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Gymnasium Bamberg

Für den Frieden

Am Donnerstag war dann bereits Krieg.
Diesen Krieg können wir nicht einfach „weg-beten“ und den Frieden nicht „herbeizaubern“,
so sehr wir uns das auch wünschen würden.
Aber – wir konnten unseren Sorgen und Ängsten Ausdruck verleihen.
Wir wollten unsere Hände nicht hilflos in den Schoß legen oder nur fromm falten,
sondern sie anklagend, trauernd und fassungslos zum Himmel recken.
Wir wollten ein Zeichen der Solidarität setzen
mit unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden.
Wir denken an ihre Familien, Angehörigen und Freunde, an das ganze ukrainische Volk,
aber auch an alle Menschen in Russland, Belarus und in anderen Staaten, die unter der aktuellen Situation zu leiden haben und letztlich seit vielen Jahren schon leiden.
Wir konnten gemeinsam beten, singen und schweigen und dabei Gott das hinhalten,
was zu groß, zu schlimm und unfassbar für uns ist.

Der Altar war bewusst gestaltet worden.
Auf der rechten Seite war es schwarz und leer. Nur einige rote Mohnblumen sollten an die sinnlosen Opfer in so vielen Kriegen erinnern. Mitten in diese Dunkelheit hinein wurde das Kreuz gestellt, die Kreuz-Ikone von Taizé, vor der am E.T.A. schon oft gebetet worden ist, sei es in Frühschichten, in der Mittagspause, beim Schulfest oder auch mit unseren ukrainischen Gästen im Rahmen des Schüleraustauschs. Die linke Seite dagegen leuchtete bunt, sie war gefüllt mit Erinnerungen an herzliche Begegnungen, fröhliche Zusammenarbeit und tiefe Erfahrungen von Freundschaft. Über viele Jahre hinweg hatten wir im Rahmen von „Europa macht Schule“ ukrainische Studierende zu Gast am E.T.A., die durch ihre Projekte mit unseren Klassen das Schulleben bereichert haben. Entstanden sind daraus ein Schüleraustausch und weitere Projekte im Bereich der Lehrerfortbildung und der humanitären Hilfe.

Wenn wir heute - und bestimmt noch in den nächsten Wochen - für die Ukraine beten, wollen wir nicht nur die verstörenden und erschütternden Bilder aus den Medien im Kopf haben, sondern uns erinnern an den strahlend blauen Himmel über wogenden goldgelben Getreidefeldern, an funkelnde Kuppeln von Kirchen im Sonnenlicht, an ein faszinierendes Land zwischen Tradition und Moderne, mit ländlicher Idylle in dem Dörfchen Kamin und riesigen Einkaufszentren in Lviv, mit unberührter Natur in den Karpaten und reicher Kultur in den Städten, Kirchen und Klöstern, an die so einzigartige herzliche und innige Gastfreundschaft, an das gemeinsame Essen, Singen, Tanzen, Lachen und an das unkomplizierte Anpacken, die Gelassenheit und die Hilfsbereitschaft all derer, die wir kennenlernen durften.
Diese Bilder sollen wieder wahr und lebendig werden und aufblühen. Dafür haben wir gebetet und wollen wir auch nach den Ferien wieder beten – und für den Frieden in aller Welt.
Und wenn Stimmen dabei brüchig werden, Augen feucht und Worte fehlen, zeugt das nur davon, wie eng, emotional und tief unsere Verbindungen am E.T.A. zur Ukraine sind…

Ganz herzlichen Dank, auch im Namen von „Bamberg: UA“ und von Wolfgang Schubert, an alle Schüler/innen und Lehrkräfte, die dieses Gebet spontan und überaus engagiert mitgestaltet haben durch musikalische Begleitung, Gesang, Lesungen, Wortbeiträge und Fürbitten – und natürlich auch an alle, die sich in dieser Mittagsstunde Zeit nehmen konnten.

(Angela Kestler)