Anstrengende Lern- und Prüfungswochen lagen zurück, bevor am 27.6.2025 dann schließlich die feierliche Verabschiedung auf dem Programm stand. Begonnen wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stephanskirche. Auch dieser begann mit dem Motto „AbiVegas“, wobei sich die Schülerinnen und Schüler zunächst einmal über den ursprünglichen Namen von Las Vegas Gedanken machten, der eine „Wiese“ in einem sonst von Wüste umgebenen Gebiet darstellt. Dies wurde zum Anlass genommen, einmal über die eigenen „Oasen“ und die Bedeutung von Religion nachzudenken. Inmitten des oft stressigen und leistungsorientierten Schulalltags gewannen Oasen – kleine Pausenräume für Geist, Seele und Gemeinschaft – eine besondere Bedeutung. Diese werden für die Abiturientinnen und Abiturienten auch in den kommenden Jahren – egal ob im Studium, der Ausbildung oder in der Familie – stets eine wichtige Rolle spielen und sie auf ihren weiteren Wegen begleiten. Oasen sind damit mehr als nur Pausen – sie sind Chancen für persönliche Entwicklung, für Gemeinschaft und für den Aufbau innerer Stärke. Die Religion bietet hierfür kraftvolle Impulse, die weit über das Klassenzimmer hinaus Bedeutung haben. Bewegender Höhepunkt des Gottesdienstes war sicherlich ein gemeinsames Mahl, zu dem sich alle Anwesenden rings um den Altar versammelten und Brot sowie Wein (alternativ gab es auch Saft) einnahmen. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Orgelspiel Julius Wiemanns´ und der speziell für den Anlass geformten Band der Abiturientinnen und Abiturienten Emma Nguyen, Lisa-Marie Eulich, Yannik Petullá sowie Ella Löffler.
Nach dem Gottesdienst begann der offizielle Teil, der vom Saxophonensemble der Schule fetzig und festlich umrahmt wurde. Die Oberstufenkoordinatorin, Frau Eberth, begrüßte die Anwesenden und verkündete die frohe Nachricht dass alle, die sich allen Abiturprüfungen unterzogen hatten, diese auch bestanden hatten. Und obwohl nun ein neuer Lebensabschnitt für die Anwesenden beginnt, wies sie auch darauf hin, dass etwas zu Grabe getragen werde: das als „Turbo-Abi“ angepriesene G8. Frau Eberth betonte, dass Bildung „Entwicklung, Entfaltung und Reife“ benötigt – „wie bei am gudn Käs!“. Der jetzt scheidende Jahrgang hatte diese Zeit durch die Mittelstufe Plus und hat diese laut Eberth auch genutzt, um sich künstlerisch, kulturell, sozial und politisch zu Persönlichkeiten zu entwickeln. Sie wies außerdem auf das gute soziale Miteinander des Jahrgangs hin und sprach ein großes Lib für die gelungenen Vorbereitungen zur Abiturverabschiedung aus. Und auf das Glücksspielmotto bezogen schloss sie mit dem Hinweis, dass alle nun sagen könnten: „Ich hab’s g’schafft – Game over!“
Im Namen des Elternbeirats gratulierte die Vorsitzende des Elternbeirats, Stefanie Krapp, den Abiturientinnen und Abiturienten. Sie betonte, dass dieser Tag für Eltern auch mit etwas Wehmut verbunden ist, nun werde auch die Zeit der elterlichen Begleitung des Erwachsenwerdens hinter sich gelassen. Frau Krapp, die vor einem Jahr selbst in Las Vegas war, stellte die Stadt des Abitur-Mottos als eine perfekte Illusion dar, wo die Realität oft verwandelt wird. Auch das Schulleben wartete mit Illusionen auf, die Elternbeiratsvorsitzende stellte aber fest: „Ihr habt euer Ziel nie aus den Augen verloren! Angesichts der Chancen und Risiken des weiteren Wegs wünschte Frau Krapp den Abiturientinnen und Abiturienten: „Möge euer Leben so bunt und aufregend sein wie ein Abend in Las Vegas. Und denkt daran: Manchmal muss man auch ein Risiko eingehen, um den großen Gewinn zu erzielen.“
Für die Schülerinnen und Schüler sprachen die Jahrgangsstufensprecher Niklas Kremer, Leni Müller-Kuller und Anton Spörl. Zunächst führte Niklas die Anwesenden zurück in die Vergangenheit: Er erinnerte an die ersten Momente an der Schule und auch die ersten Herausforderungen – inklusive des Vorsingens vor der Klasse. Und auch beim Rückblick ging er auf das Thema „Glücksspiel“ ein, wobei er an dieser Stelle froh war, „viele glückliche und geniale Momente erlebt zu haben, die unsere Jugend extrem prägten.“ Im Folgenden zählte er die Highligts der Vergangenheit auf, von den neuen Freundschaften über das Fußballspielen in der Pause, vom Fasching bis zum Skikurs. Glückliche Momente, die dann jäh von der Corona-Pandemie gestoppt wurden – oder wie man in Casino-Sprache sagt: „Nichts geht mehr!“ An dieser Stelle bedankte sich Niklas besonders bei Herrn Knebel für die Unterstützung, unter anderem durch eine „Urkunde für Durchhaltevermögen“ an die Schüler während der Pandemie. In den späteren Jahren waren es die Fahrten, die die Schülerinnen und Schüler prägten, die Taizé-Fahrt als Zeichen von Toleranz und Frieden, die Klassenfahrten, die Berlinfahrt und auch die Fahrt nach Tansania. All die sozialen Erfahrungen der Fahrten fasste Niklas in dem Zitat des Fuchses aus „Der kleine Prinz“ zusammen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Und dennoch klangen auch kritische Töne an, da Niklas die Auswirkungen durch übermäßgien Stress und Druck auf die Psyche herausstellte. Er nahm das E.T.A. ausdrücklich davon aus, für diesen Missstand verantwortlich zu sein, betonte aber: „So kann es in unserem Schulsystem nicht weitergehen.“
Leni beleuchtete die stressige Zeit der Abiturprüfungen, in denen alle ihre „Einsätze erhöhen“ mussten, „manchmal mit einem Ass im Ärmel, aber vor allem mit jeder Menge Lernzetteln.“ Sehr schlüssig führte sie die Anwesenden durch das Abi-Casino mit dem Roulette bei den Aufgabenstellungen, dem notwendigen Pokerface gegen die Nervosität, den Stress der „schlaflosen Stadt“ bis zur Notenbekanntgabe, an der klar wurde: „Unser Abi war kein Glücksspiel“. Für die Unterstützung in diesen anstrengenden Wochen bedankte sich der Jahrgang bei Herrn Knebel und Herrn Schlauch sowie Frau Eberth mit Wein und Kerzen der Initiative „DrinkforFood“, die für jede verkaufte Flasche eine Mahlzeit an Menschen in Not spendet.
Nun war es an Anton, in die Zukunft zu blicken. „Jetzt wird es Zeit dieses Casino zu verlassen. Wir werden weiterhin unser Glück brauchen. Wir werden riskante Wetten eingehen, viel aufs Spiel setzen und - wer weiß? – vielleicht gewinnt einer von uns ja irgendwann einmal den Jackpot.“ Er zitierte den Musiklehrer des Jahrgangs, Herrn Klehr, der den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg gab: „Life is like a bycicle. To keep in balance, you must keep moving.“ und wünschte dem Jahrgang, diese Balance “in Bewegung” zu finden – ob es nun bei einem Studium, einer Ausbildung, einem FSJ odereinem Jahr Pause sei. Und er bedankte sich bei allen, Eltern, Freunden und Bekannten, die einen auf diesem Weg begleiten. Anton schloss mit einem Wunsch: „Für euer nächstes Spiel wünsche ich euch jetzt schon vielErfolg und die besten Karten. Unsere Zeit hier ist beendet. Jetzt beginnt das nächste Spiel.“
Schließlich richtete der Schulleiter Markus Knebel sein Wort an die Abiturientinnen und Abiturienten. In seiner Rede bezog er sich natürlich auf das diesjährige Abiturmoto „Abi-Vegas“, das ihn zunächst vor einige Rätsel stellte, wie er sagte, da es bei einem Jahrgang, in dem alle das Abitur bestanden haben, sehr unwahrscheinlich sei, dass dieser Erfolg sich nur mit „einem guten Kartenblatt beim Pokern“ erklären ließe. Vielleicht sei es ja die Vielfalt der Angebote in Las Vegas, die die Vielfalt der Interessen des Jahrgangs darstelle. Und in diesem Zusammenhang ermunterte Herr Knebel die scheidenden Schülerinnen und Schüler, ihren Interessen und Neigungen privat und beruflich nachzugehen, auch wenn sie nicht den von den Eltern gewünschten Wegen entsprächen. „Ihr werdet glücklicher und sicherlich auch erfolgreicher sein, wenn ihr euch mit Themen beschäftigt, an denen Euer Herz hängt.“
Im Folgenden bedankte sich der Schulleiter für das außerordentliche Engegement einiger Schülerinnen und Schüler, auch bei der Erstellung der Abizeitung und der Organisation der Schlussfeierlichkeiten. Ebenso bedankte er sich bei den Lehrkräften für die Begleitung und Stützung, besonders aber bei der „Croupière“, der Oberstufenkoordinatorin Frau Eberth, die die „Spielleitung“ hochkonzentriert übernommen hatte. Schließlich richtete er seinen Dank auch noch an die Eltern, die er einerseits auf einen neuen Lebensabschnitt, eventuell mit dem Auszug der Sprößlinge zu Hause, vorbereitete. Wenn man aber, und da sprach Herr Knebel augenzwinkernd aus eigener Erfahrung, dann bemerkt, dass der Kühlschrank nicht mehr überfallartig vom Nachwuchs geplündert oder der Tank des Autos nicht unerwartet leergefahren werde, dann „wird es wunderbar!“
Am Ende seiner Ansprache wandte sich der Herr Knebel noch einmal an die Abiturientinnen und Abiturienten. Er appellierte an sie, sich viel Zeit für diejenigen zu nehmen, „die im Kasino des Lebens mit euch am Tisch sitzen und manchmal nicht so viel Glück haben wie ihr“. Zudem sollten sie sich nicht von „Demagogen und Wahrheitsverdrehern, die von der Angst der anderen leben“ beeinflussen lassen, sich für Minderheiten einsetzen und ihre Offenheit bewahren, um schließlich einen echten Jackpot zu erhalten: „Menschen die euch ein Leben begleiten werden“.
Und er brachte noch eine Hoffnung zum Ausdruck, dass nämlich, wenn Schule zwar nicht wie das Glücksspiel süchtig mache, das E.T.A. doch sehn-süchtig mache und diese Sucht die Abiturientinnen und Abiturienten immer wieder an ihre alte Schule zurückbringen werde. Alle Anwesenden bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus.
Und dann war es endlich soweit. Die Zeugnisse wurden feierlich übergeben. Zur selbst gewählten Musik und zum Applaus aller Anwesenden schritt jedes Mitglied des Abiturjahrgangs nach vorne, wo Frau Eberth und Herr Knebel sowohl das Zeugnis als auch eine Rose überreichten, bevor das obligatorische Foto geschossen werden konnte. Besonders geehrt wurden zudem folgende Schülerinnen und Schüler:
- Niklas Kremer für herausragende Leistungen im Fach Latein
- Josphing Roppelt vom Verein für Socialpolitik
- Emma Nguyen mit dem DMV Abiturpreis für besondere Leistungen im Fach Mathematik
- Sowie Lorena Kraft, Franziska Fehn, Jospehin Roppelt, Emma Nguyen, Sophia Kilger, Niklas Kremer und Frederike Lang für herausragende Leistungen – die letztgenannten vier schlossen mit einem Schnitt von 1,0 ab.
Auf die offizelle Veranstaltung folgte ein Sektempfang im Pausenhof der Schule, der dann unmerklich in den gemütlichen Teil des Nachmittags und Abends überging. Hier wurden auch zahlreichen Lehrkräften für ihre Hilfe, ihre pädagogische Arbeit oder auch nur für ihren Humor gedankt, ebenso wie der Verwaltung für ihre Unterstützung. Bei guten Gesprächen, gemeinsamen Erinnerungen und gutem Essen wurde die Woche der Abiturverabschiedung sehr angenehm beendet. Allen Abiturientinnen und Abiturienten nochmals einen herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Reifeprüfung und alles Gute für die Zukunft!
Martin Stübinger
B: T. Schmitt, P. Egeter, M. Böttcher