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Gymnasium Bamberg

„Wo zwei oder drei …“ (Mt. 18,20)

Seit dem 24. Februar, dem Tag des verbrecherischen russischen Angriffs auf die Ukraine, versammelten sich Woche für Woche an ganz unterschiedlichen Tagen Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte um 13.00 Uhr in ökumenischer Verbundenheit zum Friedensgebet in der Schulkapelle. Am Anfang, unter dem erschütternden Eindruck der neuen und ungewöhnlichen Kriegssituation mitten in Europa, waren Bedürfnis, Interesse und Teilnehmerzahl noch groß, im Laufe der Wochen kehrten viele dann doch wieder zum „gebetslosen Alltag“ zurück.

Aber egal, wie groß oder klein die Gruppe auch war, es tat gut, einen Ort zu haben, um Ängste und Hoffnung zu teilen, eine „Ruheinsel“ inmitten des hektischen Schulalltags zu finden oder sich einfach zu öffnen für inspirierende Gedanken und Lieder. Bewegend waren Begegnungen mit Studierenden aus der Ukraine, die von der Situation zu Hause und ihrer großen Hilfsaktionen hier in Bamberg erzählen konnten. Beeindruckend auch die Informationen von Wolfgang Schubert über das Engagement ukrainischer Lehrkräfte, mit denen er in Kontakt steht, die noch aus Luftschutzkellern heraus Online-Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern überall auf der Welt organisieren. Gemeinschaft wurde spürbar beim Singen von Taizé-Liedern in ukrainischer Sprache zusammen mit Freundinnen von „Bamberg: UA“ und einigen unserer ukrainischen Gäste. Zwölf Gebete haben bisher stattgefunden, das Thema „Frieden“ wurde dabei immer wieder neu beleuchtet. Musikalisch gab es eine bunte Mischung: Chorbeiträge, gemeinsames Singen zu Keyboard- und Gitarrenbegleitung, NGL und Taizé-Lieder, ein ukrainisches Volkslied – sogar der aktuelle ESC-Siegertitel „Stefania“ vom Kalush Orchestra wurde eingespielt. Besonders in Erinnerung blieben wohl das Gedicht einer Schülerin zum Kriegsausbruch und die Annäherung an Bruder Klaus von Flüe, dem Patron unserer Schulkapelle.  

Der Krieg geht weiter und er wird immer schlimmer. Erst vor einigen Tagen habe ich eine traurige E-Mail einer ukrainischen Freundin erhalten, die von den massiven Veränderungen in ihrem Leben in Deutschland schreibt, von ihren Bemühungen, von hier aus in der Heimat zu helfen, aber auch von den Eindrücken ihrer Mutter, die in der Ukraine lebt:  

„Es ist unglaublich schwer, in die Augen von Kindern zu schauen, die ihre Eltern nie wieder sehen werden. Meine Mutter sieht solche derzeit sehr häufig. Es ist schrecklich zu erfahren, wie eine Frau, die innerhalb von 10 Tagen zwei junge Söhne verloren hat, über den Särgen schluchzend sagt, dass sie lieber dort an ihrer Kinder Stelle liegen würde. Vor ein paar Tagen fand die Beerdigung von einem Freund meiner Kindheit statt.  Der Sohn einer Freundin meiner Mutter, die vor 2 Jahren an Corona gestorben ist.  Ich schicke Dir ein Foto... [man sieht eine Trauergemeinde um den offenen Sarg versammelt]. Meine Mutter war natürlich bei der Beerdigung.  Neben Charkiw wurde er umgebracht. War klug und motiviert. Hat seine Karriere als Staatsanwalt gemacht. 29 Jahre alt... Wollte heiraten…“

Was soll man da sagen angesichts dieses Leids? Was kann man tun? Was „bringt“ schon ein Gebet? Wir werden weder Putin noch den Krieg „wegbeten“ und den Frieden nicht „herbeizaubern“. Wir werden auch die drohende Hungerkatastrophe in vielen Teilen der Welt und andere Folgen dieses schlimmen Krieges nicht durch bloßes Beten „lösen“ können.
Aber – wir können auch weiterhin Zeichen setzen, durch gelebte Solidarität, durch Unterstützung aller, die Hilfe brauchen, durch gegenseitige Ermunterung zum Guten …nicht nur, aber auch in Form von Gebeten. Gerade wenn alles zu groß, zu schwer und zu viel für uns ist, kann es helfen, auf einen mächtigeren Beistand zu setzen – um IHN durch uns wirken zu lassen.
Von vielen unserer ukrainischen Freundinnen und Freunden von „Bamberg: UA“ kam die Rückmeldung, dass es sie ermuntert und stärkt, von unserem Friedensgebet, aber auch von anderen Aktivitäten zur Unterstützung der Ukraine an unserer Schule zu hören. Das ermutigt, das Ganze fortzusetzen, vielleicht in veränderter Form, zu anderen Zeiten, in einem anderen Rhythmus, gerne mit noch regerer Beteiligung aus der Schüler- und Lehrerschaft. Das bisherige Vorbereitungsteam (Steffen Rothmann, P. Staufer, Angela Kestler) ist dankbar für jede Art von Unterstützung, für Wünsche und Kritik.  

(Angela Kestler)