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Gymnasium Bamberg

Zwischen mehreren Welten

In unseren Zeiten ist es unvermeidlich und nichtsdestotrotz durchaus sinnvoll, dass das Thema Migration auch Eingang in die Kinder- und Jugendliteratur findet. In vielen Fällen wird von Flucht und Vertreibung berichtet, doch die russischstämmige Autorin Julya Rabinowich hat mit ihrem ersten Jugendbuch „Dazwischen: ich“ eine andere Sichtweise des Migrationsthemas gewählt, denn sie schildert die Erfahrungen des bereits in einer Aufnahmeeinrichtung lebenden Mädchens Madina in Deutschland. Aus diesem Buch las sie vor gebannten Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen des E.T.A. vor, was durch die Unterstützung der Buchhandlung Neuer Collibri möglich war, die es geschafft hatte, die Autorin, die erst einige Tage zuvor mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden war, nach Bamberg zu holen.

Wenn man sie so mit ihrem sympathischen wienerischen Einschlag in der Sprechweise hört, vermutet niemand, dass Rabinowitch, die mit ihren Eltern 1977 aus der Sowjetunion nach Österreich kam, selbst lange zwischen den Welten ihrer alten und neuen Heimat lebte. Sie betonte aber bei der Lesung, dass das Jugendbuch „Dazwischen: ich“ keine Autobiografie darstellt. Es sei auch gar nicht wichtig, aus welchem Land die Hauptperson ursprünglich stammt (es wird im Buch auch nicht genannt), vielmehr sollen die Konflikte verdeutlicht werden, in denen sich Madina befindet. Auf der einen Seite geht sie in die Schule wie alle anderen Jugendlichen, auf der anderen Seite ist sie durch ihren Flüchtlingsstatus immer Außenseiterin. Hin- und hergerissen zwischen der deutschen Gesellschaft und ihren Familientraditionen versucht sie ihren eigenen Weg zu gehen. Sehr anschaulich und direkt werden diese Prozesse der Selbstfindung in Julya Rabinowichs Buch beschrieben, ergänzt durch sehr persönliche, humorvolle und interessante Zwischenmoderationen der Autorin selbst.

Wie sehr ihr Buch die Schülerinnen und Schüler angesprochen hat, zeigte sich in der erstaunlich großen Zahl an Fragen an Julya Rabinowich nach der Lesung, die von den Inhalten über biografische Bezüge bis zum Leben als Autorin reichten. Einige der Anwesenden ließen sich auch gleich ein Exemplar des Romans signieren und lang anhaltender Applaus beendete eine Gewinn bringende Lesung.

 

Text: M. Stübinger Bilder: A. Grillmeier