ETA Logo 100  E.T.A. Hoffmann-Gymnasium Bamberg
ETA Logo 100 E.T.A. Hoffmann-
Gymnasium Bamberg

„Alles Theater…“

Einige Schülerinnen und Schüler der Klasse 10r besuchten zusammen mit ihrer Deutschlehrerin im Rahmen der 38. Bayerischen Theatertage das Stück „Die dritte Generation“, das vom 3. Jahrgang der Otto Falckenberg Schule München aufgeführt wurde. Spannend war schon das Warten vor dem Theater, das spontan zu einem „Foto-Shooting“ genutzt wurde, bis auch der letzte Parkplatz gefunden worden war.
Die Umsetzung des von Fassbinder 1979 gedrehten Films „Die dritte Generation“ auf der Bühne hatte ganz unterschiedliche Erwartungen geweckt – politische Informationen zur RAF, Einblicke in gesellschaftliche Zustände Ende der 70er Jahre und deren Kritik, Aufgreifen aktueller Ereignisse aus dem „Deutschen Herbst“ bzw. der Zeit danach. Irritierend dann für die einen die traumhaften, zeitlos und schwerelos wirkenden Tanzchoreografien, die eine gelangweilte, nahezu geschlechtslose Gruppe von jungen, teils kindlich-naiven Menschen im „Einheitslook“ in den unterschiedlichsten Konstellationen zeigten, faszinierend die Art des Bewegens, ja Gleitens, die fließenden Übergänge und die Aussagekraft durch Körpersprache allein. Die Dialoge wirkten oft verrätselt, Anspielungen auf den politischen Hintergrund setzten ein gewisses Vorwissen voraus. Wer hier auf wen wartet, mit wem agiert oder gegen wen kämpft und vor allem wer hier wen im „Big Brother“-Stil manipuliert, musste sich jede und jeder selbst erschließen. 70er-Jahre Kolorit wurde erst gegen Ende mit dem Kostümwechsel sichtbar. Die Frage nach Sinn und Ziel, nach Kampf für oder gegen etwas oder nur um des bloßen Kämpfens willen, die Rolle der Staatsgewalt… das Stück bot bunte, schrille, unerwartete und verschlüsselte Einblicke und Denkanstöße. Kein Drama im „klassischen Stil“, aber viel Schauspiel- und Tanzkunst und genug Raum für eigene Gedanken und Interpretation.

Schülerinnen und Schüler der Klasse 9p sowie eine große Gruppe an ukrainischen Jugendlichen aus Willkommensklassen, teils auch mit Eltern und Geschwistern, hatten sich mit Shakespeares „Romeo und Julia“ bei den Caldéron-Spielen an einen bekannten Klassiker gewagt, ohne so recht zu wissen, wie „traditionell“ oder „modern“ die Umsetzung dann sein werde. Die grobe „Story“ kannte vermutlich jeder. Die malerische Kulisse der Alten Hofhaltung im Hintergrund hätte an eine historisierende Aufführung denken lassen, „große Gefühle“ im traditionellen Kostüm. Positiv überrascht und sehr angetan waren dann alle von der modernen, „locker-flockigen“ und frechen Inszenierung, bei der allein schon das sparsame Bühnenbild – eine raffinierte Treppen- und Türenkonstruktion – viele überraschende Möglichkeiten bot, die von der spielfreudigen Truppe gekonnt ausgenutzt wurde. Hier wurde kein „schnulziges Stück“ heruntergespult, sondern voll Schwung, kreativ und innovativ mit Lichteffekten und moderner Musik eine alte Geschichte neu umgesetzt, in der sich nicht nur die beiden sympathisch-frischen Hauptpersonen (ver-)lieben durften… Das Wetter spielte mit und verzauberte selbst noch gegen Mitternacht mit sommerlichen Temperaturen.

(nach Eindrücken aus dem Feedback der Klassen 10r und 9p, Angela Kestler)