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Gymnasium Bamberg

Dachau 2018

Was soll man über den Besuch einer KZ-Gedenkstätte schreiben?
Über einen Ort,
der als „Musterlager“ der Nazis in die Geschichtsbücher eingegangen ist,
der an die Opfer der NS-Diktatur erinnert,
dessen Charakter eher dem eines Friedhofs gleicht als einem Museum,
vor dessen Besuch Schülerinnen und Schüler auf ein „angemessenes Verhalten“ hingewiesen werden sollen, ausgedrückt durch entsprechende Kleidung, ein respektvolles Verhalten, Verzicht auf Herumalbern, Musikhören, Picknick usw.?

Geht es so?
„Am Dienstag, 6. Februar machten sich die Klassen 9a, b, c, d und k in Begleitung ihrer Geschichtslehrer/innen und des Studienseminars Geschichte, insgesamt knapp 120 Teilnehmer/innen in zwei Bussen organisiert von Frau Günthner, schon am frühen Morgen in Richtung Dachau auf, das sie nach zügiger Fahrt bereits um 10.30 Uhr erreichten.“

Oder besser so?
„Können Geschichtsbücher, Filme und Unterricht im Klassenzimmer den Schrecken des Nazi-Terrors, die praktische Umsetzung der menschenverachtenden NS-Ideologie und das Ausmaß des Leidens, Sterbens und des systematischen industriellen Tötens vermitteln?
Weitaus mehr ‚unter die Haut‘ geht es, wenn man dem Ausmaß der Katastrophe an Ort und Stelle begegnet, wenn man die noch bestehenden Gebäude und Rekonstruktionen, ja die gesamte Anlage eines Konzentrationslagers auf sich wirken lässt. Verstärkt wurden diese Eindrücke durch die eisige Kälte, die dafür sorgte, dass die meisten Schülerinnen nach knapp 90 Minuten sehr intensiver und individueller Führung durch Lehrkräfte des Josef-Effner-Gymnasium sich verfroren um die Heizungen im Ausstellungsgebäude drängten – unvorstellbar, dass bei einem Zählappell nach einem Fluchtversuch im Winter die Häftlinge damals 18 Stunden lang stehen mussten, in dünner „Sträflingskleidung“ und Holzschuhen, ohne warme Socken, Mützen, Schal, Handschuhe und feste Stiefel …“

Oder vielleicht eher so?
„Es ist erschreckend, was der Mensch dem Menschen antun kann. Es gibt nur noch wenige Überlebende der NS-Diktatur und des Holocaust, die Aussagen, Veröffentlichungen und Hinterlassenschaften dieser Zeitzeugen sind kostbar. Auch wenn die Begegnung bei unserem Dachau-Besuch ‚nur‘ über die Ausstellung und den Film und nicht persönlich erfolgte, blieben manche Gesichter und Geschichten von Überlebenden wie auch von Ermordeten wohl vielen im Gedächtnis, seien es die unvorstellbaren Leichenhaufen bei der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner, seien es Einzelschicksale von (in Dachau eher wenigen) Kindern, von engagierten Widerstandskämpfern oder von hilflosen Opfern der Menschenversuche gewissenloser NS-Ärzte.
Was wir heute jedoch, hautnah um uns herum oder aktuell in den Medien, Tag für Tag sehen und ‚live‘ miterleben können bzw. müssen, ist bittere Realität – Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten oder Massenunterkünften, von zusammengeschlagenen Obdachlosen, hungernden Kindern in aller Welt, Kriegen, Bürgerkriegen, Terror, Ausbeutung, Gewalt usw.
Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, aber die Zukunft gemeinsam mit offenen Augen, mutig, entschlossen und verantwortungsbewusst gestalten.“

Fazit:
Es war hart, aber doch sinnvoll und gut, diesen Tag und diese Erfahrungen unseren Neuntklässlern zuzumuten, es gab betroffene Gesichter, Anteilnahme, Entsetzen, Schweigen. Alle Gruppen unserer Schule zeigten – ganz im Gegensatz zu manch anderen Jugendlichen, die sich im Gelände tummelten - durch ihre Aufmerksamkeit, Ernsthaftigkeit und Zurückhaltung ihren Respekt vor den Opfern. Ganz herzlichen Dank an die jungen Referendarskolleg(inn)en für die ganztägige Begleitung und die Unterstützung während der Fahrt!

(Bericht und Fotos: Angela Kestler für die Fachschaft Geschichte - nach Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern und den begleitenden Lehrkräften)

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