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Gymnasium Bamberg

„Was soll ich dich lehren? Das Müllern oder das andere auch?“

Begeisternde Theaterinszenierung von „Krabat“ in der Schulkapelle des E.T.A. Hoffmann-Gymnasium – die Schauspieler:innen der achten und neunten Jahrgangsstufe beeindruckten durch ihre präzise und authentische Darstellung.
Die Regie (Franziska Schmitz) versteht es, Otfried Preußlers berühmte Geschichte so zu inszenieren, dass sie gleichermaßen junge, wie erwachsene Zuschauer fesselt. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie düstere und magische Elemente stimmungsvoll miteinander verwoben werden und so eine Atmosphäre schaffen, die von der ersten bis zur letzten Minute den Zuschauer in den Bann zieht. Dazu trägt auch das fantastische Bühnenbild bei, das Klassen von Sabine Soukup geschaffen hatten.


Herausragende schauspielerische Leistungen
Das Ensemble überzeugt durchweg mit kraftvollen und glaubwürdigen Darstellungen. Sophie Rösch und Paula Seuling in der Rolle des Krabat zeichnen die Entwicklung vom naiven Jungen zum mutigen Widerstandskämpfer emotional berührend nach. Der beste Freund des Protagonisten, Tonda, wird von Frieda Stoebel emphatisch und überzeugend auf die Bühne gebracht. Die Rolle des düsteren und geheimnisvollen Meisters wird von Nora und Sarah Schipkowski beängstigend realistisch verkörpert. Besonders hervorzuheben ist die Chemie zwischen den Mühlknappen, die das Gefühl von Freundschaft, Angst und Auflehnung authentisch transportieren – Ella Bergheim, Theresa Opitz, Wilma Wolf, Sara Grillmeier, Charlotte Hatzold, Antonia Saalfelder und Lisette Amon agieren hier gekonnt miteinander und machen die Figuren für das Publikum lebendig. Die verschiedenen Charaktere werden durch das mimische und gestische Spiel gut herausgearbeitet. Die Raben stehen symbolisch für die Verkündung des Unheils, geben alles, damit Angst und Verunsicherung den Theatersaal ergreifen. Stella Urban, Lisette Amon und Sara Grillmeier verstehen es in diesen Rollen trefflich von der Empore herab auf den Lehrling Krabat einzuwirken; Gleiches gilt für Stella Urban in ihrer Rolle als Gevatter und Unheilbringer. Luise Wirobal tritt dem Meister in ihrer Rolle als Pumphutt selbstbewusst entgegen und schafft es in einem kraftvollen und dynamisch umgesetzten Zaubererduell, dem Meister eine erste Niederlage zu bereiten.
Auch am Humor mangelt es in dieser abwechslungsreichen Theateraufführung nicht. Leuschner und Blaschke – naiv dump und neureich prahlend von Francesca Schönfelder-Tinkler und Stella Urban in Szene gesetzt – werden auf dem Markt von Schwarzkolm von den zaubernden Burschen aus der Mühle hereingelegt, so dass der teuer erworbene sprechende Ochse sie zu Witzfiguren macht. Clemens Absch und Jonathan Görz, als Leutnant und Korporal wollen sie Soldaten werben, interpretieren ihre Rollen dümmlich und feist, führen einen im wahrsten Sinne zauberhaften Tanz auf, der äußerst lustig anzusehen ist.
Natürlich sollen Krabat und die Jungs in der Mühle vor weiterem Unheil geschützt werden. Natürlich muss das Böse besiegt werden. Natürlich müssen die Müllknappen befreit werden. Natürlich benötigt man für ein solches Happy End eine große Liebe. Schon lange hatte sich Krabat im Dorf in die wunderschöne und liebreizende Kantorka verliebt. Diese ist aber auch noch unglaublich klug und will den Bann des Meisters brechen, indem sie „ihren“ Jungen unter all den anderen verzauberten Burschen trotz verbundener Augen erkennt. Pauline Tadda gibt alles, ist in ihrer Rolle mutig und anmutig zugleich, und beide – Kantorka und Krabat - können in eine gemeinsame Zukunft in die reale Welt zurückkehren.
Unterstützt wird das ganze Bühnenerlebnis von einer professionellen Lichtregie, welche die düsteren und magischen Momente visuell perfekt untermalt. Die Übergänge zwischen den Szenen waren fließend und sorgten für ein dynamisches Gesamterlebnis. Katharina Reinhardt und Hannes Pieger zeigen hier großes Können.
Die musikalische Untermalung verleiht der Inszenierung zusätzliche Tiefe. Mit gezielt eingesetzten Orgelstücken, Liedern und Klangeffekten wird die Spannung verstärkt und die Atmosphäre intensiviert. Besonders eindrucksvoll wirkt das Finale, bei dem Musik, Licht und Schauspiel zu einem emotionalen Höhepunkt verschmelzen.
Die Theateraufführung von „Krabat“ ist ein voller Erfolg und bietet einen beeindruckenden Beweis dafür, wie zeitlos und relevant Preußlers Geschichte ist. Mit einer gelungenen Mischung aus fantasievoller Umsetzung, tollen Schauspielern und einer dichten Atmosphäre hat das Ensemble einen unvergesslichen Theaterabend geschaffen, der noch lange nachwirkt. Ein absolut empfehlenswertes Bühnenstück für Liebhaber des modernen Theaters und Freunde packender Literaturadaptionen!
Wolfgang Metzner