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Neuland

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Kommt bald...

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Mit jeder Theateraufführung betritt man „Neuland“ und muss sich überraschen lassen, von dem, was passiert. Dieses „Neuland“, das nun sogar den Titel entsprechend trug und am vergangenen Wochenende am E.T.A. präsentiert wurde, hielt für den Zuschauer eine Menge faszinierender Überraschungen bereit. Einer durch und durch engagierten Theatergruppe gelang es von Beginn an das Publikum mit seiner Geschichte, die sehr frei an die Geschehnisse von William Shakespeares „Der Sturm“ angelegt war, in Bann zu ziehen.

Gleich zu Beginn überbringt ein Team lebendiger Geister mit einem gelungenen Schattenspiel die wesentlichen Hintergrundinformationen ins Licht – begleitet von eindrucksvoller Musik und einer sicheren Erzählerstimme (Magdalena Hahn).  So erfährt man sogleich, dass der von seinem Bruder aus einem Handelsimperium verstoßene Prosper (smart von Elias Maximtschuk 10d verkörpert) mit seiner Tochter Mira, die in ihrer Naivität überzeugend von Lina Runschke (10d) dargestellt wird, auf einer Insel Schutz gefunden hat und sich dort zum Herrscher über das Zauberwesen Caliban erhoben hat. Johanna Losgar (Q11) gelingt es wirklich gekonnt, dieses vielschichtige Doppelwesen Caliban verspielt und intensiv aus dem Gros bekannter Wesen herauszuheben und ihm eine eigene Sprache zu verleihen, die kontrastiv die Handlungen der Menschen immer wieder hinterfragt und entlarvt.

Die Geschehnisse nehmen ihren unerwarteten Lauf, als nun eines Tages der Bruder Prospers, Antonio, mitsamt seiner Firmen-Crew unweit der Insel in Seenot gerät – die Geister der Insel scheinen dabei nicht ganz unschuldig zu sein – und zuletzt Schiffbruch erleidet. Bereits die Schiffszene vermag die Dekadenz der Handelsleute zu verdeutlichen. Leo Eisenhart (10d) spielt den Bruder Antonio ganz und gar in Business-Manier, Hannes Pieger (10d) steht dem in der Verkörperung des Firmenchefs Alfons in Nichts nach und Noam Herzog (10d) mimt überzeugend einen gealterten Senior-Chef, der nicht nur durch den Gehstock die Hemmnisse des Alters glaubhaft darstellt. Ganz beschwingt und cool hingegen spielt Jona Neuberg (10d) den Sohn des Firmenchefs Alfons als jungen Draufgänger namens Ferdinand, der mit seiner Freundin Feline gleichfalls Schiffbruch erleidet. Es ist das reine Vergnügen Mia Heinl (10a) die Rolle der vor allem hübschen, etwas naiven Freundin abzunehmen, die den Luxus der Bootsfahrt in vollen Zügen genießt. Bis dann vollkommen unvermittelt der Sturm das Boot zum Kentern bringt. Da können auch Maat und Skipper ihr ganzes Können unter Beweis stellen, der Sturm ist zu stark. Man ist wirklich begeistert, Pauline Amon (10a) als Maat und Clara Spörl (9c) als Skipper zu beobachten. Nicht nur auf dem Schiff setzten sich die beiden, die in blau-weiß gestreiften T-Shirts leicht als Matrosen erkennbar sind, gekonnt in Szene – auch gestrandet auf der Insel vermögen sie ihren Überlebenskampf lustig und äußerst unterhaltsam zu vermitteln, sei es auf der Suche nach Wasser oder nach weiteren Überlebenden. Nicht vergessen werden als Schiffs-Gast darf Alexa Kraus (10c), die in ihrer taffen und sicheren Verkörperung einer pflichtbewussten und engagierten Business-Frau die illustre Firmen-Crew sowohl auf dem Boot als auch auf der Insel komplettiert.

Nun denn – man ahnt – allein mit dem Schiffbruch ist es nicht getan. Auf der Insel wird das Treiben dann erst so richtig wild – und das liegt nicht nur an den Geistern, die das Umherirren der einzelnen Figuren auf der Insel szenisch geschickt mittels seidiger Tücher verdeutlichen. Mittels dieser führen sie die Gestrandeten sichtbar an der Nase herum und Ruta Bauernschmitt (9b), Charlotte Guhl (9c), Magdalena Hahn (9b), Max Müller (9b) sowie Ida Schwarzenberger (9c) haben sichtlich ihren Spaß in der Umsetzung der Geisterrollen – sie stupsen gelassen an der einen und feixen gekonnt an so manch anderer Stelle – immer präsent und ganz stimmig in ihrer Rolle als Nebelgeister – klasse!

Dass der Junior Ferdinand nun leider auf der Insel von seinen Mitstreitern getrennt wird, ist sicherlich ganz „zufällig“ passiert – und wie es der Zufall will, trifft er dabei auf die naive Mira, die begeistert davon ist, endlich einen echten Menschen zu treffen, eine Begeisterung, die Ferdinand gleich in eigenen Bahnen zu lenken versteht. Wenn das seine Freundin wüsste, die schon im nächsten Moment wirklich gekonnt in ihrer Rolle ihr Entsetzen über sein Verschwinden kundtut – wenn sie wüsste! Jedenfalls wissen die Geister was passiert – auch, als Caliban auf die beiden Matrosen trifft, deren Entsetzen über seine Gestalt auf äußerst gelungen-komische Weise das Publikum zu mehr als einem Lacher führt. Es ist ein wirklicher Spaß zu beobachten, wie in den kurzweiligen 45 Minuten die Geschehnisse um all diese Existenzen aufgelöst werden.

Tina Morcinek gelingt es mit dem geschickten Rückgriff auf das Spielelement seidiger Tuchbahnen eine stimmungsvolle Landschaft zu kreieren, die mal zum Spiegelbild vergangener Tage, dann zum stürmischen Meer und zuletzt auch zur Trugbild-Kulisse auf der Insel wird. Man genoss eine in sich sehr stimmige, abwechslungsreiche und kurzweilige Inszenierung, die dann auch noch mit musikalischer Live- Untermalung und einem sehr stimmungsvollen Licht-Konzept zu überzeugen vermochte.

Piroska Emökey (8e), Niklas Kremer (10q), Simon Meisel (Q11), Merle Urlich (Q11) sowie Emily Weis (Q11) haben unter der Leitung von Rainer Seubeuld Stücke einstudiert, die auf „Neuland“ gekonnt die Atmosphäre verdichten.

Alwin Hellwich (Q11) und Sebastian Losgar (10d) zuletzt sorgten für weitere Ton-Effekte und ein unterstützendes Licht-Konzept, das reibungslos ablief und wie selbstverständlich erschien – eine wirklich reife Leistung - wie alles an diesem wunderbaren Theater-Abend.

A. Kießling

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