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Gymnasium Bamberg

... und ein bisschen Feenstaub

{tab Kritik}

"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch" (Erich Kästner)

Unterstufen-Theatergruppe bringt "… und ein bisschen Feenstaub", frei nach James Matthew Barries "Peter Pan", auf die Bühne. Und alle dürfen träumen!

Man taucht gerne ein in diese verspielte, märchenhafte, aber auch kindliche Szenerie. Man spürt förmlich die Meeresbrise, man riecht die frische Luft, man schmeckt das Salz des Ozeans, man kommt zur Ruhe. Viele Kinder legen sich hin um einzuschlafen und mit ein bisschen Feenstaub, der ihnen von der stets mit einer Tröte mit ihrer Umwelt kommunizierenden TinkerBell (entzückend "frech", selbstbewusst und wie ein Wirbelwind agierend von Sophia Strauss, Isabella Starklauf und Nike Opower dargestellt) gebracht wird, ins Land der Träume zu versinken. Ja, man muss nur die Augen schließen, benötigt ein bisschen Feenstaub, Glauben und Vertrauen, schon gehen alle Wünsche in Erfüllung, die man als Kind so hat: Zuckerwatte in Hülle und Fülle, flauschige, rosa Einhörner, die immer für einen da sind, viele Freunde, mit denen man lachen kann.

Und dann der Wunsch vom dreifachen Peter Pan, der alle verwundert und verwirrt: "Ich möchte nie erwachsen werden!" Tja, aber zunächst müssen sich die drei Peters, denen fulminant komisch, unglaublich angeberisch und selbstbewusst von Laurenz Hamann, Julius Wiemann und Filippa Bergmann Leben eingehaucht wird, einigen, wer denn der "echte" Peter Pan ist. Und wieder einmal will der kleine Egozentriker "seine" Story hören, welche die anderen ganz schön nervt, aber sie zeigen sich gefügig. So erzählen die vier Sterne (Maya Fleischer, Christina Grimm, Charlotte Hornung und Lara Amon hört man gerne zu, wenn sie einen mit klarer Stimme und detailreicher Modulation mit zu den verschiedenen Stationen dieses wunderbaren Abenteuers nehmen) die Geschichte, die sie schon unendlich oft vortragen durften, und alle Beteiligten können dem Alltag entfliehen.

Peter Pan ist zurückgekehrt zu seiner alten Freundin Wendy, um seinen vergessenen Schatten (herrlich albern und kurios von Filip Matzko verkörpert) zu holen. Kein Wunder, dass Wendys Brüder John und Michael, die Niklas Kremer und Moritz Reuter gelungen naiv und verdutzt darstellen, angesteckt werden von den Fantastereien Peters und ihn begleiten möchten.

Und ist dann das Problem mit dem Fliegen dank Feenstaub gelöst, geht die Reise auch schon los, ins Nimmerland, wo man träumen kann und darf, so viel man will, wo man Kind bleiben darf und nicht erwachsen werden muss. Aber nicht nur die Geschwister, auch viele andere Freunde unseres Protagonisten wollen mitreisen durchs Weltall, das dem Zuschauer mit vielen faszinierenden Lichteffekten suggeriert wird. Da darf natürlich die Astronauten-Lili, die einem den Weg weist, nicht fehlen. Greta Schmidt spielt diese kleine Rolle wunderbar groß. Und auf der Reise, die noch durch andere, fremde Welten und Träume führt, zieht die Theatergruppe alle Register ihres Könnens: da wird getanzt zu manchmal mystischer, manchmal flotter Musik, da wird die Kunst der Pantomime perfektioniert, da sieht man Reiter auf ihren Pferden, Schnick-Schnack-Schnuck knobelnde Kinder. Jungs, die sich gegenseitig foppen und sich Streiche spielen, Mädchen, die sich Stofftiere zuwerfen – und man fühlt das Lachen und die Fröhlichkeit der jungen Menschen, man kann das große Glück ahnen, welches sie auf ihrer langen Reise durch das All spüren. Man braucht ja nur Feenstaub, Glaube und Vertrauen.

Aber in der Ferne, in Nimmerland, lauert Gefahr. Da sind sie, die wilden, Wein saufenden und mit ihren Säbeln rasselnden Piraten unter der Führung des schrecklichen und geifernden Captain Hook (authentisch und mit viel Spielfreude von Timo Rölver, Lasse Berger und Zsuzsanna Markì-Zay dargeboten). Dieser hat schon vor längerer Zeit im Kampf gegen Peter Pan eine Hand verloren, was er diesem nunmehr heimzahlen möchte. Und seine Jungs sind gerne dabei, wollen sie doch endlich mal wieder ein Schiff kapern, ein Abenteuer erleben und in die Ferne reisen. Alle sind sie begeistert von Hooks Plan, was sie in staccato-artigen und stark rhythmisierten Piraten-Flüchen auch zum Ausdruck bringen. Natürlich darf da ein Schiffskoch nicht fehlen. Peter Staudigel gibt den Kajüten-Klaus sehr engagiert und nuancenreich. Frederike Lang, Filip Matzko sowie Friedrich Schmidt komplettieren das Team der schweren Jungs auf facettenreiche Art und Weise sowie gekonntes Agieren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Und plötzlich fällt Wendy vom Himmel (am Freitag gekonnt schüchtern und trotzdem kämpferisch von Luisa Gleich sowie am Samstag mitfühlend und emotional von Samira Ben Khelil gegeben), da sie aus Versehen (oder doch nicht?) abgeschossen wurde. Die "Verlorenen Jungs" (mit toller Mimik und Gestik sowie äußerst klarer Sprache von Lina Runschke und Jennifer Hoffmann verkörpert), die ihren Müttern abhandengekommen sind, hätten wohl doch nicht auf die eifersüchtige Fee TinkerBell hören dürfen, was ihnen von Peter Pan auch recht schnell klar gemacht wird. Glücklicherweise kehrt Wendy wieder ins Leben zurück und darf zur Belohnung jetzt in ihre eigene Schoko-Donut-Nutella-Traumlandschaft schweben, ehe die Reise weiterführt.

Wieder entstehen phantasievolle und von Kreativität der Schauspieltruppe strotzende Bilder, diesmal unter dem Wasser, man darf mit eintauchen in die Welt der Delfine, der Fische mit ihren komischen Grimassen und vieler anderer Wesen des Ozeans. Den Zuschauer begeistern auch hier die vielen jungen Talente und individuellen Charaktere, die mit viel Einsatz und höchster Konzentration zeigen, was sie alles können.

Aber jede Reise braucht eine Pause und so muss Wendy den Kids nach solch ereignisreichen Zeiten eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Ach ja, und sie möchte dann irgendwann doch nach Hause, wohl wissend, dass sie dann erwachsen werden muss, was dazu führt, dass Peter Pan plötzlich ganz alleine und einsam in Nimmerland ist. Captain Cook hat mittlerweile Wendy und die verlorenen Jungs als Geiseln genommen, Tinkerbell fast mit einem für Peter gedachten Kakao vergiftet und nun kommt es zum großen "Show-Down" – dem wilden und spannenden Duell zwischen Hook und Peter Pan. Und natürlich muss hier Peter gewinnen. Es ist ein Märchen. Es ist ein Traum. Da hat das Böse keine Chance. Und das ist auch gut so.

Eine kurzweilige, abwechslungsreiche und die Phantasie anregende Aufführung findet ihr Ende. Christina Morcinek und Anja Kießling gelang es wieder einmal einen tollen und die Zuschauer bereichernden Stoff mit einer großen und motivierten Schauspielgruppe zu inszenieren. Hinzu kommt das Bühnenbild, das mit Tüchern, farbenfroher Gestaltung und der Freude am Detail die Zuschauer mitnimmt in ein Land, wo das Träumen noch erlaubt ist.
Laura Slowatschek und Lorene Kühne gaben dem Ensemble konzentriert als Souffleusen und helfenden Hände im Hintergrund die nötige Sicherheit. Nicht zu vergessen aber ist die Technik. Ruhig und konzentriert im Hintergrund agierend, den Wünschen und Vorgaben der Regisseure stets gerecht werdend, konnten federführend Tibor Vaaßen, Leo Thiele, Jonas Schmittlein, Alwin Hellwich und Antonio Echaniz, mit einfalls- und eindrucksstarken Licht- und Toneffekten ihr Können unter Beweis stellen. Helfend an ihrer Seite standen dabei auch Leo Gensler, Jakob Hanisch, Simon Heiß, Franz Wunner und Paul Küffer zur Verfügung.
Ein wahrhaft schöner, ein traumhafter Abend ist zu Ende. Wieder müssen wir Monate warten, bis ein neues Stück auf den Bühnen unserer Schule gezeigt wird. Schade, dass es so lange dauert, aber große Vorfreude, dass es so ist.
  Wolfgang Metzner

{tab Flyer}

Programm-Heft

Flyer: Chr. Morcinek

{tab Bilder}

Bilder

Fotos: A. Kießling

 

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