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Odi et amo

Eigentlich sollte im März die zweite Schulaufgabe über Nepos geschrieben werden, eigentlich ist es dann ein großer Schritt, wenn Lateinschülerinnen und Lateinschüler zum ersten Mal in ihrer Lateinlaufbahn römische Dichtung lesen. Aber es war ja dieses Jahr bekanntermaßen alles anders. So wurden die Schülerinnen und Schüler ins kalte Wasser geworfen, indem sie sich zuhause zum ersten Mal mit dem Dichter Catull beschäftigten. Dazu bekam die Klasse einen Wochenplan, der zum einen die Gedichte Catulls, zum anderen aber auch Wortschatztests und Grammatikwiederholungen beinhaltete. Unterstützt wurden sie durch eine wöchentliche Online-Sitzung im BigBlueButton. Der Plan war gemacht, und dann konnte es auch schon losgehen. Nach dem Widmungsgedicht war klar, warum Catull als Neoteriker bezeichnet wird: Kleine Gedichtformen, die perfekt in ihrer Form ausgefeilt waren, orientiert an großen Vorbildern der Griechen. Wörter wie lepidus, libellus novus, pumex arida, expolire und nugae machen das Programm dieses Dichterkreises deutlich. Weiter ging es mit den „Sperling“- Gedichten, in denen Catull über den Vogel seiner Geliebten Lesbia schreibt. „Passer, deliciae meae puellae“ und „Lugete, o, Veneres Cupidinesque“ sind die Anfänge der berühmten Gedichte. Dass Vögel von den Römern als beliebte Haustiere gehalten wurden, wurde in einem kurzen Exkurs über die Haustiere der Römer deutlich. Nicht fehlen durften die weiteren Liebesgedichte „Vivamus, mea Lesbia, atque amemus“ und „Quaeris, quot mihi basiationes tuae, Lesbia, sint satis superque“. Leider endete die Liebesgeschichte nicht glücklich, was das Gedicht „Miser Catulle, desinas ineptire“ zeigt. Catull ruft sich selbst zur Vernunft, das Mädchen gehen zu lassen, er blickt dabei auf glückliche Tage zurück, der Streit in der Gegenwart kommt ihm in den Sinn, er versucht sich selbst zu trösten, kann aber nicht umhin, geradezu drohend der Freundin eine unglückliche Zukunft ohne ihn vorherzusagen. Catulls Verzweiflung spürt man in jeder Zeile.
Dass aber Catull nicht nur Liebesgedichte schrieb, sondern die Feder auch zu direkten Angriffen auf Menschen aus dem öffentlichen Leben benutzte, zeigte der Block „Dichtung als Waffe“. Catull greift nicht nur die Freundin des Mamurra, sondern auch die politischen Größen Cicero und Cäsar an. Vergleiche mit der „heute show“ zeigten, dass Worte als Waffe heute wie damals funktionieren: Die Persönlichkeit, das Aussehen, die Sprache, das gegen Konventionen gezeigte Verhalten und die politische Einstellung werden öffentlich attackiert.
Als Abrundung dazu wurden dann noch einige Epigramme des im 1. Jahrhundert nach Christus schreibenden Dichters Martial gelesen. Sein Motto lautete „personis parcere, dicere de vitiis“, also die Personen zu schonen, über Fehler zu reden“. So waren Neid, Schönheitswahn und Erbschleicherei die letzten behandelten Themen. All das haben die Schülerinnen und Schüler in einem Portfolio zusammengetragen, auf das sie wirklich stolz sein können.
Text und Bilder: U. Herold