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Gymnasium Bamberg

Besinnliches

Nach zwei Jahren war es heuer endlich wieder möglich, eine schöne E.T.A. Tradition aufzugreifen und das Kalenderjahr gemeinsam mit einem vorweihnachtlichen Gottesdienst am letzten Schultag vor Weihnachten in der Stephanskirche zu beenden. Für die jüngeren Schülerinnen und Schüler  sowie neue KollegInnen war diese Schultradition nach den Coronajahren etwas ganz Neues.
Gleichzeitig nahm das Vorbereitungsteam der Fachschaften Religionslehre die gemeinsame Feier zum Anlass, das 150-jährige Schuljubiläum thematisch aufzugreifen. So schilderten einige Schülerinnen und Schüler fiktive Gedanken, die ehemalige Schülergenerationen zu bestimmten Zeiten während der vergangenen 150 Jahre kurz vor den Weihnachtsferien bewegt haben könnten. Hier einige dieser Schülergedanken:
„Es ist 1872 und ich bin seit einem Jahr in der Lehrerbildungsanstalt am Stephansberg. Wir sind hier lauter Jungs, alle zwischen 14 und 18 Jahre alt und werden zu “Hilfslehrern” ausgebildet. Hier ist es sehr streng, wir dürfen z.B. in unserer Freizeit nicht hinunter in die Stadt gehen, sondern müssen in der Schule bleiben, in der wir auch wohnen. Schulbetrieb ist auch nur im Winter, weil wir im Sommer unseren Familien draußen auf den Feldern helfen müssen und keinen Unterricht besuchen dürfen. Im Winter bringt jeder ein Stück Holz mit in den Unterricht, damit wir den Ofen anschüren können und es nicht so furchtbar kalt ist. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie ich mich auf die Weihnachtsferien freue, da darf ich nämlich endlich heimfahren, zu meiner Familie.
Wir schreiben 1917, Deutschland ist im Krieg und der Schulbetrieb wurde eingestellt. Ich bin zusammen mit meinen ehemaligen Schulkameraden als Soldat an die Front geschickt worden. Nie hätte ich gedacht, dass ich die Schule einmal so vermissen würde. Mehrere meiner Schulkameraden sind bereits im Krieg gefallen. Ihre Namen könnt ihr im großen Treppenhaus im ETA auf einer Steintafel immer noch nachlesen. Da könnt ihr auch nachrechnen, wie jung wir waren. Von Weihnachten und Frieden auf Erden kann ich gerade nur träumen...
Wieder ist Krieg und am Stephansberg ist kein Schulbetrieb, daher gibt es auch keine Weihnachtsferien. Die Schule wird als Krankenlazarett genutzt. Ständig ertönen die Sirenen: Bombenalarm. Dann verstecken sich die Anwohner in den Stollen im Berg, der Eingang ist ja gleich hinter der Schulkapelle. Einige Schüler und Freunde von mir sind dabei unten im Stollen verschüttet worden, als eine Bombe am Stephansberg einschlug. Nicht alle konnten gerettet werden. Ich hatte Glück und war an diesem Tag woanders. Wenn ihr den Weg zur Schule hochlauft, seht ihr auf dem Rasenstück vor der Mensa einen Gedenkstein im Boden, der an den Bombenangriff von 1945 erinnert.
Es sind die sechziger Jahre und wie ihr seht, dürfen inzwischen auch Mädchen aufs Gymnasium gehen. Das ETA bekommt seinen heutigen Namen nach dem Dichter, Komponisten und Künstler Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der in Bamberg eine Zeit lang gelebt hat. Aber davon will ich Euch jetzt nichts erzählen, ich freue mich nämlich - wie ihr auch - schon sehr auf die Weihnachtsferien.
 Wir haben 2021, genau, letztes Jahr! Corona und Lockdown lähmen das ganze Land, es findet kein Unterricht in Präsenz statt und irgendwie kommt keine echte Weihnachtsstimmung auf. Auch die Aussicht auf Ferien fühlt sich komisch an, vieles was ich jetzt gerne machen würde, geht nicht. Wir sind im Lockdown und leben auf Abstand. Meine Mitschüler sehe ich nur per Videochat oder im Online Unterricht - vorausgesetzt, dass sie ihre Kameras einschalten... Die Technik funktioniert auch nicht immer so, wie sich die Lehrer das denken. Alle sind genervt und viele haben Angst. Inzwischen kennt man schon im Bekannten - und Freundeskreis Menschen, die an diesem Virus gestorben sind. Ich habe echt Angst, vor allem um meine Großeltern. Lange konnte ich sie nicht besuchen und auch an Weihnachten wird heuer kein Familientreffen stattfinden können. Gut, dass ich eine Maske aufhabe, dann sieht man nicht, dass mir die Tränen in den Augen stehen.
2022: Ja, das oder Ähnliches könnten sich ETAler vor den Weihnachtsferien so gedacht haben. 150 Jahre sind eine lange Zeit und so unterschiedlich die Bedingungen auch waren und sind, Weihnachten bleibt immer eine Konstante im Jahresablauf, wenn auch in manchen Jahren lediglich als Wunsch oder Hoffnung. Traditionen verbinden uns mit den Generationen vor uns und nach uns und auch am ETA gibt es Traditionen, die die Jahre wie mit einem roten Faden verbinden. Die Älteren kennen ein Beispiel und können es bestätigen: Seit vielen Jahren beenden wir sowohl das ETA- Weihnachtskonzert als auch den Weihnachtsgottesdienst immer mit dem gemeinsamen Lied “Adeste Fideles”, und wenn wir das am Schluss wieder tun, so denken wir an alle anderen ETAler vor uns und nach uns. Ich finde, das ist eine schöne Tradition für ein musisches Gymnasium. Hoffentlich können wir, könnt Ihr, sie noch lange fortführen.“                
Susanne Steinhauf

Bilder: A. Grillmeier