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Auch Götter sind nur Menschen

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Kritik

 

„Ich kenne nichts Ärmeres unter der Sonn‘ als euch, Götter!“ schleudert Goethes Prometheus dem Zeus entgegen – und wer die bemerkenswerte Vorstellung „Von Göttern und Welten“ der Theatergruppen der 7. und 8. Klassen genießen durfte, der kann dieser Aussage nur zustimmen. Denn in dem von der Gruppe gemeinsam mit ihren Leiterinnen Frau Morcinek und Frau Böhnlein entworfenen Stück erleben wir Götter, die sich gegenseitig austricksen, aufeinander neidisch sind, ihre Eitelkeiten ausführlich zur Schau stellen und in der Liebe äußerst wechselhaft agieren – kurz: Sie verhalten sich wie ganz gewöhnliche Menschen. Dies führt in Verbindung mit der ungekünstelten Sprache, die von den Jugendlichen verwendet wird, zu vielen absurden und lustigen Situationen, sodass das Stück nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit viel Komik dargeboten wird.

Dabei beginnt alles doch ganz eindrucksvoll: Auf die klar gegliederte Bühne (links versammeln sich die nordischen Götter, rechts die antiken) treten die Gottheiten zu martialischer Musik, sodass der Zuschauer beinahe ehrfürchtig erstarrt. Diese Erstarrung weicht aber in den nun folgenden Szenen (die sich so zugetragen haben oder zumindest zugetragen haben könnten) der Erkenntnis, dass die Gottheiten alles andere als erhaben sind. Dabei treibt sie lediglich die Angst um, vergessen zu werden, wie Odin (Anton Spörl) und Jupiter (Lotte Folgmann) gleich zu Beginn simultan äußern – wobei sie sich natürlich sofort darüber in die Haare geraten, wo denn nun der Götterhimmel zu finden sei, im Olymp oder in Asgard. Anton und Lotte gelingt es schon hier, ihre Rollen einerseits machtvoll, andererseits aber auch in der Angst vor Machtverlust unsicher auf die Bühne zu bringen, was sich bei diesen beiden wichtigen Charakteren auch durch das ganze Stück zieht.

Die Szenen wechseln zwischen Olymp und Asgard, der Übersichtlichkeit halber sollen hier aber die beiden Welten getrennt voneinander vorgestellt werden.

Beginnen wir mit der römisch-griechischen Antike: Äußerst gewitzt, ja vorwitzig, erscheint der Götterbote Merkur, schön selbstbewusst und sympathisch dargestellt von Pauline Amon. Wenn er so von seinen Streichen erzählt, wirkt die Götterwelt nur noch halb so ernst, jedenfalls, bis der BFF Apollo auftaucht. Die beiden werden nämlich von der sehr sachlich und professionell dargebotenen Journalistin (Ronja Scharold) interviewt, was Apollo irgendwann nur noch nervt – seine Bedeutung wird offensichtlich gnadenlos unterschätzt, weswegen die wunderbar selbstbewusst und zickig spielende Ida Potzel dann auch beleidigt die Bühne verlässt.
Dieselbe wird dann auch vom „Chef“ eingenommen: Lotte Folgmann gibt einen sehr selbstbewussten und herrschenden Jupiter, der von sich selbst sagt: „Ich mag Blitze und Frauen“, was seiner Frau Juno (schön verärgert und energisch: Patrizia Lohneis) so gar nicht behagt. Sie bezeichnet Herkules als „Balg“, was dem von Adele Lawrinenko sehr kraftvoll verkörperten Göttersohn überhaupt nicht gefällt. Jupiter erinnert sich aber auch sentimental noch an den Raub der Europa, der in einer schönen Szene nachgespielt wird: Juliane Deller gibt eine unschuldig-naive Europa, die den Warnungen ihrer von Ella Denter sehr besorgt gespielten Freundin keinen Glauben schenkt – welche Auswirkungen das hat, wissen wir.
Ein weiterer Höhepunkt folgt beim Streit der Göttinnen um den Apfel des Paris. Minerva (von Sarah Brander mit viel Wissen und überzeugenden Worten ausgestattet), Venus (selbstsicher und von Venus‘ Schönheit überzeugt: Mia Heinl) und Juno (Patrizia Lohneis erneut sehr machtbewusst) verrichten Lobbyarbeit bei Paris, der ganz anders von Mia Rosch dargestellt wird, als er einem in den Geschichtsbüchern begegnet - nämlich unbedarft und eigentlich etwas überfordert, was für viele Lacher sorgt. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt, es wird Krieg geben.
Und schließlich ist da noch der hässliche Pluto – zumindest behaupten das die anderen, und Vanessa Nguyen hat sich auch erfolgreich Mühe gegeben, ihr Gesicht bleich und ihr Auftreten verunsichernd zu gestalten. Er hat sich Proserpina als Gefährtin auserkoren und will sie mit seinem superschnellen Wagen beeindrucken, doch sie, einfühlsam und vorurteilsfrei von Alexa Kraus verkörpert, findet ihn zunehmend witzig und nett. Dies wiederum ruft ihre Mutter Ceres auf den Plan – hier kann Marie Waschkau sich richtig in die Rolle der verzweifelten Mutter steigern. Doch am Ende muss sie sich ihre Tochter mit Pluto teilen.

Die nordischen Götter stehen den antiken Göttern in Sachen Intrigen und Machtspielen jedoch in nichts nach.
Zunächst stellt sich Idun, die Göttin der Jugend vor, die, frisch und offen von Anne Patricia Müller dargestellt, den bis dahin sterblichen Göttern die Äpfel der Unsterblichkeit bringt, was diese zu dem Ausruf veranlasst: „Ich könnte Bäume ausreißen!“. Von der Unsterblichkeit sollen vor allem die Riesen aus Utgard nichts erfahren, aber schon steht einer vor der Tür, nämlich Loki, der von Filip Matzko sehr lebendig, unterhaltsam und listig verkörpert wird. Und diese List wird ihm leider auch zum Verhängnis, denn nachdem Thor Loki bei den Göttern eingeführt hat, wird er auf Thors Frau, Siv aufmerksam. Hier folgt nun ein sehenswert bitchiger Auftritt von Maya Fleischer, denn die Göttin der Fruchtbarkeit beleidigt nicht nur ihre Konkurrentin Freia, sondern präsentiert ihre sensationelle Haartracht auch so offensiv, dass Loki sie beiseite als „dumme Pute bezeichnet“ und ihr kurzerhand im Schlaf die Haare abschneidet. Das wiederum erzürnt ihren Mann, Thor, der von Arvid Lumma so schön laut und polternd gespielt wird, dass auch Loki Angst bekommt. Er verspricht einen Haarersatz zu besorgen, wobei er sich der Hilfe der Zwerge bedient. Christina Grimm und Friedrich Schmidt geben den Zwergen Brokk und Sindri eine herrlich dümmliche Langsamkeit, die aber schließlich neue Haare, einige Geschenke, Thors Hammer und schließlich Lokis Überleben sichern.
Doch das war nicht der einzige Konflikt zwischen Lokis Familie und Asgard, wie der von Lasse Berger herausfordernd lässig gestaltete Gott des Krieges, Tyr, unter Hinweis auf seine fehlende Hand erklärt. Loki hat nämlich auch drei sehr seltsame Kinder mitgebracht: Die nie lächelnde Hel (sehr überzeugend bis zum hämischen Grinsen ausgespielt von Anne Patricia Müller), die Schlange Jörmungand (herrlich zickig und genervt über die Versprecher ihres Namens: Filippa Bergmann) und den Wolf Fenris (hier kann Friedrich Schmidt richtig schön knurren). Nanna und Frigg (sehr listig: Lara Amon und Sophie Schramm) bringen den etwas zu selbstsicheren Tyr mit einer fingierten Wette dazu, dem Wolf seine Hand ins Maul zu stecken – und nun hat er eben nur noch eine Hand…
Natürlich darf eine der bekanntesten Gestalten aus der Sagenwelt nicht fehlen, nämlich Brynhild. Hier kann Elisa Zuzan-Valdiserri in der Darstellung der menschlichen- engagierten Art dieser Göttin glänzen, soll sie doch dafür sorgen, dass ein Kämpfer in der Schlacht stirbt und damit in die Ruhmeshalle Walhall kommt. Beeindruckend, mit welcher Präzision und Konzentration die Schlacht von allen Schauspieler/innen in Zeitlupe wiedergegeben wird. Da Brynhild ihrem Auftrag nicht folgt, wird ein Feuerring um sie gelegt, den – wie sollte es anders kommen – der heldenhafte Sigurd durchbricht. Anschaulich wechselt in dieser Rolle Lara Amon von heroischem Gestus zur komischen Ratlosigkeit, wie er denn seine Angebetete denn nun aus dem Feuerring wieder herausbekommen soll.
Dass man mit Riesen nur Ärger bekommt, zeigt auch die letzte Szene, in der der Riese Thrym (Filippa Bergmann, diesmal listig) dem Thor den Hammer klaut und dafür die Göttin der Liebe, Freia (sehr überzeugend: Nike Opower) eintauschen will. Nun plant Thor eine Täuschung: Er verkleidet sich als Freia und bekommt Unterstützung ausgerechnet von Loki. Wie Arvid Lumma und Filipp Matzko hier mit Lippenstift und Schleier zu Frauen verwandelt werden, ist schon ein sehenswerter Höhepunkt – ebenso wie das Ende, in dem die Geschichten mit einem kräftigen Hammerschlag auf Thryms Haupt enden. Die Schlussparty, an der alle Götter teilnehmen, kann beginnen.

Alle Schauspieler/innen agierten mit so viel Freude, Teamgeist und vor allem darstellerischem Talent, dass das Zuschauen eine wahre Freude war. Und viele übernahmen zwei bis drei Rollen in den wirklich unterhaltsamen, fesselnden und manchmal auch lehrreichen Szenen – so anschaulich kann die Welt der Mythen vermittelt werden! Großes Kompliment an die Truppe und die Leiterinnen für das tolle Stück, aber auch für die begeisternde Umsetzung.
Besonderer Dank geht natürlich an das E.T.A. Technikteam für die Licht- und Tonregie, StRefin Franziska Muckenthaler für die Regieassistenz und die Soufflage sowie an Vincent Morcinek für die Plakat- und Flyergestaltung. Zudem sei noch Laura Slovacek für die ansprechende Gestaltung der Maske gedankt.

M. Stübinger

 

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