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Gymnasium Bamberg

Ein Prost auf das Leben!

Mit einem „Oktabifest“ wollten sich die Schülerinnen und Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs von ihrer Schule verabschieden – und das im Juni! Der Untertitel des Mottos lautete: „Wenigstens die Maß hat 1,0“, was eigentlich eine Untertreibung darstellte: Erstens ist in einer Oktoberfest-Maß in München nie und nimmer ein Liter drin, und zweitens waren die Ergebnisse des Jahrgangs alles andere als schlecht, wie sich herausstellen sollte.
Die Festlichkeiten begannen mit dem Abischerz, zu dem die Schule in Weiß-Blau dekoriert wurde, und ein paar mutige Abiturientinnen oder Abiturienten warfen sich in ein zumindest trachtenähnliches Outfit. Traditionsgemäß treten beim Abischerz die Lehrkräfte gegen die Schüler an, um den gefangen genommen Schulleiter auszulösen und den Unterrichtsbetrieb wiederherzustellen. Da dieser aber wegen einer Tagung nicht „geknebelt“ werden konnte, musste sich sein Stellvertreter Dr. Schlauch mit einem – Überraschung! – Gartenschlauch fesseln lassen. Es dauerte eine ganze Weile, aber nach vielen kurzweiligen (und auch nassen) Spielen wurde er befreit und alle außer dem Abiturjahrgang traten den Weg in den Unterricht an.
Fast zwei Wochen später erfolgte dann der offizielle Teil. Der Festtag wurde am Vormittag mit einem Gottesdienst begonnen. Die Abiturientinnen, die gemeinsam mit ihrem Religionslehrer Herrn Jenschke den Gottesdienst vorbereitet hatten, legten ihren Blick auf das, was für das Leben von Bedeutung sei und ihre Zukunft prägen möge: einen „safe place“ zu finden, in dem sie selbst glücklich leben können, aber auch Platz sei für ihre Familie, ihre Freunde, ihre Eltern. Versinnbildlicht wurde dies einerseits durch den „Bau“ eines kleinen Hauses während des Gottesdienstes, andererseits durch das Papierhaus, das durch die Anwesenden nach ihren eigenen Vorstellungen für „ihr Haus“ farblich ausgestaltet werden konnte.
Nachmittags stand schließlich die offizielle Überreichung der Abiturzeugnisse auf dem Programm. Auch altgediente Lehrkräfte konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten nur an ein Jahr erinnern, an dem diese Zeremonie nicht im Freien auf dem Gelände des E.T.A. vollzogen werden konnte. In diesem Jahr waren die Wetterprognosen aber so unbarmherzig, dass alle in die Stephanskirche umziehen mussten. Dies stellte sich jedoch als eine hervorragende Wahl heraus, strahlt der Innenraum dieser Kirche doch eine festliche Würde, andererseits aber auch eine positive Helligkeit aus, die den nötigen Optimismus für den Weg in die Zukunft vermittelt. Der Schulleiter Markus Knebel war sich bei der Wahl des Ortes lediglich in einem Punkt nicht ganz sicher, weswegen er augenzwinkernd fragte: Würden Abiturzeugnisse, die in einer evangelischen Kirche überreicht wurden, auch sonst im katholischen Bayern ihre Gültigkeit behalten?
Umrahmt wurde die Feier sehr festlich vom Streichquartett des E.T.A., und traditionsgemäß begrüßte zunächst die Oberstufenkoordinatorin Monika Eberth „ihre“ ehemalige Q12. Sie wies darauf hin, dass dieser Jahrgang ein besonders erfolgreicher ist, da nämlich alle, die angetreten waren, das Abitur auch geschafft haben (eine Schülerin muss aus Krankheitsgründen noch Prüfungen nachholen). Dies belege, dass es sich bei den Angesprochenen eben nicht um eine, wie von den Medien oft beschworene, „verlorene Generation“ unter dem Einfluss der Pandemiefolgen handle, sondern um Schülerinnen und Schüler, die nun wieder ohne Corona-Vergünstigungen exzellente Leistungen erbracht haben. So liegt der Schnitt des E.T.A. auch satte zwei Zehntel über dem bayernweiten Schnitt, ein Viertel des Jahrgangs erreichte Ergebnisse unter 1,5. Am Ende hatte Frau Eberth dennoch ein paar ernste Worte für den weiteren Weg der Schülerinnen und Schüler: „Es ist gut, die persönliche Komfort-Zone zu verlassen, die Augen offen zu halten, einzusaugen was kommt und dennoch kritisch zu bleiben.“ Sie ermutigte die jungen Leute, das „Werkzeugköfferla“, das ihnen von der Schule mitgegeben wurde, zu nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen als sie ihnen von den Vorgängergenerationen hinterlassen wurde.
Für die Eltern sprach Dr. Grimm, der Vorsitzende des Elternbeirats, der die Schüler auf eine oktoberfestmäßige Achterbahnfahrt nach dem Abitur einstimmte: Nach der Phase der Euphorie, die auch vom Fleiß im Rahmen der Abiturprüfungen geprägt ist, folge oft eine Dysphorie, in der man merke, dass die Tatsache, dass man nicht mehr in die Schule müsse, einen auch mit der eigenen Sinnfrage konfontiere. Er gab den Zuhörenden aber die Aussicht auf eine weitere Phase, in der Optimismus und Mut bestimmend seien. Und diesen Mut wünschte er allen – nicht zuletzt den Mut, beim Schulfest wieder den Kontakt zur Schule herzustellen.
Nun waren die scheidenden Schüler/innen an der Reihe, vertreten durch Katharina Siegl und Niklas Back. In einer humorvollen, aber oft auch nachdenklichen Rede blickten sie zurück auf ihre Schulzeit. Sie bedankten sich bei den Lehrkräften, die „auch unsere Yodas“ waren, bei der geduldigen Oberstufenkoordinatorin, beim „extrem gut aussehenden Schulleiter“ für seine Unterstützung, bei ihren Eltern, die „Cheerleader unserer schulischen Laufbahn waren“ sowie beim Verwaltungspersonal. Der Rückblick bezog natürlich auch Fahrten wie den Skikurs oder die Berlinfahrt oder den Schneeball mit ein, um mit dem Fazit zu schließen: „Letztendlich müssen wir für die Chance die schönste Schule Bambergs besucht zu haben unglaublich dankbar sein.“ Auch sie wagten einen Ausblick in die Zukunft und wiesen auf die unendlichen Chancen hin, die ihnen nun offen stünden. Selbst wenn sich nun jeder auf seinen eigenen, individuellen Weg begebe, sei es wichtig, die Erinnerungen an die Schulzeit im Herzen zu behalten und heute einfach den Moment zu feiern.
Schließlich richtete der Schulleiter Markus Knebel seine Worte an die Schülerinnen und Schüler. Er interpretierte den Bezug des Mottos auf das Oktoberfest in seiner Bedeutung von Gemeinschaft und Miteinander. Auch dieser Jahrgang hatte damit zu tun, über die Jahre zu der Gemeinschaft zu wachsen, die sie nun sind. Aber auch Freude, Feier und Genuss kommen beim Oktoberfest nicht zu kurz – und bei diesem Jahrgang offensichtlich besonders nicht, wie Knebel schmunzelnd anmerkte. Dennoch könne man die „Generation Z“ mit dem Vorwurf, sie würde sich stets an einer work-life-balance orientieren, nicht über einen Kamm scheren, wenn auch – und hier wurde der Schulleiter durchaus etwas ernster – gerade bei der Vorbereitung der Abiturfeierlichkeiten nur wenige Schülerinnen und Schüler wirklich aktiv beteiligt waren, die nun namentlich erwähnt wurden.
Überraschend war das Ergebnis einer Abfrage, die Herr Knebel dann durchführte: Alle, die bereits auf dem Oktoberfest waren, sollten die Hand heben – es waren gerade mal eine Handvoll. Dies nahm der Schulleiter zum Anlass, alle Abiturienten und Abiturientinnen aufzufordern, in das Feiern auch die Eltern miteinzubeziehen. Ausgehend von eigenen Erfahrungen betonte er, wie wichtig und bereichernd die Zeit mit den Eltern ist, vor allem angesichts der Tatsache, dass die jungen Leute wohl bereits 90 Prozent der Zeit mit den Eltern in ihrem Leben bereits hinter sich haben. So kann auch der Dank an die Eltern für die Unterstützung in der Schulzeit nicht groß genug sein.
Zu einem Oktoberfest gehören auch die Servicekräfte – in diesem Fall die Lehrer, die sich um die Zeltbesucher ausgiebig gekümmert hatten. Bei einer Servicekraft, die sich in den letzten beiden Jahren unermüdlich eingesetzt hat, bedankte sich Herr Knebel besonders, nämlich bei der Oberstufenkoordinatorin Moni Eberth.
Er schloss erneut mit einem Oktoberfest-Bezug: Viele Menschen besuchen das Oktoberfest und kommen dazu von weit her. Auch die scheidenden Schüler/innen sind herzlich eingeladen, immer wieder am E.T.A. vorbei zu schauen und zu feiern – zum Beispiel am Schulfest. Deshalb beendete der Schulleiter seine Rede auch mit einem Trinkspruch: „Prost auf das Leben, Prost auf eine strahlende Zukunft und auf ein Wiedersehen an eurem E.T.A.!“
Und dann war es endlich soweit: Die Abiturzeugnisse wurden verliehen. Es fehlte der rote Teppich, aber die Abiturientinnen und Abiturienten ließen es sich nicht nehmen, in kleinen Gruppen zu selbst gewählter Musik durch den Applaus nach vorne zu kommen um neben einer Rose und den Glückwünschen von Herrn Knebel und Frau Eberth auch die begehrte Urkunde in Empfang zu nehmen. Besonders geehrt wurden außerdem einzelne Schüler/innen: Für herausragende Leistungen im Fach Latein bekam Emilia Schader die Ehrennadel, Die Joachim Herz Stiftung bedankte sich bei Jana Lindner mit einer Urkunde und einem Buch, Anton Wiede nahm den Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und den DMV Abiturpreis für Mathematik in Empfang. Neben den vier 1,0-Absolventinnen Agnes Knetsch, Isabel Zier, Michelle Fösel und Emilia Schader wurden noch sieben weitere Abiturient/innen für herausragende Leistungen bis zum Schnitt von 1,3 geehrt.
Inzwischen hatte sich das Wetter wieder beruhigt, uns so fanden die Feierlichkeiten (ganz dem Motto gemäß) bei Bier und Bratwürsten im Hof des E.T.A. einen gemütlichen Ausklang. Das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium wünscht dem Abiturjahrgang 2023 alles Gute!
Martin Stübinger

T+B: M. Stübinger