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Gymnasium Bamberg

Sehr belesen

 Durch die winterlich verschneite Altstadt Bambergs machten wir uns, der Lateinkurs der
Q12, am 15. Dezember auf den Weg am viertürmigen Kaiserdom vorbei zur Staatsbibliothek,
die im Gebäude der Neuen Residenz untergebracht ist.
Eigentlich auf Studentinnen und Studenten ausgelegt, ermöglichte Frau Hammerbacher uns
einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Herstellung, Aufbewahrung und Restauration
antiker lateinischer Texte, insbesondere Abschriften von Livius‘ Geschichtswerk ab urbe
condita. Nach einer kurzen Einführung, in der uns der stellvertretende Leiter Dr. Stefan
Knoch über die Bamberger Staatsbibliothek, die im Zuge der Säkularisierung um
Handschriften aus der Dombibliothek erweitert wurde, informiert hatte, gelangten wir durch
eine Tür mit der alarmierenden Aufschrift „Kein Durchgang!“ in den „offiziellen
Dienstbereich“ des Archivs.
Umgeben von mit Holzschnitzereien verzierten Bücherregalen, die sich fast bis unter die
Gewölbedecke erstreckten und mit reich verzierten Büchern bestückt waren, lagen in der
Mitte des Raumes schon für uns ausgewählte Bücher bereit. Zunächst wurde uns eine Kopie
der um das Jahr 1000 entstandenen „Bamberger Apokalypse“ gezeigt, eine mit 49 farbigen
Bildern illustrierte Prachthandschrift, die bereits expressionistische Züge aufwies,
beispielsweise indem die dem Untergang geweihte Stadt Babylon aus dem letzten Buch der
Bibel, der geheimen Offenbarung des Johannes, kopfüber dargestellt wurde.
Anschließend widmeten wir uns inhaltlich relevanten Schriften für den Lateinunterricht. In
einem anderen Werk waren zufällig Teile einer rund 1500 Jahre alten Handschrift aus Livius`
Geschichtswerk entdeckt worden, die einzig als Durchlage dienend die Zeit überdauerten, da
bereits eine jüngere Liviushandschrift existierte. Ebenjener fragmentiert erhaltene Codex
diente sowohl der Oxford-Ausgabe des Liviuswerks als auch Schulwerken als Grundlage.
Nachdem wir eine mit Annotationen versehene Schulhandschrift von Horaz` Gesamtwerk
betrachtet hatten, erhielten wir einen Ausblick auf das nächste Halbjahr zum Thema
Staatsphilosophie, indem wir einen ersten Blick auf Ciceros „somnium Scipionis“ aus seinem
Werk de re publica warfen. Abschließend lernten wir Methoden der im Mittelalter noch
aufwändigen und kostenintensiven Buchbindung und Aufbewahrung kennen, denen wir
nicht nur den Erhalt, sondern zum Teil auch den durch diverse Missgeschicke in der
Buchherstellung verschuldeten Verlust antiker Schriften verdanken.
M. Grimm und R. Müller