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Gymnasium Bamberg

Wer ist hier ein Dinosaurier?

 „Abisaurus Rex. Das Ende der Kreidezeit“ – so lautete das Motto des diesjährigen Abiturjahrgangs, wobei nicht ganz geklärt wurde, wer nun die Dinosaurier sind: Die Abiturienten, die als (fast) letzte G8-Generation einer aussterbenden Art angehören, oder das zurückbleibende E.T.A., das von den Abiturienten verlassen wird, bevor es im ewigen Eis erstarrt? Zumindest scheint sie vorbei, die „Kreidezeit“, was nur teilweise auf die digitalen Veränderungen in der Schule bezogen sein dürfte. Und das Ende dieser Ära wurde vom diesjährigen Jahrgang gebührend gefeiert. Nach der Notenverkündung und den nicht immer freiwillig angetretenen Nachprüfungen stand der sogenannte Abischerz am Beginn der Festivitäten.

Getreu der guten Tradition wurde am Montagmorgen der Zugang zur Schule blockiert, und bei sonnigem Wetter mussten die Lehrkräfte in einigen sehr amüsanten Spielen gegen die Schüler antreten. Da wurde zur Freude der am Hügel versammelten Klassen gesungen, getanzt, Pantomime aufgeführt, Musiktitel geraten, Boxen gestapelt, Papierflieger um die Wette geworfen und – unserer Schule gemäß – in kürzester Zeit zwei Lieder komponiert und aufgeführt. Alle Anwesenden jubelten über den gelungenen Abiturscherz, der auch dank der motivierenden Moderation nie langweilig wurde.

Der offizielle Teil folgte dann fast zwei Wochen später, als die offizielle Zeugnisübergabe anstand. Wie jedes Jahr hielt das Wetter alle in Spannung, und selbst als entschieden war, dass die offizielle Zeremonie auf dem Rasenplatz stattfinden sollte und alles schon aufgebaut war, sorgte ein kräftiger Schauer für dunkle Mienen bei den Organisatoren.

Begonnen wurde, auch wie immer, mit einer kirchlichen Feier in der Stephanskirche. Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Aufbruch“. Dazu hatten verschiedene Schülerinnen und Schüler, Paul Neubauer, Samuel Zink, Merle Ulrich und Laurenz Hamann Gedanken zu Abschied und Neubeginn formuliert und immer wieder den Bezug zur Schule sowie zum Glauben hergestellt. Wichtig war allen, dass ein Neubeginn immer auch trotz aller Schwierigkeiten mit großen Chancen verbunden ist. Den Schlusssegen sprach Frank Jenschke. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch Orgelmusik von Christopher Schmidt und Paul Ernst.

Nach einem Sektempfang ging es dann auf den Rasenplatz auf dem Schulgelände, auf dem die Anwesenden inzwischen bei strahlendem Sonnenschein den Schatten suchten. Der Oberstufenkoordinator, Holger Landgraf, begrüßte die Anwesenden, vor allem aber „seinen“ Jahrgang, seine „Dinos“. Dinosaurier wurden ja früher als „wechselwarme, träge und wenig intelligente Tiere“ beschrieben, wie er ausführte, doch er attestierte den scheidenden Schülerinnen und Schülern, dass auf sie eher die Beschreibung als Wesen mit „Anpassungen, die soziale Interaktionen ermöglichten“ zuträfe. Auch wies er auf die Entwicklungen hin, die die Anwesenden zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten durchgemacht hätten – auch wenn manche die Schulzeit als „Jurassic Park 2.0“ mit pädagogischen Fressfreinden, andere dieselbe als „Dino-Freizeitland“ empfunden hätten. Obwohl er sie ungern ziehen lasse, freute er sich über das Ende ihrer Kreidezeit: „Die Zukunft gehört euch!“

Auch der Vorsitzende des Elternbeirats, Dr. Michael Grimm, richtete sein Wort an den Jahrgang. Er warnte davor, dass die momentane Euphorie über das bestandene Abitur und die neuen Freiheiten schnell einer Dysphorie weichen könnte, wenn man vor den Entscheidungen des Lebens und der Erkenntnis, dass Erfolg von Fleiß abhängig ist, steht. Er sprach ihnen aber Mut zu, denn nach Euphorie und Dysphorie stelle sich der Zustand der Harmonie ein.

Die Vorsitzende des Freundeskreises des E.T.A., Cornelia Daig-Kastura, schloss sich mit ihren Gratulationen an und betonte, dass die Anwesenden nun „keine Schüler*innen mehr, sondern Alumni“ seien, also Ehemalige. Und als solche lud sie die Feiernden ein, dem Freundeskreis beizutreten, der mit seiner Unterstützung viele wertvolle Aktionen, Projekte oder Anschaffungen an der Schule erst möglich macht. Aufnahmeanträge hatte sie gleich dabei, damit der Freundeskreis auch in Zukunft für die Schule aktiv sein kann.

Schließlich waren die Schülerinnen und Schüler selbst an der Reihe, das Wort an die Versammelten zu richten, was die Jahrgangsstufensprecherinnen Jule Prell, Matilda Rothmann und Paul Ernst übernahmen.

Matilda begann mit einem Rückblick auf eine Schulzeit, die von Bautätigkeiten am E.T.A. geprägt war, aber auch von den Lockdowns der Corona-Pandemie, was dazu führte, dass die ersten Alkoholerfahrungen dieses Jahrgangs wohl die mit dem Desinfektionsmittel gegen Viren waren. Die kleinen und großen Herausforderungen – in der Schule und weltweit - , denen alle ausgesetzt waren, führten zu einem Gefühl der „Hilflosigkeit, Ohnmacht und Überforderung“. Und, angeregt durch eine Tischkritzelei, stellt sich der Jahrgang die Frage: „Fehlt der Jugend die Wut?“

Jule führte diesen Gedanken weiter aus, indem sie darauf hinwies, dass Wut durchaus eine „unentbehrliche Triebkraft für Wandel und Veränderung“ sein könne, etwas, das sie den Anwesenden ans Herz legen wollte, um als junge Menschen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. „Lasst uns wütend sein!“. Jule drückte in diesem Zusammenhang auch ihre Wertschützung gegenüber der Schule aus, die Veränderungen und Eigeninitiative aus der Schülerschaft stets offen gegenüberstand und diese in Entscheidungsprozesse einband.

Der Dank des Jahrgangs an verschiedene Personen wurde von Paul zum Ausdruck gebracht. Besonders wurden dabei die Eltern, die Lehrkräfte, speziell der Oberstufenkoordinator Herr Landgraf  und der Schulleiter Markus Knebel für seine immer offene Tür erwähnt.

Am Ende der gelungenen Rede wurden alle noch einmal aufgefordert, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, denn, wie es in einem Lied von Rio Reiser heißt: „Wann, wenn nicht jetzt, wo, wenn nicht hier, wie, wenn ohne Liebe, wer, wenn nicht wir?“

Der Schulleiter, Herr Knebel, ging in seiner Rede an den Jahrgang wieder auf das Abi-Motto ein und stellte fest, dass die Kreidezeit von drei Aspekten geprägt war: Die Bewegung von Kontinentalplatten, die Pflanzenvielfalt und natürlich die Dinosaurier. Und all diese Aspekte lassen sich auf die Anwesenden beziehen: Aus vielen kleinen Kontinentalplatten wurden gleich zu Beginn ihrer Schulzeit vier stabile Klassen, auch wenn so mancher Vulkanausbruch oder eine Sturmflut die Platten in Bewegung versetzte. Das soziale Gefüge veränderte sich bis zur Oberstufe, wo es dann egentlich nur noch einen Kontinent gab, der von allen bewohnt wurde. Und in dieser Zeit entwickelte sich auch eine Vielzahl von Arten und Lebensformen, sodass aus den „mehr oder weniger unscheinbaren Pflänzchen“ der 5. Klassen wunderschöne Blütenpflanzen und starke Bäume wurden. Herr Knebel bedankte sich an dieser Stelle auch bei den Gärtnern, die durch regelmäßige Zuwendung und Pflege den Pflanzen zum Wachsen verhalfen, den Eltern und Lehrkräften. Schließlich kam er auf die Dinosaurier zu sprechen und stellte die Frage, wer diese denn nun seien: der scheidenede Jahrgang oder die zurück bleibende Schule? Er entwarf ein Szenario, in dem man sich sowohl Lehrkräfte als mehr oder weniger gefährliche Dinos, aber auch Schülerinnen und Schüler als besonders hochentwickelte, soziale Exemplare vortellen konnte.

Aber die Kreidezeit ist ja nun für den Abijahrgang 2024 vorbei, weswegen Herr Knebel am Ende seiner Rede in die Zukunft blickte: „Ihr seid eine Generation, die bereit ist, die Welt zu verändern, und ihr habt das Rüstzeug dafür in euren Händen.“ Und um zu vermeiden, dass man sich an Rezepten und Vorstellungen der letzten Jahrhunderte orientiert, die bestimmt zum Scheitern führen, gab er ihnen noch einen Wunsch mit auf den Weg: „Bleibt neugierig, bleibt kreative, bleibt offen!“

Im Anschluss kam nun der große Moment, die Überreichung der Abiturzeugnisse. Begleitet von selbstgewählter Musik durfte jede Abiturientin und jeder Abiturient über den roten Teppich auf die Bühne schreiten um ihr bzw. sein Zeugnis in Empfang zu nehmen und den Jubel des Publikums zu genießen. Zudem wurden die Besten des Jahrgangs eigens gewürdigt: Katharina Dörfler empfing eine Ehrennadel des Deutschen Altphilologenverbands für herausragende Leistungen im Fach Latein; Jakob Endres bekam eine Urkunde vom Verein für Sozialpolitik für seine Leistungen im Fach Wirtschaft; Eva Pflaum wurde eine einjährige Mitgliedschaft in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft überreicht und Paul Ernst bekam den DMV Abiturpreis im Fach Mathematik. Auch die besten Abiturergebnisse mit einem Schnitt von über 1,3 wurden mit Geschenken bedacht.

Bei schönstem Wetter stießen alle noch im Schulhof auf das Abitur an, bevor sich die Abiturientinnen und Abiturienten in den Abend aufmachten, um gemeinsam sich, ihren Jahrgang und das „Ende der Kreidezeit“ zu feiern.

Martin Stübinger

Bilder: Pascal Egeter, Martin Stübinger, Jürgen Schlauch, Carolin Baiersdörfer