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"Warum liegen Burgen immer so weit oben?"

Ende Mai startete der Wahlkurs „Abenteuer Museum“ eine weitere Expedition nach Coburg. Bei sommerlichen Temperaturen und nach einer anstrengenden Schulwoche trabten die einen fröhlich voran, während andere, gebeugt durch die Lust des Schulranzens, mühsam hinterher trotteten, zuerst quer durch die Stadt, dann steil bergauf. Zum Glück bot der Hofgarten, einst Festungsberg, später Park zum „Lustwandeln“ für die adelige Gesellschaft, etwas Schatten.

Geschafft! Erschöpft lagerte die Gruppe im Burghof, während drinnen schon eine der Führungskräfte auf uns wartete. „Wer bist du?“, so lautete der Titel der „Erlebnisführung“, bei der uns eine Journalistin vom Hörfunk Bayern 2 begleitete. Und so standen auch nicht komplizierte geschichtliche Zusammenhänge im Mittelpunkt, sondern der Alltag der Menschen um 1500. Mit Hilfe von Rollenkarten schlüpften die Wahlkursteilnehmer in ausgewählte Personen und Persönlichkeiten – sei es nun ein einfacher Bauer, Martin Luther, seine Frau Katharina von Bora oder Kurfürst Friedrich der Weise. Leider gab es nur wenig Zeit, sich so richtig mit seiner Rolle zu identifizieren, da doch ein recht großer Rundgang zu bewältigen war. Dieser hatte links und rechts der Führungsstrecke so viel zu bieten, dass letztlich ein erneuter Besuch - z. B. mit den Eltern in den Ferien – erforderlich ist, um alles in Ruhe zu erkunden.

Dafür gab es aber für uns eine Menge zusätzliches Anschauungsmaterial, das unsere Führerin an geeigneter Stelle aus ihrem Trolley zog – einen Geldsack aus Leder, Holz zum Schnitzen von Porträtmedaillen, ein Siegel aus Wachs, Schreibfeder und Stempel zur Verdeutlichung von Handschrift und Buchdruck, passende Kopfbedeckungen für „Herr und Frau Luther“ und vieles mehr. Schade nur, dass es nicht erlaubt war, Fotos zu schießen, denn mit Barett und Haube machen auch heutige Schülerinnen und Schüler einen recht ehrwürdigen Eindruck.

Was bleibt bei einer solchen Fülle von Eindrücken im Gedächtnis hängen?
Die Unterschiede in der Ständegesellschaft? Luthers Aufenthalt in Coburg? Die konfessionelle Spaltung in Deutschland? Eher schon die vielen Mitmachstationen, bei denen man etwas anfassen, anziehen oder am Bildschirm bewegen konnte. Besonders beliebt war die Aufgabe: „Was isst der Bauer um 1500?“ Eindrucksvoll auch die Uhr, bei der ein Löwe zum Glockenschlag seine Zunge herausstreckt, weil der Tod als Skelett auf seinem Rücken ihn in den Nacken schlägt. Auch das „Glücksrad der Heiligen“ wurde eifrig gedreht, um „seinen“ persönlichen Schutzpatron zu finden. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die Wirkung der Räumlichkeiten, das Bewusstsein, hier an Originalschauplätzen zu stehen, wo Martin Luther in der Einsamkeit der Veste seinen persönlichen „Reichstag der Dohlen“ erlebte, Schriften verfasste und um die 120 Briefe schrieb, während auf dem „echten“ Reichstag zu Augsburg über seine Sache in Abwesenheit verhandelt wurde. Dass Luther eine strittige Persönlichkeit gewesen ist, dass er schon zu Lebzeiten begeisterte Anhänger und erbitterte Feinde gehabt hat und er bis heute kontrovers diskutiert wird, soll im Jubiläumsjahr der Reformation nicht verschwiegen werden. Letztlich macht sich jeder von uns sein „eigenes Lutherbild“, aber auch seinen eigenen Begriff von „Freiheit“, wie eine moderne Installation zum Abschluss vermittelte.

Die ziemlich erschöpften „Museumsabenteurer“ erhielten nach dieser Führung noch die Gelegenheit, ihre Eindrücke über die Ausstellung ins Mikrophon zu sprechen. Was dabei herausgekommen ist, kann man am 28. Juni um 18.30 Uhr in der Sendung radioMikro auf Bayern 2 in Auszügen hören. Abschließend gab es in der Kapelle noch einen kleinen Film mit lustigen Animationen zu sehen, besonders Eifrige stürzten sich noch einmal in die Ausstellung und in den Museumsshop. Der Rest erhielt nach kurzer Pause noch einen Einblick in die Kunstsammlungen, insbesondere in die Rüstkammer, wo es galt, mit Hilfe von Bildkarten ausgewählte Objekte zu finden. Auf dem Rückweg durch den Hofgarten gab es endlich den ersehnten Halt an einem Spielplatz, damit sich alle austoben konnten, ehe es nach einem Abstecher über die Eisdiele zurück zum Bahnhof ging.

Vorschau: Noch zwei Burgen stehen in diesem Schuljahr auf dem Programm, zum einen Ende Juni die Plassenburg in Kulmbach mit einer Führung durch die Waffensammlung („So schnell schießen die Preußen nicht!“) und der Mitmach-Aktion „Zinnfiguren bemalen“, zum anderen den „krönenden Abschluss“ des Schuljahres Mitte Juli, das lang erwartete Übernachtungswochenende in Kronach mit drei museumspädagogischen Aktionen und einem abendlichen Theaterbesuch unter freiem Himmel mit Plätzen in den ersten Reihen.

Und noch ein Ausblick: Am 18. Juli organisiert die Fachschaft Geschichte für alle 7. Klassen eine Exkursion nach Coburg, um in sieben Kleingruppen jeweils eine Schülerführung durch die Landesausstellung und noch etwas „Zusatzprogramm“ rund um die Burg zu erleben. Allerdings erfolgt die Anfahrt dann schon am Morgen mit Bussen, sodass alle hoffentlich frisch und gut ausgeruht die Veste „stürmen“ können, ehe es nach einem mittäglichen Picknick im Hofgarten wieder nach Hause geht.

Bericht und Fotos: Angela Kestler