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Gymnasium Bamberg

Taizé

Eine Taizé-Fahrt mit so vielen Beteiligten aus anderen Schulen gab es schon lange nicht mehr, auch nicht mit so vielen Abiturienten und überzeugten „Wiederholungstätern“ aus den elften Klassen am E.T.A. Stand die diesjährige Fahrt deshalb unter einem besonders guten Stern? Oder war es das sonnig-heiße, trocken-klare Wetter, das alle in eine erwartungsvolle, offene, entspannte und herzliche Stimmung versetzte? Oder bewirkte dies die neue, farbenfrohe Umgestaltung des Altarraums in der Versöhnungskirche? Eine begeisterte und zuverlässige Truppe von 54 Teilnehmern hatte sich zusammengefunden, um in der letzten Schulwoche Taizé zu genießen. Neu war die Aufgabenverteilung für die Erstellung des Berichts: Verschiedene Teams lieferten ihre persönlichen Eindrücke ab, die hier leicht gekürzt vorgestellt werden sollen:

Sonntag, 22. Juli 2018:
Nach einer langen Nachtfahrt, die manche entspannt, andere anstrengend fanden, kamen wir endlich in Taizé an. Begrüßt wurden wir durch das typische „reichhaltige Frühstück“ [ein Baguette-Brötchen, Butter, Schokolade bzw. Marmelade, dazu süßen Zitronentee oder Kakao] und das berüchtigte Sonntagsessen [in der Regel kalter Nudel- oder Kartoffelsalat, da das Küchenteam erst am Montag gebildet wird]. Alle halfen zusammen, das Gepäck auszuladen, zum Zeltplatz zu tragen und die Zelte aufzubauen, alles lief reibungslos. Den restlichen Sonntag nach dem Gottesdienst nutzten manche, um den verpassten Schlaf nachzuholen, andere, um Taizé neu oder wieder zu entdecken. Die Vorfreude auf die bevorstehende Woche war bei allen zu spüren.

Montag, 23. Juli 2018
Aufstehen gegen 7.00 Uhr, Duschen, Morgengebet um 8.15 Uhr, danach Frühstück. In Zelt T hielt Bruder Philipp für die 15- und 16-Jährigen um 10 Uhr eine erste Bibeleinführung ab. Danach wurden die Gesprächsgruppen eingeteilt. Unsere Gruppenleiterin war aus Lettland und sehr nett. In meiner Gruppe waren noch zwei weitere Lettinnen, eine Schwedin und mit mir drei Deutsche. Der Austausch erfolgte auf Englisch. Zuvor gab es noch ein Kennenlernspiel. Mit einer Freundin kaufte ich mir dann gleich eine dieser schönen Taizé-Ketten. Mittags schnell in die Kirche, um einen Platz weit vorne zu sichern. Das Mittagessen bestand aus Reis, Gemüse, Brot, Kräuterkäse, einer Haselnusswaffel, einem Pfirsich und dem üblichen Leitungswasser. Nachmittags erkundeten wir das Gelände, machten Fotos, kauften beim Oyak ein Eis und trafen dort noch andere aus der Bamberger Gruppe. Am Nachmittag sollten wir dann fremde Leute mit vorgegebenen Fragen über Taizé interviewen, ab Dienstag stand Arbeit auf dem Programm, das Putzen der Waschräume. Danach ging es in den Silence-Garten [die Quelle St. Etienne], der wunderschön ist. Das Abendessen wir dann richtig, richtig lecker: Nudeln mit Tomatensoße, Baguette, Käseaufstrich, Pfirsich, Keks. Abends blieb ich noch länger in Kirche, es wurde immer, immer weiter gesungen, was echt schön war. Dann machten wir zusammen noch entspannendes Yoga und räumten unser Zelt auf, ehe es zum nächtlichen „Abhaken“ um 23.30 Uhr ging …
[Ein weiterer Eindruck:] Das Frühstück bestand gefühlt zu 50% aus Schokolade [Kakao und zwei Zartbitterriegel]. Danach ging es für die Jugendlichen ab 17 zum Arbeiten, für mich ins Oyak, dem Kiosk und beliebten Aufenthaltsort in Taizé. Unsere Arbeit war, neue Leute aus aller Welt kennenzulernen und dabei gelegentlich Getränkeflaschen zu verkaufen (…). Meine Gruppe setzte sich aus unterschiedlichen Nationen zusammen, zum Beispiel junge Leuten aus Indonesien oder Jordanien. Man konnte sogar Freunde aus früheren Jahren wieder treffen! Das, was mich in Taizé immer am meisten fesselt, ist die Vielfalt der Kulturen. Vor allem beim Oyak am Abend zeigt sich die spanische Fiesta-Kultur …

Dienstag, 24. Juli 2018
Eines der Dinge, die Taizé zu einer so intensiven Erfahrung machen, sind die vielen Momente der Stille. Während dieser Minuten ist man ganz bei sich selbst und hat die Chance, über Wichtiges nachzudenken. Oder man nutzt die Zeit für eine kurze Pause von den ganzen Impressionen …
Die bisherige Woche in Taizé zeichnet sich durch heißes Wetter, relativ gutes Essen und eine harmonische Bibelgruppe mit guten, sinnvollen Gesprächen aus. Taizé hilft mir dabei, mich für eine Woche lang auf andere, eventuell wertvollere Dinge fokussieren zu können und dabei eine Art „Auszeit“ vom Alltag in friedlicher und entspannender Einfachheit zu erleben.


Mittwoch, 25. Juli
Heute war wieder ein sehr schöner, sehr warmer Tag in Taizé. Besondere Eindrücke konnte ich in der Gesprächsrunde mit Bruder Alois sammeln [ein Teil unserer Gruppe wurde nach dem Abendgebet ins Haus der Brüder eingeladen]. Beeindruckt haben mich die Aussagen „It’s not about sexuality it’s about love“ [zum Thema Homosexualität] und „Love is a beautiful thing. You should be thankful for that.“
[Weitere Impulse aus dieser Begegnung:] Das Leben funktioniert auch mit einem Minimum an Struktur, sogar im Zusammenleben der Brüder. Solange alles auf zwischenmenschlichen Beziehungen und Liebe beruht, muss man nicht alles durchplanen. Das Leben leben und es auf sich zukommen lassen, das sollte immer das Wichtigste bleiben. Ich finde es gut, sich ab und zu daran zurückzuerinnern in unserer Welt, die immer schneller wird und in der man immer eine Antwort bereit haben muss (z. B. auf die Frage: „Was machst du nach dem Abitur?“).

Donnerstag, 26. Juli 2018
Das Schönste in Taizé ist für mich, dass man sich permanent mit allen austauschen kann, zum Beispiel mit Freunden oder mit Leuten, die man gerade eben erst in der Essensschlange kennengelernt hat. Man kann sich aber auch jederzeit Zeit für sich nehmen, allein in die Kirche gehen und den wunderschönen Liedern lauschen oder die Stille bei St. Etienne genießen. Taizé ist für mich ein Ort, wo ich reflektieren und auf andere Gedanken kommen kann und wo ich Neues von Menschen aus aller Welt lerne …
Eines der wohl wichtigsten und wohl am meisten erfüllenden Dinge im Tagesablauf von Taizé ist die Arbeit. Selbst das simpelste Ein- und Ausräumen von Regalen kann mit der internationalen Arbeitsgruppe viel Spaß machen. Einen guten Ausgleich dazu bietet der sehr spirituelle Gottesdienst, da man dort vollkommen herunterfahren kann, um sich erneut seinen Energietank vollzufüllen.

Freitag, 27. Juli 2018
[Entweder sind die Blätter verloren gegangen (sorry!) oder sie liegen noch irgendwo bei irgendwem im Reisegepäck … daher nun kurz einige Anmerkungen von der „Redaktion“.]
Am Freitag feiert man in Taizé – vor der Lichtfeier am Samstag – eine Art „Karfreitag“ mit Kreuzverehrung. Dabei wird die große Kreuzikone auf den Boden gelegt, umgeben von einigen Lichtern. Wer möchte, kann sich um das Kreuz herum versammeln, sich hinknien, es berühren, seinen Kopf ablegen und damit alles, was einen belastet, an Christus abgeben. Bis spät in die Nacht kommen Menschen, geduldig in der Schlange wartend, erfüllt von Sorgen und Hoffnungen. Im hinteren Teil der Kirche stehen wie jeden Abend Brüder der Communauté, aber auch andere Ordensleute, protestantische Pfarrer und katholische Priester, die selbst als Gäste vor Ort sind, zum Zuhören, Helfen, auf Wunsch auch zum Beichten zur Verfügung. Dieser Dienst geht oft bis nach Mitternacht und ist diskret, individuell, hilfreich - ein großes Geschenk an Zeit und sehr persönlicher Zuwendung. Alle Bamberger durften, wenn sie wollten, an diesem Abend bis 0.30 Uhr in der Kirche bleiben, einige verlängerten sogar bis 1.30 Uhr, um die sehr intensive nächtliche Stimmung zu erleben und dann gemeinsam „wohlbehütet“ zum Zeltplatz zurückzulaufen.

Samstag, 28. Juli 2018
Samstag ist der letzte Tag, den wir komplett in Taizé verbringen. Es hat das erste Mal in dieser Woche geregnet. Die kalte Luft tut allen nach den 37°C von gestern sehr gut. Langsam macht sich Trauer über den herannahenden Abschied breit. Kaum jemand möchte gehen, weil die Woche so schön gewesen ist, vor allem das Gemeinschaftsgefühl beim Singen in der Kirche, die Offenheit der Leute und die Verständigung in vielen verschiedenen Sprachen.

Sonntag, 29.Juli 2018
Um kurz vor sieben Uhr standen wir auf, um die noch feuchten Zelte abzubauen. Nach dem Einladen, Abholen der Lunchpakete und Frühstücken – leider mit Marmelade statt mit Schokolade – besuchten wir die Eucharistiefeier, bevor wir uns auf den Weg nach Bamberg machten. Gegen 21.00 Uhr kamen wir dort an – ein herzliches Dankeschön an die netten und souveränen Busfahrer! Nun hieß es erneut Abschiednehmen, bevor alle glücklich und erfüllt von vielfältigen Eindrücken nach Hause und in die Ferien fuhren.

Bericht: Angela Kestler aus Zitaten vieler Teilnehmer/innen

Fotos: Angela Kestler