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Gymnasium Bamberg

Europa im Klassenzimmer

„Come stai? Mi chiamo Daniele.“ Neugierig wird der junge Mann mit Bart und Locken von den Mädchen der Klasse 9a begutachtet: Haben sie auch wirklich den Bewerber ihrer Wahl erhalten?
Ja, es ist ein „echter Italiener“, genauer gesagt ein Neapolitaner, der für einige Stunden das Lernen als Gaststudierender an der Universität Bamberg  hinter sich gelassen hat und nun als Lehrender vor einer Klasse steht. Lehrer will er ja auch werden, Deutsch und Russisch sind die Sprachen seiner Wahl. Doch am E.T.A. steht für ihn auch „Fränkisch“ auf dem Programm, fachkundig vermittelt von einigen Schülerinnen. Im Gegenzug gibt es für die Mädchen „Italienisch zum Überleben“, fast wie bei einem Wunschkonzert: „Was soll ich sagen? Was wollt ihr wissen?“ Natürlich sind es zunächst die grundlegenden Wendungen zur Begrüßung, zum Verabschieden, zur Bestellung  im Restaurant, aber schon bald ist das Thema „Flirten“ angesagt.
Sind Italiener in Sachen Liebe kundiger als Deutsche? Essen sie nur Pasta und Pizza? Tragen Deutsche immer Dirndl oder Lederhosen und essen Bratwürste, Sauerkraut und Kartoffeln oder Schweinebraten mit Klößen? Über diese weit verbreiteten Klischees und Stereotype geht es in einer anderen Stunde, jeder kann dazu beitragen, das Gespräch ist lebhaft, locker, es wird viel gelacht, aber auch nachgedacht über das, was ein Land und seine Bewohner ausmacht, was Heimat bedeutet und was das Individuelle ist, das jeden Einzelnen kennzeichnet. Viele Schülerinnen können eigene Auslandserfahrungen durch Urlaubsreisen einbringen, manche haben selbst Wurzeln in europäischen Nachbarländern, zwei davon in Italien. Damit nicht nur geredet wird, erstellen die Mädchen zusammen mit Daniele während einer weiteren Unterrichtsstunde in Kleingruppen bunte Plakate, die unter der Überschrift „Buongiorno Italia!“ ins Klassenzimmer gehängt werden: Collagen zu „Typisch deutsch“, „Typisch italienisch“, „Typisch fränkisch“ hängen am Ende  neben Werbepostern zu „Deutschland“ oder „Italien“, Tipps zum „Flirten auf Italienisch“ sowie eine italienisch-deutsche „Foto-Love-Story“ dürfen nicht fehlen.
Zum Abschluss des Projekts gibt es am Freitag, 25. Juli noch ein gemeinsames Picknick mit der 9a auf dem Schulgelände, ehe sich Daniele zu Semesterende aus dem sonnigen Franken aufmacht in Richtung (noch) sonnige(re)s Italien.
Was bringt ein solches Projekt – neben einer Urkunde, die demnächst überreicht wird?
Für die Studierenden ist es eine gute Gelegenheit, Zugang zur deutschen Lebenswelt außerhalb der Uni zu erhalten, Einheimische „hautnah“ zu erleben, Sprachkenntnisse zu vertiefen und durch Hospitationen und eigene Lehrversuche Einblick in das Schulleben und Unterrichten im Ausland zu sammeln. Für die Schülerinnen und Schüler bietet sich die Chance, ein Projekt mit Kooperationspartnern von außen aktiv und kreativ mitzugestalten, ein europäisches Land aus ganz persönlicher Perspektive über eine lebendige Begegnung kennen zu lernen und die Ermutigung, selbst einen Auslandsaufenthalt für die eigene Zukunftsplanung ins Auge zu fassen. Das Begegnungsprogramm „Europa macht Schule“, das durch einen gemeinnützigen Verein in Zusammenarbeit mit dem DAAD über das Akademische Auslandsamt der Universität Bamberg angeboten wird, weckt die Lust dazu.

(Bericht und Fotos: A. Kestler)