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Gymnasium Bamberg

Manchmal habe ich mein Buch verflucht!

Lesung der portugiesischen Autorin Carla Maia de Almeida
Einen besonderen Gast durfte das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium kurz vor Schuljahresende begrüßen. Im Rahmen des „White Ravens Jugendliteraturfestivals“, das von der Internationalen Jugendbibliothek Schloss Blutenburg unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Kultusministeriums durchgeführt wird, kam die portugiesische Autorin Carla Maia de Almeida in unsere Stadt, die sie, so betonte sie gleich zu Beginn der Lesung, begeistert und fasziniert hat. So früh am Morgen schwärmte sie vor den Schülerinnen und Schülern aller 9. Klassen noch von den Eindrücken der Bamberger Sommernacht, und sie betonte: „Ihr lebt in einer ganz besonderen Stadt!“.
Mit „Bruder Wolf“ hat Carla Maia de Almeida ihr erstes Buch, das sich an ältere Leser wendet, geschrieben, und es ist auch das erste, das auf Deutsch erschienen ist. In der Erzählung geht es um ein fünfzehnjähriges Mädchen, die auf den schleichenden Verfall ihrer Familie zurückblickt und sich gleichzeitig an eine Reise mit ihrem Vater erinnert, der nach dem Zerfall der Familie mit der kleinen Tochter, die Bolota („Krümel“) genannt wird, aufbricht, um wieder Sicherheit in einem Haus auf dem Land zu finden. Aber es geht eben auch um mehr in dem Buch, betont die Autorin auch zu Beginn ihrer Lesung, nämlich darum, welch kleine Anstöße es braucht, um eine Lawine an Folgen hervorzurufen, die eine Familie zerstören. In dieser Hinsicht stellt das Buch keine typische „Jugendliteratur“ dar, auch wenn die rund hundert Jugendlichen, die sich bereits im Unterricht in Auszügen mit dem Buch vertraut gemacht hatten, gespannt lauschten.
Da Frau Almeida kein Deutsch spricht, wurde die Lesung von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Sandra Schwittau (kleine Überraschung am Rande: Sie ist die deutsche Stimme von Bart Simpson, was sie gerne kurz unter Beweis stellte) durchgeführt. Und hier wurde deutlich, wie eine Lesung im wahrsten Sinne des Wortes die Wirkung eines Buches verstärken kann – konzentriert und interessiertes Zuhören war die Folge. Die Autorin selbst erklärte dann zwischen den Leseteilen auf Englisch Hintergründe zu den Kapiteln und antwortete bereitwillig auf die vielen Fragen der Schüler und Schülerinnen, die auch den Entstehungsprozess eines literarischen Werks betrafen. Hier wurde vor allem der verzahnte Aufbau von „Bruder Wolf“, das aus zwei Handlungssträngen besteht, deutlich, der Frau Almeida aber auch in manche Schaffenskrise stürzte, sodass sie manchmal am liebsten ihr Buch unter wilden Flüchen ins Eck geworfen hätte (s. Titel).
Das E.T.A. ist froh, dass sie das nicht getan hat, denn sonst wäre uns eine begeisternde Lesung entgangen. Großer Applaus, Autogrammwünsche und weiter Fragen nach dem Ende der Lesung zeugten vom Erfolg der Veranstaltung. Hierfür großer Dank an die Autorin Almeida, an die lesende Sandra Schwittau und auch an Herrn Weber von der Internationalen Jugendbibliothek Schloss Blutenburg, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre.

Text: Martin Stübinger
Bilder: Stephan Thienel, Martin Stübinger