schon, wie die Geschichte ausgeht: Natürlich schafft es Kiki mit Hilfe ihrer Gang, ihre Schokolade erfolgreicher zu bewerben als die Profis, die zudem noch Probleme mit der Polizei wegen ihrer Werbung bekommen. Doch am Ende fehlen noch zwei Punkte zum lukrativen Auftrag – doch Kiki hat vorgesorgt: Im Hut, den Mr Allan zur Abreise aufzieht ist noch ein Werbeflyer versteckt, und schließlich blinkt auf seinem Handy der Name der Schokolade auf – Kiki und die „Schwarze Hand" haben gewonnen!
Die Schauspieler der Unterstufenbühne vermittelten ihre Spielfreude, ihren Witz und ihre Motivation so überzeugend, dass der Funke auf das Publikum übersprang und die eineinhalb Stunden wie im Fluge vergingen. Zum Erfolg beigetragen haben natürlich auch die versierten Techniker (Chris Haffner, Simeon Heimburg, Benedikt Mattenklodt, Laurenz Rudrof, Lennard Roemmelt, Lars Wunderlich, Tibor Vaaßen, Vincent Niemetz, Jonas Schmittlein, Philipp Korn) sowie die für die Maske zuständigen Amelie Uhlig, Manuela Müller, Jasmin Burg und Alexandra Zwosta. Besonderen Applaus bekam jedoch Johanna Neef, die nicht nur als (arbeitslose) Souffleuse fungierte, sondern vor allem als Regieassistentin erneut unentbehrlich geworden ist. Herr Schreiner hat mit einer guten Truppe wieder einmal unter Beweis gestellt, dass Unterstufentheater unterhaltsam und anspruchsvoll sein kann. Dafür gab es viel verdienten Beifall.

 

Martin Stübinger

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