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Gymnasium Bamberg

Poetry Slam Workshop

Letzter Tisch. Rums! Geschafft! Endlich! Alle Tische standen nun an der Wand und wir begannen uns die herumstehenden Stühle zu schnappen. Ein Sitzkreis  wurde mitten im Klassenzimmer gebildet und Pauline Füg, eine der berühmtesten Poetry-Slammerinnen Deutschlands fing an, sich vorzustellen. Ruhe kehrte ein. Beeindruckt hat hier schon die Tatsache, dass sie während ihres Studiums als Slammerin unterwegs war und ihr Hobby zum Beruf machte, jetzt also von dieser Tätigkeit sogar ihren Lebensunterhalt bestreitet.
Neuland. Für den Großteil der Klasse war diese Art des Texteschreibens und –vortragens unbekannt, wie sich sehr schnell herausstellte. Nur einige zaghafte Meldungen sah man bei Pauline Fügs Anfrage, wer denn Poetry Slam kenne. Nur die wenigsten hatten überhaupt davon gehört oder schon einmal einen solchen Dichterwettstreit besucht. Eingeladen hatte uns zu diesem Workshop im Rahmen des Klartextprogramms des Fränkischen Tags das Bayernwerk.
Die Künstlerin erklärte anfangs die wichtigsten Regeln für das Schreiben eines solchen Textes. Dieser muss auf jeden Fall selbst geschrieben sein. Requisiten beim Vortrag sind nicht erlaubt. Der Slammer soll nämlich so auftreten wie auch in seinem  Alltag. Die vorgegebene Zeitspanne für den Vortrag von 5 bis 7 Minuten darf nicht überschritten werden.
Aufmerksame Stille in der Klasse. Bei einem Regelverstoß kommt es nämlich zu Punkteverlusten und der Performer wird höflich von der Bühne gebeten.
Anschließend gab es noch mehr Informationen zur Tätigkeit eines Slammers, vor allem, wenn dies in beruflicher Weise geschieht und nicht nur als Hobby, so wie es bei Pauline Füg der Fall ist. Endlich gab es eine Kostprobe aus ihren Texten. Es war ein Liebesgedicht an Justus Jonas aus der Jugendbuchreihe „Die drei ???“, wo sie sich Sorgen darum machte, was Justus Jonas dazu sagt, dass sie inzwischen die dreißig überschritten hat?
Wir mussten schmunzeln. In Theorie und Praxis wurden wir mit hineingenommen in die Slam-Poetry-Geheimnisse, so dass wir langsam verstanden, worum es den Performern ging. Neben der persönlichen Note steht die eigene Perspektive im Vordergrund, die den Zuhörern durch das vielfältige Material, das Sprache zu bieten hat, mit Bildern, Vergleichen, Wortspielen und Möglichkeiten, denen an sich kaum Grenzen gesetzt sind, nahegebracht werden. Lustige Zitate, Sprüche, der Bezug zu Texten Liedern, Gebeten  - der kreative Umgang damit eröffnet neue Tiefen.
Als Theorie-Experten wurden wir nun eingeladen, uns selbst an das Schreiben eines solch wirkungsvollen Textes zu wagen. Dabei sollten wir einen Gegenstand, einen Promi oder ein Gefühl beschreiben. Da das Schlimmste für den Dichter das weiße Blatt Papier sei, wie Pauline Füg schmunzelnd anmerkte, teilte sie buntes Papier aus, das als Hilfestellung schon einige Satzanfänge vorgab, wie: Mein Name ist… Ich träume von … Ich hatte .. Die ganze Zeit … Oft … Morgen … Gestern … Jetzt…
Mit Feuereifer stürzten wir uns auf unsere Ideen und unsere Vorlage, um so auch mit Hilfe von Pauline Füg, die immer wieder hilfreiche Tipps gab, unseren ersten Slam-Text zu verfassen. Jeder brachte etwas zu Papier und viele waren bereit, anschließend ihren Text der Klasse vorzustellen. Es entstanden kritische, nachdenkliche, emotionale und auch witzige Texte. Alle waren überrascht, was hier in so kurzer Zeit an Literatur entstehen konnte. Beim gegenseitigen Vortrag waren alle gespannt, die Künstler erhielten verdienten Applaus, so dass die Stunden des Workshops viel zu schnell verflogen.
Derart inspiriert und begeistert von der Kreativität und dem Einfallsreichtum der Klasse machten wir uns sogleich an den nächsten Schreibauftrag, der die Gedanken und Gefühle eines selbst gewählten Superhelden zeigen sollte.
Viel zu schnell musste Abschied genommen werden von Pauline Füg, die die Klasse ermunterte, weiterhin zu schreiben. Für die ganze Klasse waren das wunderbare und erfolgreiche Stunden mit einer berühmten Slammerin und wir sind froh, die Chance gehabt zu haben, nicht nur diese Art von Literatur kennenzulernen, sondern selbst neu erkannt zu haben, dass Schreiben tatsächlich Spaß machen kann! (Emily Pelzing und Ronja Rödel, 8 e)

 

Text: 8e, Fotos: W. Lechner