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Gymnasium Bamberg

Klimagerechtigkeit

Nach einer fast 13-stündigen Anfahrt mit dem Zug (inklusive den verwirrenden Pariser Bahnhöfen) kommen wir, das P-Seminar Fair Trade 11, endlich in unserer Jugendherberge an und fallen nach einem drei Gänge Abendessen erschöpft in unsere Betten. Der nächste Tag beginnt früh, die Schule ist eine Stunde entfernt.
Dort treffen wir das erste Mal auf unsere französischen Gastgeber, mit denen wir bereits virtuell einige Aufgaben zu Klimagerechtigkeit bearbeitet haben. Es gibt ein paar Kennenlernspiele zum Einstieg, bevor wir uns in gemischten Gruppen Plakate vorstellen, die wir vorab angefertigt haben, alle zu den Themen Klimawandel und Fair Trade. So haben einige etwa ein Interview mit einem Kuh-Bauern aus der Gegend geführt, andere mit Imkern geredet oder sich Gedanken über die Bedeutung von Fair Trade gemacht. Nach dem Mittagessen folgt eine Stadtrallye durch Bordeaux, eine Stadt mit vielen Prunkbauten, Bars und der längsten Einkaufsstraße Europas, die schon eine lange Geschichte als Handelsknotenpunkt hat. Wir beenden die Stadterkundung am herrschaftlichen Theater.
Am nächsten Tag wollen wir rudern gehen, aber das Wetter spielt nicht mit, denn wir werden schon auf dem Hinweg nass. Für eine Runde rudern reicht es dann aber doch noch, bevor wir vorzeitig abbrechen müssen und ins Bootshaus flüchten. Dort können wir uns wieder aufwärmen und eine nahrhaftes Vesper einnehmen. Daraufhin geht es mit einem Bus in Richtung Meer zu einem Austernfarmer, einer der wenigen, die noch ökologisch und traditionell arbeiten. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn 70% aller Austern, die auf dem Markt sind, wurden gentechnisch manipuliert. In ihrem natürlichen Zyklus werden Austern erst bei 37°C geschlechtsreif und geben im einen Jahr weiblichen Geschlechtsschleim und im Jahr darauf männlichen Geschlechtsschleim ab. Diese Schleimwolken vermischen sich und können dann bis zu neun Tage im Meer schwimmen, ehe sie sich irgendwo festsetzen müssen. Hier greifen die Farmer ein, indem sie Ziegeln, alte Austernschalen und andere Oberflächen bereitstellen, an denen sich die werdenden Austern festsetzen können. Nach drei Jahren sind sie erwachsen und können eingesammelt werden. Doch durch die Klimaerwärmung sind auch die Austernfarmer gefährdet: durch Sturmfluten und den steigenden Meeresspiegel werden immer wieder ihre Lagerräume überschwemmt und durch extreme oder besonders lange Hitzeperioden werden die Austern nun zweimal im Jahr geschlechtsreif, was den eingespielten Rhythmus zum Einsammeln und Verteilen der Haltehilfen zerstört.
Abendessen gibt es in der Schule. Dort haben alle Gruppen, die an diesem Erasmus-Austausch teilnehmen, ein Buffet mit Spezialitäten und Knabbereien aus ihrem Land vorbereitet. Es gibt rumänisches, portugiesisches, deutsches und natürlich auch französisches Essen. Besonders viel gab es von den sogenannten Canelés, die wie mini-Gugelhupf aussehen, mit Rum und Vanille gebacken werden, eine dicke karamellisierte Kruste haben und eine einmalige Spezialität aus Bordeaux sind.
Der darauffolgende Tag ist dann zwar etwas entspannter, aber ebenso interessant. Es gibt ein Klimapuzzle, in dem alle Ursachen und Folgen anschaulich dargestellt sind. Diese werden in Gruppen aus Franzosen, Rumänen und Deutschen erstellt, wobei die Verständigung in Englisch mindestens genauso anspruchsvoll ist wie die eigentliche Aufgabe. Am Nachmittag gibt es noch einmal eine Stadtführung, aber diesmal unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit. So lernen wir, dass Bordeaux Erdwärmeanlagen unter dem städtischen Weinmuseum hat, sowie stark in öffentliche Verkehrsmittel investiert, in die Straßenbahn, Busse, Leihräder und Leihroller. Zusätzlich befinden sich riesige Tanks unter der Stadt, in die Wasser bei Überschwemmungen fließen kann.
Am letzten Tag werden wir in einem ganztägigen Workshop spielerisch mit der Arbeit des Europäischen Parlaments vertraut gemacht. In Gruppen besprechen wir möglich Lösungen für Umweltprobleme und welche Hürden es bei der Umsetzung geben könnte. Zum Schluss trägt jede Gruppe ihre Lösungsideen vor und muss sich in zwei Fragerunden gegen Kritik verteidigen. Nach einem Schlussplädoyer wird abgestimmt, ob die Vorschläge umgesetzt werden sollten.
Am Theater verabschiedet sich die Hälfte unserer Gruppe von unseren französischen Gastgebern, mit denen wir viel Zeit verbracht haben und tiefe Einblicke in ihren Schulalltag gewinnen konnten. Die andere Hälfte genießt noch ein gemeinsames Abschiedsessen im Zentrum von Bordeaux.
Die Rückfahrt geht überraschend gut von statten, trotz Deutscher Bahn und Dauerregen, der an der Grenze für Überschwemmungen sorgt. So kommen wir abends pünktlich und mit vielen neuen Erfahrungen und Bekanntschaften in Bamberg an. Doch noch muss man sich nicht komplett von Frankreich verabschieden, denn im September dürfen wir unsere neuen Freunde bei uns willkommen heißen.

Lina Runschke, 11d