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Traum von Amsterdam

Am Montag, den 8. Juli, ging es los und wir starteten mit unseren Lehrkräften Sabine Gräwe, Gudrun Spitzenberger, Hans Sturm und Wolfgang Metzner mit dem Bus Richtung Amsterdam. Und wir hatten viel Glück, was den Straßenverkehr anbelangt. Während auf der Gegenfahrtbahn kilometerlange Staus zu sehen waren, kamen wir ohne Hindernisse zügig in der niederländischen Metropole an. Einquartiert wurden wir in der schönen und angenehmen Jugendherberge „Stayokay Oost“, wo wir in den nächsten Tagen das gute Frühstück und Abendessen genießen durften, aber auch vom sehr freundlichen Personal umsorgt wurden.
Am nächsten Morgen starteten wir vom Hauptbahnhof aus zu einem Stadtrundgang mit unserem einheimischen Stadtbilderklärer Ruut, einem ehemaligen Psychologen, der uns sehr humorvoll, eloquent, aber auch fachlich fundiert in die Geschichte Amsterdams und das Welt- und Menschenbild der Niederländer nahe brachte: weltoffen, tolerant, fröhlich und freundlich. Wir sahen Amsterdams verwinkelte Altstadt mit ihren typischen Kennzeichen, wie beispielsweise den vielen Grachten und den teilweise sehr schiefen Häuserfronten, die sehr lustig anzusehen sind. Interessant waren auch die vielen Fakten über Amsterdam und die Niederlanden, so unter anderem, dass nahezu alle Gebiete in diesem relativ kleinen Land unterhalb des Meeresspiegels liegen. Zur Nachahmung kann auch die Entwicklung der Hauptstadt von der mit Autos vollgestopften Stadt in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zur Fahrradstadt in der Gegenwart anregen. Nicht nachahmenswert ist allerdings das größtenteils recht selbstgefällige und auch aggressive Verhalten der Fahrradfreaks anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber. Als Fußgänger muss man da ganz schön aufpassen, dass man nicht überfahren wird. Laut unserem Stadtführer haben 18 % der Einwohner Amsterdams soziale Probleme haben. Ob hier ein Zusammenhang zur chaotischen Fahrweise der Fahrradnutzer hergestellt werden kann? Man weiß es nicht. Über das Rotlichtviertel, von dem man tagsüber nur ansatzweise etwas mitbekommt, gelangten wir in die Innenstadt. Hier wurde allen wieder klar, wie tolerant und weltoffen die Amsterdamer sind. So sahen wir die erste Kneipe für Lesbierinnen aus den 1920er Jahren und viele Regenbogenflaggen, dem Symbol der Homosexuellen-Bewegung. In Amsterdam heiratet übrigens vor vielen Jahren das erste Männerpaar der Welt. Ruut beleuchtete immer wieder Zustände seiner Stadt psychologisch und soziologisch, wies auf Vor- und Nachteile diverser Entwicklungen hin und regte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Nachdenken an. Durch seine ehrliche und authentische Art machte er den Stadtrundgang für alle zu einem Erlebnis.
Am Nachmittag waren wir zu Besuch im weltberühmten Anne-Frank-Haus am Westermarkt 20. Zunächst erhielten wir in einem Vorgespräch Hinter--grundinformationen zum Leben und Sterben der Familie Frank, zum Tagebuch des jungen Mädchens, dass so lange versteckt im Hinterhaus leben musste, um dann im Konzentrationslager zu sterben. Mit Hilfe eines kurzen Dokumentationsfilms, mit Informationen über den Aufbau des Hauses und mittels kurzer Rechercheaufgaben, die wir alle erledigten, wurden wir auf den Rundgang im Haus gut vorbereitet. Mit Hilfe eines Audio-Guides konnten wir nun das Haus selbstständig besichtigen. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass auf so kleinem Raum acht Menschen in beklemmender Atmosphäre und ständiger Angst zwei Jahre zusammenlebten. In jedem Fall kann man den Besuch im Anne-Frank-Haus nur empfehlen.
Am Mittwochvormittag ging es zu Fuß zum NEMO-Science-Center in der Nähe des Amsterdamer Hauptbahnhofes, direkt am Wasser. Auf dem Weg dorthin konnten wir das riesige, imposante Gebäude schon von weitem bestaunen. Wer bei diesem „Museum“ (der Name passt eigentlich nicht für diese tolle Einrichtung) an langweilige Führungen denkt, liegt völlig falsch. Auf vier Etagen zu verschiedenen Themenbereichen konnten wir mit Hilfe von interaktiven Experimenten und Versuchen unseren wissenschaftlichen Horizont erweitern. Ja, wir waren in weiße Kittel gewandet als Chemiker in einem Labor mit einem kleinen Forschungsauftrag betraut. Zur vollen Stunde wird im NEMO das Kettenreaktionsexperiment gezeigt, ein groß Versuchsaufbau, der sich durch das ganze Museum über alle Stockwerke erstreckte und einem den Zusammenhang von Actio und Reactio mehr als deutlich vor Augen führte. Übrigens gab es eine eigene Abteilung für Jugendliche zur Sexualaufklärung. Darüber muss man schließlich auch Bescheid wissen. Auf dem Dach konnte man Speis und Trank zu sich nehmen und die tolle Aussicht über Amsterdam genießen.
Am Nachmittag war das Amsterdam-Museum an der Reihe, das mitten in der Innenstadt in den alten Gemäuern eines ehemaligen (und sehr großen) Heims für Waisenkinder untergebracht ist. Auch hier half uns ein Audio-Guide, viele Informationen über die wechselseitige Geschichte und die Bedeutung Amsterdams und Hollands in früheren Zeiten zu erlangen. Durch die ausgestellten Bilder und Artefakte sowie die gezeigten Kurzfilme wurde viel Wissen transportiert. Wir erfuhren, dass Amsterdam (wie auch Venedig) auf Stelzen gebaut wurde, was wohl auch daran liegt, dass es eben so tief unter dem Meeresspiegel liegt. Interessant ist auch das dort ausgestellte Konzept der „DNA Amsterdam“, welches sich auf wichtige Kernelemente und „Charakterzüge“ der Stadt konzentriert, zu welchem unter anderem Unternehmergeist, Gedankenfreiheit, Bürgertum und Kreativität zählen.
Am späten Nachmittag stand nun noch ein Besuch im sehr lauten, überfüllten und leider nicht sonderlich ansprechenden Heineken-Experience-Museum statt. Diese ehemalige Fabrikbau der weltberühmten Brauerei wurde 1867 errichtet. Zu Beginn der Führung wurden - viel zu oberflächlich und auch relativ Beifall-heischend die Entstehung und die Geschichte des Heineken-Konzerns dargelegt. Auch wurden im ehemaligen Brausaal die einzelnen Schritte des Brauvorgangs anschaulich aufgezeigt. Früher wurde das Bier mittels Pferdekutschen transportiert. Noch heute sind die Stallungen mit Pferden und die Kutschen im Museum zu sehen. Des Weiteren konnte man sich mit Hilfe einer Computeranimation in die Rolle des Bieres hineinversetzen, ohne dass erkennbar wurde, was damit bezweckt werden sollte. Zwar gab es am Ende eine Bierverkostung, die aber nur über 18jährigen gegönnt wurde. Wir gaben und mit Cola und Limo zufrieden. Zwar war der Besuch des Heineken-Museums eine neue Erfahrung für uns, aber wohl eine, die man nicht unbedingt machen muss, da leider die Werbung für Heineken, für die man ja letztendlich auch noch Eintritt bezahlen musste, im Mittelpunkt stand. Man kann das Heineken-Experience besuchen, muss dies aber nicht wirklich tun.
Am Donnerstagvormittag stand ein weiteres Highlight unserer Lehr- und Studienfahrt auf dem Programm. Wir besuchten das so genannte „Tropenmuseum“. Hier geht es einerseits um die Kultur und Geschichte der ehemaligen Kolonien der Niederlande, aber vor allem um die kulturelle Vielfalt in der Welt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Völker, um das friedliche Zusammenleben derselben. Zunächst wurden wir in zwei Gruppen durch die neue Abteilung zum früheren Sklavenhandel der Niederländer, zur Geschichte indonesischen Kolonialzeit und in eine Sonderausstellung über Japan geführt. Das gesamte Museum ist sehr eindrucksvoll und informativ, von der Architektur her sehr prunkvoll. In der Abteilung „Sklavenhandel“ erfuhren wir sehr viel über den Dreieckshandel zwischen Afrika, Amerika und Europa sowie über die unmenschliche Behandlung der als Sklaven misshandelten und mitbrauchten Menschen. In der Indonesien-Abteilung konnte man sehr viele Antiquitäten bewundern und Informationen über die Kolonialzeit der Niederlande in Indonesien erhalten. Anschließend konnten wir in der Japanausstellung viel über die Geschichte und modernen Kultur des asiatischen Landes herausfinden. Der krönende Abschluss war das Spielen in der „Arcade-Halle“, ein Computer-Spiele-Feld, welches ebenfalls zur Sonderausstellung Japan gehört. Alles in allem war es ein sehr schöner Besuch.
Als letzten Programmpunkt besuchten wir den Königspalast von Amsterdam. Zwar lebt der niederländische König in Den Haag und hat dort auch seinen Amtssitz, aber im Palast in der Hauptstadt Amsterdam finden zwei Mal im Jahr eindrucksvolle Staatsbesuche statt, für die der große Palast-Saal in drei Tagen stilgerecht für das große Staatsbankett eingerichtet wird. Dann speisen die Staatsgäste im großen Saal, der extra dafür mit einem die ganze Fläche abdeckenden Sternenteppich ausgelegt wird. Die Gäste aus dem Ausland dürfen dann übrigens in den alten Schlafgemächern des Palastes nächtigen, die sonst das ganze Jahr über von Touristen besichtigt werden können.
In Amsterdam kann man natürlich noch viel mehr sehen und machen. Glücklicher-weise hatten wir auch viel Freizeit, so dass einzelne eine schöne Grachtenfahrt mit dem Boot unternahmen und andere auf eigene Faust das Reichsmuseum mit berühmten Rembrandt-Bildern oder das Van-Gogh-Museum erkunden konnten.
Am Freitag traten wir gut gelaunt die Rückreise an und kamen – wiederum ohne Stau – sicher wieder in Bamberg an.
Schülerinnen und Schüler der 10 b, Wolfgang Metzner