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Gymnasium Bamberg

„Taizé ist eine eigene Welt …“

„Irgendwie auf der Suche nach mir selbst fuhr ich nach Taizé und fand dann doch noch viel mehr …“
Dieser Satz eines Teilnehmers bringt auf den Punkt, was Menschen nach Taizé zieht – die Sehnsucht nach Sinn im Leben, nach echten Begegnungen, Gemeinschaft, Ruhe und Frieden – mit sich selbst, mit den anderen, mit Gott.
Man erlebt auf dem malerisch gelegenen Hügel in der Nähe Clunys „… einen kulturellen Austausch oder eine Reise in die Tiefen des eigenen Selbst“ – im Idealfall beides zugleich.
Das alles bei einfachsten Lebensbedingungen, meist unter freiem Himmel, in diesem Jahr bei über 40°C Hitze, zum Abschluss auch mit Gewitter und Starkregen, und in einem klar abgesteckten Rahmenprogramm. Dieses lässt mit dreimaligem Gebet, Essenszeiten, Bibeleinführung, Gruppentreffen mit Austausch und gemeinsamer Arbeit nicht allzu viel Freizeit, die jedoch von den Jugendlichen überaus intensiv, kreativ und lebensfroh gefüllt wird, sei es mit Musik (wir hatten mehrere Gitarren, eine Ukulele und ein Cello mit dabei), Spielen (Volleyball, Fußball, Frisbee, Wikingerschach, Jonglieren, Hula Hoop, Kartenspiele …) oder Spaziergängen - und immer wieder mit Gesprächen, egal wo, mit wem oder zu welchen Themen: „Wir spielten mit Holländern Karten, sangen abends laut mit den Spaniern im Oyak, luden zum Klatschen und Tanzen ein und redeten mit Jugendlichen aus Serbien und Rumänien über Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Heimatländer.“

Taizé ist, „…in der Warteschlange [auf das Essen] fünf verschiedene Personen aus fünf unterschiedlichen Ländern kennenzulernen“ oder sich „… abends in der Eisschlange von einem Spanier die Zukunft voraussagen lassen“ - so Definitionen von Schülern. Man kann neue Leute aus allen möglichen Regionen der Erde kennenlernen, dabei echte Freunde finden, die alten Freundschaften aus der Schule vertiefen und das alles in einer beispiellosen Atmosphäre der Offenheit und Positivität, der Achtsamkeit und Toleranz, des friedlichen Miteinanders und der Zwischenmenschlichkeit. In Workshops werden Umweltfragen ebenso diskutiert wie ethische, politische oder religiöse Themen, Jugendliche stellen sich und ihre Heimatländer vor (in diesem Jahr eine bunte Reise durch Lateinamerika mit Informationen, Musik und Tanz), rufen zur Solidarität mit den Benachteiligten auf und setzen Zeichen der Hoffnung.
„Mein Besuch in Taizé hat mir in dieser Woche ganz neue Eindrücke über mich selbst, meine Zukunft und das Zusammenleben in Frieden mit Menschen jeglicher Herkunft beschert. Ich habe gelernt, den Ursprung des Lebens schätzen zu lernen und erfahren, dass jeder Mensch willkommen ist und akzeptiert wird, ganz egal, wer er ist. Ich weiß jetzt, dass ich am glücklichsten bin, wenn ich mich mal nicht mit mir selbst beschäftige, sondern einen Teil von etwas Größerem darstelle …“

„E.T.A. Bamberg & Friends“ - eine „starke Truppe“:
88 Teilnehmer/innen, drei Lehrkräfte (Carsten Schür und Angela Kestler vom E.T.A. sowie Nanette Büttner vom FLG) und vier tatkräftige Betreuer/innen brachen am 20. Juli nachts nach dem Schulfest, bei dem es in der Schulkapelle noch einen Reisesegen gab, mit zwei Bussen in Richtung Taizé auf. Der überwiegende Teil der bunten Truppe kam aus dem E.T.A, aber auch viele Gäste aus anderen Schulen waren wieder mit dabei, wie das türkisblaue Armbändchen aller Teilnehmer/innen stolz verkündete: „Taizé-Fahrt 2019 + E.T.A. Bamberg & Friends.“ Unkompliziert war das Miteinander über die Altersgruppen (von 15 bis 20 Jahren) hinweg, bereichernd der Austausch zwischen den verschiedenen Herkunftsschulen, herzlich der Umgangston, großartig die gegenseitige Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt.

Eine besonders große Gruppe stellten diesmal 27 Abiturienten/Ehemalige dar, die sich nach dem Prüfungsstress bewusst noch einmal für eine Schulfahrt entschieden hatten: „Taizé war für mich als Abiturient sehr lohnenswert, da es an einem so wichtigen Punkt im Leben gut ist innezuhalten und über sich bzw. das Leben im Allgemeinen nachzudenken.“ So wurde „… diese letzte Klassenfahrt ein schöner Abschluss unserer Schulzeit, voller Erinnerungen…“. Auch kann man so als Ehemalige „… ein kleines bisschen mit dem E.T.A. verbunden bleiben.“ Für das krankheitsbedingt geschwächte Betreuerteam war es eine große Hilfe, dass sich die „Großen“ bereitwillig zu verschiedenen „Diensten“ einteilen ließen.
Die „Zeltbauer“ kümmerten sich nicht nur um das große Gruppenzelt, sondern waren auch als „rettende Engel“ beim Aufbau so mancher Privatzelte im Einsatz, „deren Besitzer ihr Zelt offenbar noch nie aufgebaut gesehen hatten.“ Die „Gepäckträger“ organisierten den Transport der unzähligen Gepäckstücke, aber auch das „überlebenswichtige“ Picknick für die Abreise. Der „Ordnungsdienst“ erinnerte an die Müllentsorgung und sicherte am Abend sämtliche Sportgeräte und Spielsachen in der Spielekiste. Die „Gebetswecker“ motivierten zum pünktlichen und regelmäßigen Besuch der Gebetszeiten. Das Erste-Hilfe-Team musste zum Glück nur selten aktiv werden, ersparte aber so manchen umständlichen Besuch bei der Krankenstation und war gegen Hitzeschäden, Insektenstiche und Verletzungen aller Art souverän gewappnet. Ein besonderes Lob verdienen auch die beiden engagierten „Kontaktpersonen“, die für eine Woche lang die Verantwortung für eine internationale Kleingruppe von 15-/16-Jährigen übernahmen. Trotz Sprachbarrieren und kultureller Verschiedenheit gelang dort ein sehr intensives Miteinander: „Bald legten sich die Anfangsschwierigkeiten und ich kann auf eine Zeit voller Spaß, Stille und neuer Erfahrungen zurückblicken.“ Eine wichtige Rolle spielt gerade bei den Treffen der Jüngeren die gemeinsame Aktivität: „Für mich als Gruppenleiter war es wichtig, die richtige Balance von Spiel und Bibeldiskussion zu finden“. Wer sich derart verantwortungsvoll für die Gemeinschaft einsetzt, ist im nächsten Jahr herzlich eingeladen, ins „Betreuerteam“ zu wechseln.

Was macht das Leben in Taizé aus?
In einem Gespräch mit Frère Norbert, einem jungen Bruder aus Deutschland, kristallisierten sich zwei Pole heraus, die auf dem ersten Blick zwar gegensätzlich erscheinen, aber nur gemeinsam ein komplettes Ganzes ergeben: „Gemeinschaft und Gebet“, früher bei Frère Roger auch „Kampf und Kontemplation“ genannt, modern übersetzt vielleicht „Solidarität und Selbstfindung“.
„Gemeinschaft“ - sie wird nicht nur von den Brüdern der Communauté seit mehr als 70 Jahren gelebt, sondern jede Woche neu von den Tausenden Jugendlichen aus aller Welt, im Idealfall dann auch weiter zu Hause in den Gemeinden, Gruppen, Schulen und Familien.
„Gebet“ – dies ist das eigentliche Zentrum des Lebens in Taizé, mit mehrstimmigen Wiederholungsgesängen in vielen Sprachen, kurzen Bibeltexten und längeren Zeiten der Stille. Gerade das Schweigen erlebten die Jugendlichen als faszinierend und bereichernd:
- „Ich habe es in der Stille geschafft, meine Gedanken zu ordnen …“
- „Ich bin nach Taizé gekommen, um etwas Frieden und Ruhe zu finden …“
- „Man hat hier Zeit zum Nachdenken und kann das Vergangene verarbeiten …“
- „Ich kann im Gottesdienst alles fallen lassen …“
- „Man kann hier seine Sorgen lassen, die sich im Jahr angesammelt haben, und sich seinen Ängsten stellen, aber auch neue Kraft tanken.“
- „Am meisten werde ich wohl die Zeit in der Kirche und die Gesänge vermissen (…), diese ist nachts sogar noch intensiver, wenn in der Kirche nur noch vereinzelt Leute sitzen, um zu beten, zu singen oder einfach Zeit mit Gott zu verbringen. Dann stimmt einer ein Lied an, alle fallen in verschiedenen Stimmen mit ein und man lässt die schönen Klänge auf sich einwirken …“

Was bleibt?
Die Erfahrung, nie und nirgends allein zu sein, wenn auch oft Ängste und Zweifel quälen,
die Dankbarkeit dafür, einen Ort des Vertrauens und des Zuhörens zu kennen, der zwar keine „heile Welt“, aber doch Geborgenheit bietet und sich von Jahr zu Jahr mehr nach Heimat anfühlt,
die Motivation, immer weiter auf der Suche zu bleiben und sich dabei begleitet, gestärkt und getragen zu wissen … das macht Taizé aus … immer wieder neu … bei jedem Besuch …

In diesem Sinne: Wir freuen uns auf die „Taizé-Fahrt 2020 + E.T.A. Bamberg & Friends“!

(Angela Kestler)