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Gymnasium Bamberg

Nevfel Cumart am E.T.A.

Auch in diesem Jahr war – nach langer „Zwangspause“ und daher zunächst von etwas Aufregung und Unsicherheit auf beiden Seiten geprägt - Nevfel Cumart wieder zu Gast in der Mittestufe am E.T.A.
Jugendliche treffen auf einen Lyriker – ein Wagnis? Gedichte gelten doch gerade in dieser Altersstufe häufig als „altmodisch“, „schwer zu verstehen“ und „nicht mehr zeitgemäß“?

Die Veranstaltung gliederte sich in drei Teile, zunächst eine Autorenlesung vor beiden Klassen in der Aula, danach eine Schreibwerkstatt mit der Klasse 9r und im Anschluss daran mit der Klasse 9q, beides im vertrauten Umfeld des Klassenzimmers.
Trotz mancher (heimlicher) Bedenken der Jugendlichen im Vorfeld war das Feedback am Ende des Vormittags, egal ob schriftlich oder mündlich, durchwegs positiv. Immer wieder war zu hören bzw. lesen, wie humorvoll und überaus sympathisch dieser Autor empfunden wurde: „Die Lesung war sehr unterhaltsam, da er nicht trocken vorgetragen, sondern immer wieder Witze erzählt hat.“ Gelobt wurde auch, dass Nevfel Cumart einfühlsam und persönlich auf einzelne Schüler/innen bzw. deren Beiträge eingegangen ist, dass er viel aus seinem privaten Leben und seinem Alltag als Autor erzählt hat, Probleme dabei nicht ausgeklammert wurden und man sich insgesamt gut mit ihm unterhalten konnte: „Es wurde auf jeden Fall nicht langweilig!“

Dass man als Kind türkischer Gastarbeiter, also mit Migrationshintergrund und aus einfachen sozialen Verhältnissen kommend, ein anerkannter und preisgekrönter deutscher Dichter werden kann, beeindruckte. Dass dieser Autor locker und lustig aus seinem sicher nicht einfachen Leben erzählte (und unter dem Siegel der Verschwiegenheit selbst seinen Spitznamen im Geschwisterkreis verriet), machte die Veranstaltung interessant und unterhaltsam. Dass die vorgetragenen Gedichte zudem in verständlicher Sprache geschrieben sind und der Autor sie spontan auf Zuruf mal aus diesem, mal aus jenem der insgesamt 19 Lyrikbändchen vorlas („Wollt ihr Rot, Grün oder Blau?“ - „Welche Seite soll ich aufschlagen?“ - „Wollt ihr noch ein Liebesgedicht oder etwas über meine Tochter?“), sorgte für eine entspannte Atmosphäre und – auch wegen der ausführlichen und ehrlichen einleitenden Worte zu jedem Text - für Glaubwürdigkeit

Auf dieser Basis konnte dann auch im Klassenzimmer gut motiviert und inspiriert durch einführende Übungen kreativ gearbeitet werden, nachdem – zumindest in der einen Klasse - noch einmal in Ruhe Fragen beantwortet worden waren, etwa zu den Folgen des Tsunami in Sri Lanka. Diesen hat der Autor mit seiner Familie nur knapp überlebt, während die Manuskripte von drei Jahren buchstäblich „untergegangen“ sind, was damals eine lange Schreibblockade ausgelöst hat.
Das eigene freie Schreiben war sicherlich für die eine oder den anderen eine Herausforderung, es braucht dazu Zeit, Ideen, Bereitschaft zur Selbstkritik, Offenheit und sicherlich auch etwas Überwindung. Am Ende hat es dann aber doch allen Spaß gemacht, ja es wurde sogar bedauert, dass für diesen zweiten Teil des Vormittags nur zwei Stunden angesetzt waren. Man hätte das Schreiben noch locker um die eine oder andere Stunde verlängern können, so die mehrheitliche Meinung, auch um noch konkreter zu erfahren, nach welchen Kriterien der Autor selbst einen (lyrischen) Text als gelungen oder auch als weniger geglückt ansieht. Aber für diese individuelle Schreibberatung ergibt sich ja vielleicht im nächsten Schuljahr unter dem Motto „Fortsetzung folgt“ noch einmal die Gelegenheit…

(Angela Kestler für die Klassen 9r und 9q)