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Gymnasium Bamberg

Ein Name, ein Programm

Es ist schon fast so etwas wie ein „Heimspiel“, wenn Nevfel Cumart, erfolgreicher Bamberger Lyriker mit türkischen Wurzeln, eine Lesung am E.T.A. hält, weil ...
- der Autor fast „um die Ecke“ wohnt (und dieses Mal trotzdem in einen Stau geraten ist),
- solche Veranstaltungen seit Jahren regelmäßig an unserer Schule durchgeführt werden (und immer wieder neu begeistern),
- die Begegnung auf persönlichen Beziehungen aufbaut (und mit Kuchenspenden genährt wird),
- der Autor als Vater einer heranwachsenden Tochter „nah dran“ ist bei den Zuhörern aus der Mittelstufe (und gerade deshalb nicht allzu väterlich wirkt),
- sich auch im Publikum immer wieder Jugendliche mit Migrationshintergrund finden, denen der Dichter zuzurufen scheint: „Leute, nehmt euer Leben selbst in die Hand, bemüht euch, bildet euch weiter - es ist nicht immer einfach, aber auch ihr könnt es schaffen!“ (und der damit hoffentlich Gehör findet).

Dieses Mal waren es Ende Juli die Klassen 8c und 9k, die sich eine gemütliche „Klassenzimmerlesung“ ohne Bühne und Mikrophon, „hautnah“ und „unplugged“ gönnten. Zugegeben, das Interesse für Lyrik war bis zu diesem Zeitpunkt im Unterricht eher begrenzt gewesen, zu verschlüsselt präsentieren sich manche Texte in den Deutschbüchern und wollen erst mühsam „erlesen“ oder kreativ ausgestaltet werden, auch sind Gedichte wegen des „Auswendiglernens“ oft negativ besetzt.
Nevfel Cumarts Lesung war dann erfrischend anders. Nicht die Texte (und schon gar nicht ihre äußere Form) standen im Mittelpunkt, sondern der Autor und sein Leben, seine Sicht auf die Welt und alles, was sich in ihr bewegt und poetisch „verarbeitet“ wird sowie die Interessen der vor ihm sitzenden Jugendlichen. Klar verständlich boten sich die Gedichte dar, ohne Reim, ohne komplizierte Metrik, beim ersten Hören schon zu verstehen, bei näherer Betrachtung dann aber doch irgendwie „anders“ – dichter, prägnanter, tiefgründiger, melodischer, fließender, einfach „schöner“ und „reicher“ als das, was man sonst im Alltag liest oder zu hören bekommt.
Es gab politische Gedichte, Liebesgedichte, Gedichte über fremde Länder und Städte, Gedichte über Nevfels Tochter Amelia, in der Wirkung je nach Textbeispiel mehr oder weniger lustig, traurig, nachdenklich, anklagend oder berührend. Besonders faszinierend fanden die Zuhörer jedoch das „Drumherum“, die Einführungen oder nachträglichen Kommentare zu den Texten, die trotz aller Routine persönlich und echt klangen, sodass auch die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fragen ohne Scheu auf dieser Ebene einsteigen konnten.

Mit einem selbstgebackenen Apfelkuchen und viel Applaus bedankten sich die beiden Klassen und ihre Deutschlehrerin bei Nevfel Cumart.
Auf Wiedersehen im nächsten Schuljahr!

(Angela Kestler)