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Gymnasium Bamberg

Taizé

Sieben Tage Taizé – eine Kurzfassung
Sonntag: Das Wunder des Zeltaufbauens
…Montag: Ankommen in der Gemeinschaft
…Dienstag: Müll kann cool sein? Erfahrungen im „rubbish-team“
…Mittwoch: Gespräche über Gespräche
…Donnerstag: Intensive Besinnung in Stunde des Schweigens
…Freitag: Identifizierung mit dem „Taizé-feeling“
…Samstag:  Wenn ein „Bruder“ zum „Freund“ wird …

Taizé 2017 – „normale“ und „ganz besondere“ Erfahrungen

Während der Woche in Taizé wird vor Ort ein sehr buntes Programm geboten, angefangen vom Zusammenleben mit Menschen aus verschiedenen Ländern, den drei täglichen Gebeten und der Zeit in der Bibelgruppe bis hin zu den gemeinsamen Mahlzeiten und der Möglichkeit, mit der Gemeinschaft zu arbeiten, um so seinen Teil zum Gelingen der Treffen beizutragen. Das ist das „Normale“, das, was jeder erlebt, wenn er nach Taizé kommt. Jedem steht aber darüber hinaus die Möglichkeit offen, seine Woche individuell für sich zu gestalten, denn jeder und jede muss sich täglich neu entscheiden, wie viel bzw. wie intensiv er oder sie sich einbringt. Auch werden in der Freizeit zusätzliche Möglichkeiten angeboten, um Taizé noch intensiver erleben zu können, insbesondere in Form von Workshops. Diese können Themen wie Berufsorientierung, Glaube, die Entstehung von Taizé, die aktuelle Flüchtlingssituation, Politik und Zukunftsfragen und vieles mehr behandeln. Etwas ganz Besonderes stellt für mich der Besuch der Gottesdienste/Gebete dar, da diese von jedem verschieden wahrgenommen und genutzt werden können:Die erste Besonderheit ist die Zeit der Stille: Während eines jeden Gebets herrscht für fünf bis zehn Minuten absolute Stille. Diese kann man nutzen, um alles in letzter Zeit Geschehene zu reflektieren, ein persönliches Gebet zu sprechen oder für sich selbst Kraft zu tanken. Die zweite Besonderheit bietet sich einem nach jedem Abendgebet, wenn viele der Brüder in der Kirche bleiben und für Gespräche bereitstehen, während ringsherum noch gesungen wird. Die Brüder stellen sich zur Verfügung, man kann einfach auf sie zugehen und mit ihnen wie mit einem Freund reden. Was auch immer gerade auf dem Herzen liegt, kann ausgesprochen werden und man kann sicher sein, dass sich hier jemand Zeit nimmt und ein offenes Ohr hat (auch etliche katholische Priester und protestantische Geistliche, die gerade eine Woche in Taizé verbringen, sind jeden Abend präsent – egal ob man beichten oder einfach nur reden möchte). Die dritte Besonderheit des Gebets in Taizé ist die Erfahrung der Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg: Die Brüder tragen die Bibeltexte, Gebete oder Fürbitten in verschiedenen Übersetzungen vor und es werden gemeinsam einfache Lieder in allerlei Sprachen gesungen.  Obwohl die Menschen in der Kirche eine bunte, interkulturelle Mischung darstellen, entsteht sofort das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Neben der Kirche bilden die Bibelgruppen einen weiteren wichtigen Programmpunkt: In diesen beschäftigt man sich zunächst im großen Kreis und unter Anleitung durch einen Bruder mit einem Auszug aus der Bibel, anschließend geht man in internationale Kleingruppen und setzt sich gemeinsam weiter mit diesem Text und dessen Fragen auseinander, redet über persönliche Anliegen und spielt auch Spiele miteinander. Besonders beschäftigt haben mich dieses Jahr – durch Workshops und die Bibelgruppe inspiriert – bestimmte Schlüsselwörter, die dem Gründer von Taizé, Frère Roger, wichtig waren. In dem Workshop „Keywords in the life of brother Roger“ wurde die Wendung “beauty of listening” aufgegriffen. Zuhören – was heißt das eigentlich? Es beginnt damit, mit welcher Einstellung man sich auf ein Gespräch einlässt (offen oder verschlossen, interessiert oder desinteressiert) und mit welchem Thema man konfrontiert wird. Es kann mehr bedeuten, als dass man selbst „Input“ erhält, denn durch Zuhören kann man anderen Menschen helfen, ihnen zeigen, dass man für sie da ist und ihnen im Idealfall auch Kraft und Hoffnung schenken.In Taizé werden aber auch alltägliche Handlungen hinterfragt, wodurch die Einstellung und die Sichtweise eines jeden Einzelnen im Alltag geprägt oder verändert werden kann. „Living with less makes us more able to share“, dies war wohl ein Kernthema dieser Woche in Taizé, das man täglich “live” erleben konnte. Jeder auf dem Hügel ist in einem Zelt oder einer einfachen Baracke untergebracht, bekommt das Gleiche einfache Essen und trägt seinen Teil zum Funktionieren der Gemeinschaft teil, sei es beim Kloputzen, Essenausteilen, Müllsammeln oder bei der Betreuung von Kindergruppen. Durch diese gemeinsam gelebte Einfachheit wird niemand wegen seines sozialen Status ausgegrenzt, benachteiligt oder bevorzugt. Alle leben in einer großen Gemeinschaft, fühlen sich ihr rasch verbunden und staunen darüber, mit wie wenig materiellen Gütern so viel Freude, ausgelassene Fröhlichkeit und kreatives Miteinander möglich ist. 

Leonard Gschwind für alle Taizé-Fahrer/innen 2017