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Gymnasium Bamberg

Arsen und Spitzenhäubchen

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Dass man als Schultheatergruppe auch Hollywood-Klassiker auf die Bühne bringen und damit ein Publikum brillant unterhalten kann, stellten die Mitglieder der Mittelstufen-Theatergruppe unter der Leitung von Herrn Schreiner mit viel Spielfreude und Witz mit Joseph Kesselrings „Arsen und Spitzenhäubchen“ unter Beweis. Der Handlung des Theaterstücks aus den 40er Jahren hat nichts an Humor der absurden Verwicklungen eingebüßt, sodass die Aufführung in der Turnhalle des E.T.A. einen äußerst vergnüglichen Abend bescherte.
Es beginnt im Hause der Brewster-Schwestern Abby, Rose und Martha, die von Luisa Schreiber, Rosalie Jahnel und Anna Konerding über die gesamte Dauer der Aufführung fürsorglich, freundlich und höflich gespielt werden, dass man meinen könnte,  sie könnten keiner Fliege etwas zu Leide tun – weit gefehlt. Doch zu Beginn ahnt noch niemand die Wahrheit, sodass der von Leo Beyer besorgt-reservierte und sehr ernsthaft verkörperte Pfarrer Dr. Harper feststellt, dass es im Hause Brewster sehr friedlich sei, woraufhin seine Bedenken bezüglich einer Liason seiner Tochter Elaine mit dem Neffen der Damen, Mortimer, nicht mehr ganz so groß sind wie vorher. Nichtsdestotrotz warnt er (ironischerweise auf der Bühne) vor den schädlichen Theaterbesuchen, der seine Tochter dann wohl ausgesetzt wäre, denn Mortimer ist Theaterkritiker. Kurz nachdem er gegangen ist, taucht schon Elaine auf, die von Elena Huttner sehr überzeugend in allen emotionalen Facetten gegeben wird – zunächst noch verliebt-fröhlich, später dann ängstlich-hysterisch. Doch noch ist die Welt in Ordnung, auch wenn  Mortimer lautstark deklamiert, wie sehr er seinen Beruf und das Theater doch hasse. Eine Paraderolle für Maria-Sophie Neef, die sehr energisch, selbstbewusst und mimisch und gestisch sehr überzeugend den jungen Mann verkörpert. Mortimer lässt sich sogar auf ein Hochzeitsversprechen ein – bis beim Suchen eines Manuskripts ein Blick in eine große Kiste alles verändert, denn dort entdeckt Mortimer eine Leiche. Als er dann noch herausfindet, dass seine Tanten von Zeit zu Zeit alleinstehende Männer als Untermieter aufnehmen, dann umbringen und im Keller vergraben, trägt dies nicht zu seiner Beruhigung bei, auch wenn Luisa, Rosalie und Anna diese schrecklichen Informationen so beiläufig und selbstverständlich vermitteln, dass hier große Komik entsteht. Und wie schaffen es die 3 Damen, die inzwischen 13 Leichen im Keller zu verscharren? In dieser Frage hilft ihnen Mortimers Bruder Teddy, der sich für den Präsidenten Roosevelt hält, weswegen er die Treppe nur mit gezücktem Säbel und einem „Attacke“-Ausruf hinaufstürmt  und von Zeit zu Zeit Ansprachen hält, nicht ohne sie vorher mit einem Trompetensignal angekündigt zu haben. Herrlich, wie Maria Lösch diesen sympathischen, aber verwirrten Burschen darstellt. Unter seiner Leitung wird denn auch ständig am „Panama-Kanal“ (im Keller des Hauses) gegraben, was der Entsorgung der Leichen sehr entgegen kommt. Mortimer will nun Teddy so bald wie möglich einweisen lassen, kommt aber nicht wirklich dazu, da sich die Ereignisse überschlagen. Zunächst betritt ein neuer potenzieller Untermieter die Bühne, sehr forsch, selbstsicher und überzeugend von Eric Artes gespielt. Gerade noch kann Mortimer verhindern, dass die Damen auch ihn durch ihren „Holunderwein“ ins Jenseits befördern, da kommt Mortimers anderer Bruder an: Jonathan, von dem man schon lange nichts mehr gehört hatte und der inzwischen ein gesuchter Serienmörder ist. Mit Lennart Buchholz-Schuster hatte die Regie hier ein sehr glückliches Händchen, denn er schafft es wirklich, sehr furchteinflössend und bestimmend zu wirken – ganz wie der Horrorschauspieler Boris Karloff, mit dem er nach einigen Gesichtsoperationen große Ähnlichkeit aufweist. Kongenial besetzt sein Partner, Dr. H. Einstein, der von Lukas Hein schön unterwürfig-schmierig und dennoch gewitzt gegeben wird. Als ungleiches Paar in allen Belangen (u.a. hervorzuheben ist hier Lennarts beinahe schon mechanisch wirkende sprachliche Langsamkeit im Vergleich zu Lukas‘ Beredsamkeit) sorgen die beiden für viele Lacher. Jonathan hat zufälligerweise auch eine Leiche im Gepäck, die er ebenfalls im Keller unterbringen will. In den folgenden Szenen kann die Truppe ihre ganze Spielfreude unter Beweis stellen, denn es werden Leichen, versteckt, transportiert, entdeckt und Täuschungsmanöver aller Art gestartet, was zu vielen slapstickhaften Situationen führt, bis endlich so ziemlich alle Beteiligten über die Absichten der anderen Bescheid wissen. Ausgerechnet dann erscheint, quasi als Höhepunkt des Irrsinns, der Polizist O‘Hara, der auch Theaterstücke schreibt. Chris Diroll glänzt als verhindertes Dichtergenie, indem er voller Inbrunst den Inhalt seines Stückes nacherzählt – der verblüffend viele Parallelen zu den Geschehnissen auf der Bühne aufweist. Doch auch er bemerkt nicht, was in diesem friedlichen Haus vor sich geht, obwohl er von zwei weiteren Polizisten, Klein (Anna Rothmund) und Brophy (Magdalena Schütz), die bereits vorher sehr diensteifrig und pflichtbewusst in Erscheinung getreten waren, unterstützt wird. Und auch als endlich ihr Chef, der auch sehr bestimmt und in bester Hollywood-Manier von Stefanos Pachidis auf die Bühne gebracht wird, eingreift, schaffen sie es gerade mal, den Serienmörder Jonathan festzunehmen, doch  das makabre Geheimnis des Hauses wird nicht gelüftet. Am Ende kann der von Anna Ulbricht sehr einfühlsam und unterstützend gegebene Leiter der Klinik „Zum glücklichen Schreiner“ sowohl Teddy als auch die Brewster-Schwestern einweisen – aber ob er ihre Ankunft dort noch erleben wird, bleibt wegen eines Gläschens Holunderweins zweifelhaft….
Der Zuschauer wundert sich nach fast zweieinhalb Stunden Aufführung, dass so viel Zeit vergangen ist, so kurzweilig und unterhaltsam war das Stück. Bemerkenswert ist die großartige Konzentration aller Schauspieler, die zu keinem Zeitpunkt nachließ und viele schön herausgearbeitet Slapstick-Momente bescherte – was die Souffleuse Viktoria Leistner beinahe überflüssig machte. Unterstützt wurde die tolle schauspielerische Leistung von der Maske (Carlotta Röll, Nina Röder, Laura Slovacek, Lorena Kühne), die vor allem bei der Gestaltung der betagten Brewster-Schwestern wirklich Höchstleistungen bot. Aber auch die Technik (Jonas Schmittlein, Annabell Souschek, Leonard Neumann, Vincent Niemetz) sorgte durch die richtige Beleuchtung, vor allem in den dunklen Nachtszenen, für die passende Stimmung.
Eine beeindruckende Leistung einer tollen Truppe, wie ihr Leiter Herr Schreiner am Ende bewundernd feststellte, dem von der Theatergruppe im Gegenzug ebenfalls herzlich gedankt wurde. Großer Applaus belohnte alle Beteiligten.

Martin Stübinger

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Programm-Heft

Flyer: Chr. Schreiner

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Bilder

Fotos: Chr. Schreiner

 

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