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Gymnasium Bamberg

Einblicke einer Blinden

Am 10.12.2015 bekam die Klasse 9d ungewöhnlichen Besuch. Frau Schreml wohnt in Forchheim und ist blind. Sie hatte sich bereit erklärt, nach Bamberg zu kommen, um den Schülerinnen und Schülern aus erster Hand einen Eindruck von einem Leben als blinder Mensch zu vermitteln. Sie berichtete über ihre schleichende Erblindung, die im Alter von etwa 30 Jahren begann. Innerhalb weniger Jahre verlor sie fast ihr komplettes Augenlicht und ist seitdem auf verschiedene Hilfsmittel angewiesen, die ihr das Leben ein wenig erleichtern. Dazu zählt unter anderem natürlich der Blindenstock, der in geübten Händen sehr vielseitig eingesetzt werden kann, aber anfänglich (wie einige SchülerInnen selbst erleben durften) das Gefühl der Verunsicherung und Orientierungslosigkeit, sobald man sich nicht mehr auf seine Augen verlassen kann, kaum mindert. In Zeiten von Smartphones gibt es für sehbehinderte Menschen natürlich auch eine ganze Reihe von digitalen Anwendungen, die das Leben deutlich erleichtern. Hierzu zählen zum Beispiel eine Farberkennungs-App oder ein Strichcodescanner für Supermarktprodukte. Aber ein ganz besonders wichtiger (und ganz und gar undigitaler) Helfer im Alltag von Frau Schreml ist ihr Blindenhund Emily. Emiliy ist ein Labrador und hat in ihren ersten zwei Lebensjahren eine aufwendige Ausbildung zum Blindenhund durchlaufen. Sie ist ein überaus freundliches , gelassenes und ruhiges Tier, die in keiner Situation die Nerven verlieren darf. Mit ihrer Hilfe ist es Frau Schreml möglich, sich auch in einer unbekannten Umgebung zurechtzufinden, da sie sich hierbei auf Emilys Augen verlassen kann. Dieser Luxus hat allerdings seinen Preis: Ein ausgebildeter Blindenhund kostet über 25000 Euro! Die Kosten werden allerdings in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Abschließend bekamen die SchülerInnen noch einen kurzen Text in Blindenschrift, den Frau Schreml zusammen mit dem entsprechenden Alphabet mitgebracht hatte. Und obwohl die SchülerInnen beim Lesen bzw. Übersetzen ein klein wenige schummeln durften, indem sie auch die Augen statt nur die Fingerspitzen zum Vergleichen der Buchstaben benutzten, bekamen dennoch alle ein Vorstellung davon, wie schwer es sein muss, sich an diese komplett neue Art des Lesens zu gewöhnen.

Insgesamt war es ein sehr informativer Besuch, durch den die SchülerInnen einmal etwas mehr als (wie sonst in der Schule üblich) die bloße Theorie des Auges und die Physik des Sehens erfahren konnten und der vielleicht bewirkt hat, dass sie sich zukünftig scheinbar selbstverständliche Dinge wie das eigene Augenlicht gelegentlich ein wenig deutlicher bewusst machen.