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Gymnasium Bamberg

Palliativversorgung – ein wichtiger Beitrag zum Leben

Das Thema Tod und Sterben steht im Lehrplan Religion der 10. Klassen. Wie kann und soll man mit diesem Thema umgehen, ohne bei Schülerinnen und Schülern Wunden aufzureißen, wenn man sie dennoch für dieses wichtige Thema sensibilisieren will? Keine leichte Aufgabe, aber einen guten Beitrag zur Auseinandersetzung mit diesem gesellschaftlichen Tabu durften etliche Schülerinnen und Schüler unserer 10. Klassen am 23.03.22 erleben. Frank Jenschke hatte als Religionslehrer der 10. Klasse Herrn Dr. Jörg Cuno und seine Mitarbeiterin Elke Stein eingeladen, die in der Aula vor rund 50 Schülerinnen und Schülern sprachen. Die beiden gehören zum Team von Pallivivo, einer Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Bamberg, die von Dr. Cuno gegründet wurde. In ihrem rund 90-minütigen Gespräch stellten sie zunächst sich und ihre Motivation vor und erklärten den interessierten Zuhörern, was Palliativ-Versorgung meint. Es wurde schnell deutlich, dass das Palliativteam nicht ins Haus kommt, „um das Licht auszumachen“, wie von vielen gerne geglaubt wird, sondern dass Palliativversorgung nicht mehr therapierbaren Menschen helfen will, den Lebensabend würdig und möglichst schmerzfrei im Idealfall zu Hause zu erleben: Palliativversorgung ist Lebenshilfe, nicht Sterbehilfe. Mit ihrem Besuch in der Schule wollten sie auch verdeutlichen, dass Tod und Sterben nicht zwangsweise mit traumatischen Erlebnissen einhergeht, sondern dass durch eine andere Herangehensweise das Abschiednehmen auch zu einer das weitere Leben prägenden und intensiven Erfahrung werden kann, die bei allem Leid auch Platz lässt für schöne Momente. Sie sehen sich auch als Begleiter der Angehörigen, die sie durch ihre Arbeit entlasten möchten und können.
Abweichend von ihrem ursprünglichen Konzept, einem Film über ihre Arbeit, erzählten die beiden in freier Rede aus ihrem Alltag und von den beglückenden Momenten und Begegnungen während ihrer Tätigkeit, von Heiratsanträgen auf der Palliativstation und Abschiedsgeschenken Todkranker an ihre Angehörigen. Immer wieder wurden ihre Ausführungen durch interessierte Nachfragen aus der Schülerschaft unterbrochen, die sich sichtlich bewegt auf diese Erfahrungsberichte einließ. Interessiert hörten die Schüler auch zu, als Dr. Cuno von zwei geplanten Projekten sprach, die er realisieren möchte: Einem „Letzte-Hilfe-Kurs“ für Jugendliche, in dem sie lernen, sich konstruktiv mit dem Sterben auseinanderzusetzen und Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten, und einem „Glücksmomente“-Programm, in dem unheilbaren Menschen Lebensqualität durch Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Als nach 90 Minuten der Gong zum Schulschluss läutete, herrschte keine hektische Aufbruchsstimmung unter den Schülerinnen und Schülern, sondern es blieb noch Zeit und Ruhe für einen Dank, den Frank Jenschke als Organisator der Veranstaltung im Namen und unter dem Applaus aller Anwesenden den beiden aussprach. Dass zwei Zehntklässler im Anschluss an die Veranstaltung den beiden Referenten im persönlichen Gespräch höchsten Respekt vor ihrer Arbeit aussprachen, bewegte die beiden sehr und sie sahen es als Bestärkung für ihre weitere Tätigkeit an Patienten und ihren Angehörigen.

Johannes Müller