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Theater, Theater

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Dass am E.T.A. nicht nur unser Namenspatron von Bedeutung ist, sondern alle großen Dichter und Denker zu Wort kommen, bewies bereits vor den Sommerferien eine Theater-Aufführung der Unter- und Mittelstufenbühne unter Leitung von Anja Kießling.
Friedrich Schiller war es, der mit seiner Ballade „Der Handschuh“ die Vorlage lieferte zu einem Stück über Hoffräulein und Ritter, über Minnesang und Heldentreiben und die Frage nach der Liebe. In der Ballade wirft eine edle Dame, um den Mut eines Ritters zu testen, einen Handschuh mitten hinein in das Kampfspiel von Tiger und Löwen – und, wie sollte es anders sein, der Ritter erfüllt die Aufgabe und bringt seiner Geliebten den Handschuh zurück, verlässt sie danach allerdings.
Die Frage, die sich dabei so mancher Leser dieser Ballade gestellt haben dürfte, ist: Was sind die Beweggründe der holden Dame? Nun, wer diesem Theaterabend beiwohnte, konnte ein buntes Treiben am Hof von Königin Josefa und ihrem König Franz bewundern, das Licht ins Dunkel brachte.
Die Bühne ist in herrschaftliches Licht getaucht, mit nur wenigen Requisiten ausgestattet, wird man dennoch sogleich durch Licht und herrschaftliches Kostüm der Protagonisten in ein Leben am Hof eingeführt, das – nach Ansicht des Königs Franz, der in Doppelbesetzung sowohl von Lotte Pachl (7b) sowie Lola Loskarn (7b) herrschaftlich gelangweilt dargestellt wird, ein wenig Aufregung vertragen könnte. Sogleich lässt sich seine Königin Josefa dazu hinreißen, Abwechslung am Hof zu propagieren. Sowohl Luise Müller -Kuller (7b) als auch Sarah Brander (8d) stellen die Umtriebigkeit der Königin angeregt dar, denn diese möchte ihrer Tochter Kunigunde das Wesen von Kultur und Bildung vermitteln. Bravourös wandeln die jeweiligen Königinnen überzeugt und klar im Sprachduktus über die Bühne und geben den Ton an. So werden Lyrik-Stunden und Theaterspiel anberaumt, obwohl der König lieber Kampfspiele hätte. Ebenso wie im Übrigen die Königstochter Kunigunde lieber Action statt Lyrik hätte. Kunigunde entspricht nun nämlich so gar nicht dem Typus der braven königlichen Tochter. Lucine Schmitz und Anna Rothmann stellen die rebellische Königstochter, die lieber Ritter geworden wäre, auf souveräne Weise dar. Unterstützen muss deren abwegigen Ideen die Hofdame Roswitha, die selbst eher darunter leidet, Schwertkampf zu trainieren und das unschickliche Verhalten Kunigundes auszubaden. Es ist eine Freude sowohl Janina Kilger (8c) als auch Ida Palatzky (8d) in dieser Rolle der protestierenden Freundin spielen zu sehen.
Auch die anderen Hofdamen wissen mit der königlichen Tochter nicht so recht umzugehen. Elisa Bötsch (7b), Leandra Opower (7b), Josephine Zsigmond (8d), Frieda Jakobi (7e), Luisa Bismarck (7c), Maxima Müller (7b) sowie Maja Lohneis (7b) präsentieren sich jeweils elegant und sicher in ihrem Dasein als Hoffräulein. Im einen Moment gelangweilt von den unsäglichen Lyrik- und Theaterstunden, sind sie im nächsten Moment eifrig bei der Sache, wenn sie Briefe der Ritter des Hofes erhalten. Alle Hofdamen sind stets vollkommen präsent und verleihen dem Geschehen Esprit und Grazie.
Kein Wunder, dass die Ritter den Damen daher zu Füßen liegen – Jesaja Weissenhorn (7b), Hannes Nordmann (8c), Daniel Wrieden (7e), Leopold Krapp (7e) sowie Linda Klaumünzer (7b) stellen diese Ritter auf gelungen witzige und charmante Weise dar. Es ist eine Freude, dem unbeholfenen Ritter Mum (gelassen präsentiert von Jesaja Weissenhorn), dem tolpatschigen Ritter Deinhard (Daniel Wrieden gefällt in der witzigen Darstellung durch und durch) sowie dem etwas naiv anmutenden Ritter Kupferberg (überzeugend umgesetzt von Hannes Nordmann) zuzusehen, wie sie mit Schwimmnudeln ihr Rittertraining absolvieren oder gemeinsam versuchen, möglichst kreative Liebesbriefe an die Hofdamen zu verfassen. Zum Glück haben sie ihren Chef-Ritter Delorges, der tatsächlich Ahnung von ritterlichem Gebaren hat und unglücklicherweise in die widerborstige Kunigunde verliebt ist. Sowohl Leopold Krapp als auch Linda Klaumünzer brillieren in dieser Rolle, nicht nur als sie der Königstochter Kunigunde ihren Liebe gestehen oder ihren Handschuh zurückbringen. Vor allem, wenn sie am Ende des Geschehens die ganze Ballade „Der Handschuh“ vor dem versammelten Hofstaat und dem Publikum darbieten, versetzen sie den Zuschauer in Staunen: mit eindrücklicher Intonation hauchen sie Schillers Ballade Leben ein und ziehen das gesamte Publikum in ihren Bann. So kann, wie man an der gelungenen, abwechslungsreichen Inszenierung erlebt, Lyrik auch im 21. Jahrhundert noch Spaß machen. Bleibt zuletzt die Frage – warum wurde der Handschuh geworfen und wie ergeht es Ritter Delorges?
Zum Glück hat sich seiner schon während des ganzen Geschehens Haumeisterin Hildegard angenommen – diese witzige Nebenfigur ist es, die am Ende den Ritter tröstet, der von Kunigundes auf so schmähliche Weise zurückgewiesen wurde. Auf sehr smarte Art und Weise setzten sowohl Mila Patowari (7b) als auch Anna Lou Winkler (8d) die burschikose Hausmeisterin ins rechte Licht.
Ins rechte Licht wird das ganze Stück aber vor allem natürlich durch die im Hintergrund agierende Technik-Crew gerückt.  Jakob Hanusch, Paul Küffner und Moritz Reuter zeigten sich unaufgeregt im Hintergrund agierend für eine technisch einwandfreie Umsetzung verantwortlich. Ihrer Licht- und Tonregie ist es zuzuschreiben, dass die minimalistisch ausgestattete Bühne trotzdem in einen herrschaftlichen Raum verwandelt wurde.  
Es schillerte in allen möglichen Facetten – schön war´s.
M. Stübinger

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