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Coburger Puppenmuseum

„Eine Zeitreise in die Kindheit und die Welt der Puppen“, so wirbt das Coburger Puppenmuseum um seine Besucher. Kann ein solches Vorhaben über 20 Jungen und nur drei Mädchen in seinen Bann ziehen?

Ja, so etwas klappt, wenn man nicht einfach nur von Vitrine zu Vitrine rennt oder an einer x-beliebigen Standardführung teilnimmt.
„Ladies and Gentlemen“, unter diesem Motto stand ein interaktives Führungsgespräch, das den Schülerinnen und Schülern anschaulich vermittelte, wie Kindern im Bürgertum des 19. Jahrhunderts „Anstand“ und gutes Benehmen über das Medium der Spielsachen beigebracht wurde. Ein Junge, der mit Puppen spielte statt mit Zinnsoldaten, Eisenbahnen oder Dampfmaschinen, wäre in früheren Zeiten undenkbar gewesen. Ein Mädchen hatte über das Einrichten von Puppenhäusern Geschmack und Stil zu entwickeln, aber auch durch den Umgang mit „Haushaltsgeräten“ in Kleinausgabe das Nähen, Waschen oder Bügeln zu erlernen. Verschiedene Kopfbedeckungen verdeutlichten, auf welche Zukunftsperspektiven Jungen und Mädchen gemäß den Geschlechterrollen der damaligen Zeit hoffen konnten.
Höfliche Umgangsformen waren bei den Großeltern und Urgroßeltern noch viel wichtiger als heute. So hielt der formvollendete Mann der Dame stets die Türe auf, während er beim Abwärtsgehen auf einer Treppe mutig voranschritt, um das „schwache Geschlecht“ im Falle eines Sturzes aufzufangen. Auch heutzutage gibt es immer noch „Benimmregeln“, die vor allem im Geschäftsleben, auch bei Bewerbungsgesprächen, von Bedeutung sind. Mit Hilfe von Rollenspielen wurde gemeinsam überlegt, wer nun eigentlich wen auf welche Weise begrüßt oder vorstellt. Auch wurde das Geheimnis gelüftet, wer als Erster bei einer Festlichkeit den Krawattenknoten lockern bzw. das Jackett ausziehen darf – immer der „Ranghöchste“, also bei einer Hochzeit zum Beispiel der Bräutigam. Andere Aktivitäten wie das Binden eines Krawattenknotens, lustige Verkleidungen und Spielmöglichkeiten sorgten dafür, dass die Praxis nicht zu kurz kam.

„Mit Knigge zu Tisch“ – „Wie löffelt man Flüssigkeit, ohne den Teller zu kippen?“

Wie im Bürgertum des 19. Jahrhunderts gegessen wurde, vermittelte das Aktionsprogramm „Mit Knigge zu Tisch“. Auszüge aus Quellentexten wurden gemeinsam erschlossen und die Tische mit Miniaturgeschirr gedeckt, ehe gemeinsam „nach Knigge“ eine Nudelsuppe verzehrt werden konnte. Die Serviette ordentlich gefaltet in den Schoß gelegt, in aufrechter Haltung sitzend den Löffel zum Mund führen (und nicht umgekehrt), dabei weder pusten noch kleckern (und schon gar nicht lachen oder reden!), war gar nicht so leicht, gerade wenn man ausgehungert und erschöpft nach einem langen Tag sein erstes warmes Essen vor sich stehen hat.
Auch heute gibt es nach dem „Business-Knigge“ noch Tabus in Restaurants, seien es nun Handy, Geldbeutel oder Schlüssel auf dem Tisch oder die Jacke bzw. Handtasche über der Stuhllehne, ganz zu schweigen vom Sprechen mit vollem Mund, dem Aufstützen der Ellbogen oder dem Ablegen von benutzten Besteck auf dem Tischtuch.

Eröffnung des Coburger Weihnachtsmarktes

Völlig unbelastet von sämtlichen Benimmregeln und Tischsitten ging es am Abend noch in Kleingruppen auf den gerade eröffneten Coburger Weihnachtsmarkt, um sich zu stärken oder erste Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Ob dabei die auf Kiefernzapfen gegrillte Coburger Bratwurst, die links und rechts zentimeterlang aus dem Brötchen ragt, „nach Knigge“ gegessen wurde, ist nicht bekannt.

Bericht und Fotos: Angela Kestler