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Gymnasium Bamberg

Fachprofil Schultheater

Darstellendes Spiel, Schultheater, Dramatisches Gestalten, Schulspiel – die Begriffe mögen je nach Zeitgeist variieren, gemeinsam ist ihnen, dass sie ein wichtiges Standbein der kreativ-bildnerischen Erziehung am musischen Gymnasium beschreiben.

Ästhetisches Lernen findet im Theaterunterricht so explizit statt, dass dieser an einem musischen Gymnasium eigentlich zum Pflichtunterricht gehören sollte. Im Theaterspiel erwirbt man verschiedenste Kompetenzen: Schüler und Schülerinnen lernen, Theater zu verstehen, Bedeutung und Wirkung von Handeln zu differenzieren (Sachkompetenz). Ästhetische Gestaltungsprinzipien wie Sprache, Bewegung, Figur und Dramaturgie finden Anwendung und die Schüler und Schülerinnen erleben sich als Menschen, die ihre Lebensräume aktiv gestalten können (Gestaltungskompetenz). Sie lernen, über Theater zu kommunizieren, es zu reflektieren und werden sich der Theatralität des normalen Lebens bewusst (Kommunikative Kompetenz). Nicht zu vergessen ist, dass Theaterarbeit in der Schule auch einen Beitrag zur soziokulturellen Kompetenz der Schüler leisten kann, denn es bereichert nicht nur das Schulleben, sondern lässt die Spieler zu Teilnehmern und Teilhabern unserer Kultur werden. Viele Erfahrungen, die man auf der Bühne macht, sind zwar nicht verbalisierbar, aber in höchstem Maße identitätsbildend.

 

Wer spielt Theater am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium?

Von der sechsten bis zur 10 Klasse sind die Theaterbegeisterten auf derzeit vier Gruppen aufgeteilt, in der sie kontinuierlich ihre theatralen Fähigkeiten erproben und schulen können. Diese können sie dann in der Oberstufe in sogenannten P-Seminaren unter Beweis stellen. Im Projekt-Seminar arbeiten die Schülerinnen und Schüler über drei Semester, in denen sie sich weitgehend selbständig mit allen Bereichen der Theaterarbeit befassen. Als Schauspieler, Maskenbildner, Techniker oder Bühnenbildner tragen sie zum erhofften Gelingen des Projekts bei und erhalten dafür auch eine Bewertung, die in die Abiturnote eingerechnet wird.

 

Und was kann die Mitwirkung in einer Theatergruppe leisten?

Jede Probe beginnt mit dem Aufwärmen von Stimme und Körper, die die entscheidenden Mittel des Schauspielers darstellen. Eine wichtige Entscheidung, die es zu treffen gilt, ist, ob man ein selbstgeschriebenes Stück produzieren möchte, oder sich auf die Genialität eines Autors verlässt. Im ersten Fall werden Themen und Fragen gewälzt, denen man sich über Improvisation und Recherche annähert. Geht es an die Stückauswahl, lesen Schüler verschiedene Stücke, stellen sie inhaltlich vor und äußern ihre Meinung dazu. Hat man sich dann für ein Stück entschieden oder ein eigenes erarbeitet, gilt es, die Rollen zu besetzen. Viele Spielleiter tun dies demokratisch, so dass die Schüler ein gewisses Mitspracherecht bei der Besetzung haben. Nach den ersten Leseproben geht man schon zum Spiel über. Zum Teil werden dramaturgische Probleme besprochen, die Schüler erhalten Hintergrundinformationen zum Autor, zum Stück und zur literarischen Epoche. In späteren Phasen kommen Überlegungen zum Bühnenbild, zur Bühnenausstattung, die Kostümfrage und der Einsatz von Geräuschen oder Musik dazu. Je näher die öffentliche Aufführung rückt, desto dringender wird die Notwendigkeit, den Text auswendig zu lernen. Einige Schüler bewältigen dabei ein beachtliches Textvolumen. Während der Proben ist der soziale Umgang miteinander entscheidend. Kann ich mich auf den anderen verlassen? Hat mein Partner auch seinen Text gelernt? Spielen alle mit der nötigen Konzentration? Sind alle bei den Sonderproben anwesend, und auch pünktlich? Werde ich ernst genommen, wenn ich aus mir herausgehe? Dabei wird sicherlich auch die Theaterlehrkraft von einer weiteren, bislang eher unbekannten Seite erfahrbar. In der Endphase müssen Versatzstücke für die Bühnenausstattung mitgebracht, Material für das Bühnenbild gekauft und Kostüme besorgt werden. Zum Schluss muss alles ganz schnell gehen: Programmheft, Plakat, Bühnenbild, Schminken. Man muss sich um eine Souffleuse kümmern und die Aufregung steigt. Ganz wichtig ist noch die Beleuchtung. Einige Schüler sind als Bühnentechniker tätig. Sie kennen die vorhandenen Scheinwerfer, müssen korrekt und gesichert aufbauen und anschließen, können bei der Festlegung der Beleuchtung für das Stück beratend mitwirken und sind bei den Aufführungen die Meister hinter dem Mischpult. Sind die Hauptproben geglückt und ist die Generalprobe gehörig misslungen, kann man sich an die in der Regel zwei abendfüllenden Aufführungen wagen, mit all dem Lampenfieber, das dazugehört, und dem Glücksgefühl beim Applaus, das so gut tut.

 

Was knüpft sich sonst noch an das Theaterspielen an?

Immer wieder nehmen Spielgruppen an den Bamberger Schultheatertagen teil, die regelmäßig stattfinden, mit der Möglichkeit, im Bamberger Theater aufzutreten, oder auch an den Oberfränkischen Schultheatertagen bzw. seltener an den Bayerischen Schultheatertagen. Die jungen Schauspieler besuchen Sonderproben am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater, erleben Workshops mit den unterschiedlichsten Leitern und proben auch immer wieder Szenen für Sonderveranstaltungen ein. Die Rückmeldung vieler Ehemaliger zeigt, dass die Mitwirkung in einer Theatergruppe, das Verkörpern einer Rolle und das Agieren auf einer Bühne vor Publikum den jungen Menschen als markantes Erlebnis in Erinnerung bleibt und zur Erfahrung wird, welche die Persönlichkeit prägt und bereichert.

Christina Morcinek, Uwe Schuckert